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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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sprang dann auf einen Felsvorsprung. Das brechende Eis des Gletschers blieb hinter ihnen zurück. Vor ihnen lag der Zugang zu einem weiteren Tiefental: vereist, mit aufragenden Schneeböen.
    Kristallstaub rieselte nieder.
    Tairit blickte erschrocken empor.
    »Zu spät«, sagte er matt. »Es ist zu spät. Es beginnt bereits. Die Kristallstaubseen werden instabil und senken sich dem Tiefen Land entgegen. Die Kalten Geister werden wachsen und blühen. Überall. Und die Schwarze Träne …«
    Judad tastete unwillkürlich an seinen Gürtel. Er wußte, was der junge Mulcalin meinte. Wenn sie die Kraft der Träne einsetzten, um sich gegen die Unbilden der Natur zu wehren, dann würde erneut das Sanfte Fieber in ihm ausbrechen. Nur der Ätherische Gesang des Juwels hielt es in Grenzen, manchmal mehr, manchmal weniger. Judad begriff den Prozeß nicht ganz, mit dem man auf mentalem Wege einen Kontakt zu diesem prächtigen Glimmstein herstellen konnte. Er begriff nur, daß Tairit dazu in der Lage war, und daß die Träne ein wirklich außerordentliches mentales Potential darstellte. Doch … wurde es von Tairit eingesetzt, dann löste sich die Barriere auf, die das Sanfte Fieber umgab.
    Die Schattenleguane sprangen weiter. Über eisbedeckte Felsnadeln, an knirschenden Wänden vorbei, trotz bebender Erde und Kristallregen. Überall begannen nun die Frostblumen zu wachsen, und mehr als einmal vernahm Judad ihren verlockenden Ruf, der seine Gedanken zu lähmen vermochte. Tairit hatte ebenfalls. Schwierigkeiten. Manchmal schwankte er im Sattel, und er schwitzte in der Kälte. Xala ging es gut. Für sie schienen die Stimmen der Frostblumen gar nicht zu existieren, denn sie besaß einen geweihten Namensstein. Judad nickte sich zu. Das Mosaik hatte sich zusammengefügt. Judad begriff nun die Gefahr in ihrem ganzen Ausmaß. Und er war wie die beiden Mulcalin der Überzeugung, daß in Tulath und den anderen menschlichen Niederlassungen auf Haydrath nicht ein einziger verstand, was wirklich geschah.
    Der Schattenleguan knickte mit den Vorderläufen ein. Tairit wurde aus dem Sattel geschleudert und segelte direkt auf eine Frostblume zu. Sie zerbrach bei seinem Aufprall, und die einzelnen Kristalle begannen sofort emporzusteigen, um sich mit den anderen Wolken weiter oben zu vereinigen. Xala zügelte ihren Leguan. Judad sprang ab und war mit einigen raschen Schritten bei dem jungen Mulcalin. Tairit blutete aus mehreren Schnittwunden im Gesicht, und das Blut begann in der intensiven Kälte bereits zu erstarren.
    Die Schnittwunden waren nicht gefährlich. Gefährlich war, daß er eine Frostblume berührt hatte.
    »Ich …« Er hustete.
    »Nicht sprechen.« Judad sah Xala an. Das Licht des in Flammen stehenden Himmels machte sie geisterhaft blaß.
    »Er wird sterben«, flüsterte sie ihm zu. So leise, daß Tairit es nicht verstehen konnte. »Er hat keinen Namensstein. Er ist ohnehin geschwächt. Er hat keine Chance.«
    »Kannst du ihm nicht helfen? Mit deinem Namensstein?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Ein Prete hat ihn auf mein Ich geweiht. Damit kann ich ihm nicht helfen.«
    Tairit stöhnte leise. Seine Augen wurden trüb. Er starb. Und er starb schnell.
    Judad zögerte nur kurz, dann löste er die Schwarze Träne von seinem Gürtel und konzentrierte sich auf die Hieroglyphen. Wieder schienen die Zeichen und Symbole vor ihm anzuwachsen, bis der Schnee verblaßte und selbst das Licht des Feuerregens trübte sich. Jemand berührte ihn an der Schulter, aber das war nicht wichtig. Es gehörte einer anderen Welt mit einer anderen Realität an.
    Als er damit begann, seine Kraft in den Körper des Mulcalin hineinzulenken, entstand in Judad sofort wieder die Hitze des Sanften Fiebers. Er versuchte, die damit verbundenen, sich intensivierenden Schmerzen zu ignorieren. Das Leben in Tairit war nur noch ein blasser Funken. Er drang weiter vor.
    Der Schmerz in ihm wurde unerträglich.
    Judad krümmte sich zusammen und zog sich einen Augenblick lang zurück. Genau in dieser Sekunde hörte er die andere Stimme in seinen Gedanken.
    Judad! Bei Yggdrasil, Judad, du mußt mir helfen!
    Und er spürte Schmerz, der nicht sein eigener war. Er sah das Bild einer sonderbaren Pflanze. Er spürte, wie sich giftige Dornen in eine Haut bohrten, die nicht ihm gehörte.
    »Noelle!« schrie er.
    Sie war in Gefahr. Sie starb. Genau in diesem Augenblick.
    Judad öffnete seine PSI-Sinne vollständig, umfaßte das große Potential der Schwarzen Träne mit zwei

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