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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Sie riß den Laser hervor, den sie immer bei sich trug. Die Mündung glühte rot. Judad lächelte noch immer.
    »Dafür wirst du büßen.«
    »Ja«, sagte er nur.
    Oh, nein, dachte sie, und ließ die Waffe wieder sinken. Du wünschst dir einen schnellen Tod. Nein, den Gefallen werde ich dir nicht erweisen.
    Ihr Communer summte.
    Sie kleidete sich an und warf Judad ein letztes Lächeln zu. »Warte auf mich«, sagte sie. »Ich komme wieder. Verlaß dich drauf.«
    Judad antwortete nicht. Er hockte in einer Ecke des Zimmers, mit geschlossenen Augen.
     
    Der hiesige Sicherheitsmanag von V/O Kulturaimport war ein dürrer Mann, dessen Rücken von vielen Jahren gebeugt worden war. Dianne betrachtete ihn kalt, während er in ihr geräumiges und luxuriös eingerichtetes Büro schritt. Hinter ihm schloß sich die Tür.
    »Warum haben Sie mich gestört, Shentan?«
    Der Sicherheitsmanag neigte kurz den Kopf. Betrachtete man nur sein Äußeres, konnte man ihn leicht unterschätzen. Blickte man jedoch in seine Augen … Frost lag darin. Kälte, die sogar Dianne manchmal frösteln ließ.
    Es ist ein gefährlicher Mann, dachte sie. Vielleicht hat er sogar weitergehende Ambitionen. Er befindet sich seit fast zwei Jahrzehnten auf Haydrath. Wahrscheinlich würde er jede Gelegenheit wahrnehmen, von hier fortzukommen. Die beste war, örtlicher Generalmanag zu werden.
    Dianne lächelte.
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie bei wichtigen Dingen gestört habe«, sagte Shentan. Seine Stimme war überraschend dunkel. Sie schien überhaupt nicht zu seiner Figur zu passen. In seinen Augen glitzerte es. Dianne war wachsam. Was wußte er von ihr?
    »Ich bin immer mit wichtigen Dingen beschäftigt.«
    Shentan sah sie an. In seinen Händen hielt er eine Folie. »Ich habe hier etwas für Sie.« Er reichte die Folie weiter. Sie warf einen kurzen Blick darauf, aber sie dachte währenddessen an Judad und ihre Entstellung.
    Es war ein wissenschaftlicher Bericht. Sie interessierte sich nicht dafür. Sie interessierte sich nur für die Bilanzen und Gewinnermittlungen. Damit konnte sie etwas anfangen.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte sie, und diesmal klang ihre Stimme weich wie Samt. »Unterrichten Sie mich bitte in knappen Worten.«
    »Wie Sie wünschen. Manag.« Er nahm die Folie wieder an sich und ließ sich dann in einem der Besuchersessel nieder.
    Natürlich, dachte Dianne. Er will meinen Posten. Er fühlt sich in meinem Büro schon viel zu sehr zu Hause. Ich werde daran denken müssen.
    »Es sind zwei Berichte, die vielleicht zusammenhängen«, begann Shentan. »Der eine stammt von einer astronomischen Forschungsstation im Südpolarkreis. Aus den aufgerührten Untersuchungsergebnissen geht hervor, daß sich die Rote Riesensonne zu verändern beginnt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Und das bedeutet?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das wissen die Astronomen nicht genau. Haydrath verfolgte eine außerordentlich komplizierte Umlaufbahn. Ein echtes Haydrathjahr dauerte 176 Standardjahre. Der Planet kommt während einer Umkreisung den beiden Sonnen mehrmals nahe und entfernt sich wieder.«
    Dianne wurde allmählich ungeduldig. Sie dachte an Judad. Süße Rache. Unwillkürlich ballte sie die Fäuste.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl. Manag?«
    »Wie? Doch. Mir geht es gut. Sehr gut sogar. Fahren Sie fort.« Sie fluchte in Gedanken. Sie würde heute noch einmal die Geheimkammern aufsuchen und sich an den Ätherischen Gesängen ihrer Glimmsteine erfreuen. Es mochte sie beruhigen.
    »Alle Einzelheiten dieser Umlaufbahn sind noch nicht klar«, sagte Shentan. »Nun, jetzt scheint es fast so, als handele es sich bei der Roten Riesensonne um eine zyklische Veränderliche. Sie schrumpft. Manag. Und eine Extrapolation ergibt, daß sie weiterschrumpfen wird.«
    »Und?«
    »Es könnte kalt werden.«
    »Es ist bereits jetzt kalt auf Haydrath.«
    »Es könnte wirklich kalt werden.«
    Dianne begann zu begreifen. »Eine zyklische Eiszeit, meinen Sie?« Sie dachte nach. Dann kicherte sie. »Falls Sie es noch nicht wissen: Wir haben die Möglichkeit, zu heizen.«
    Er sah sie nur groß an. »Das ist noch nicht alles. Unserer linguistischen Abteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsübersetzung von Hieroglyphen einiger Glimmsteine gelungen. Wir haben die mentalen Eindrücke der an diesem Projekt beteiligten Treiber mit dem Extrapolationsblock der Auswerter gekoppelt. Das ist dabei herausgekommen.« Er wies erneut auf die Folie.
    »Sprechen Sie.«
    »Feuerregen.«
    »Wie

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