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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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gesteuert werden, hast du das gewußt, Noelle?«
    Die Terranautin warf dem Protopkäfig mit ihrer Meduse einen Blick zu. Die Boratdy-Freundin bewegte sich noch immer und schlug mit ihren Nesselfäden. Die Protopwandung löste sich weiter auf. Wieviel Zeit noch?
    »Und jetzt …«, flüsterte Dianne und betätigte Tasten. »Die Sprengköpfe der nuklearen Boden-Luft-Raketen in den Silos außerhalb der Stadt.« Sie sah Noelle für einen Augenblick an. In ihren Augen flackerten helle Flammen.
    »Diese Anlagen stammen noch aus der Zeit der Konzernkriege.« Wieder das Lachen, bei dem es Noelle kalt den Rücken hinunterlief. »Einmal hat ASK versucht, Haydrath anzugreifen. V/O Kulturaimport hat den Angriff zurückgeschlagen. ASK hat Milliarden Verrechnungseinheiten verloren. Milliarden!«
    Andere Schaltungen.
    »Ich werde sie auslöschen. Alle. Niemand wird sich an meinen. Glimmsteinen vergreifen. Sie gehören mir. Und nur mir. Sie haben es sich selbst zuzuschreiben.«
    Der Bildschirm eines Monitors erhellte sich. Externe Kontrolle auf Vollaktivität.
    Ein Sensorpunkt.
    Sprengköpfe der Boden-Luft-Raketen entschärft. Startfreigabe bei Code 19/27.
    »Bei Yggdrasil!« schrie Noelle und warf sich gegen die energetischen Fesseln. »Das kannst du nicht tun!«
    »Sie selbst tragen die Verantwortung. Sie alle haben sich gegen mich gestellt. Es ist Notwehr. Es ist wie eine göttliche Strafe.« Der Gesang der Glimmsteine … nun so intensiv, daß er schmerzte.
    Eine Taste.
    Code wird bestätigt. Zündung auf Befehl durch externe Kontrolle.
    »Dianne du zerstörst die ganze Stadt. Tausende von Menschen werden sterben.«
    »Sie tragen selbst die Verantwortung.« Sie wandte sich wieder der Tastatur zu und schickte sich an, den Zünder zu betätigen.
    Noelle begriff, daß sie keine andere Wahl mehr hatte. Sie mußte handeln. Und das sofort. Wenn sie nicht eingriff, starb Tulath den Nukleartod.
    Sie öffnete ihre PSI-Sinne auf einen Schlag und schleuderte einen mentalen Speer in das Schaltpult. Eine Stichflamme züngelte darauf hervor. Schaltkreise verbrannten, mikroelektronische Elemente verkochten. Ein zweiter mentaler Arm jagte aus ihrem Kerker heraus und trieb hinaus in die Einöde Haydraths.
    Judad! Bei Yggdrasil, Judad, du mußt mir helfen!
    Noelle spürte den Schmerz kaum, als sich die Giftdornen der Purpurnen Orchidee in ihre Haut bohrten und ihren tödlichen Inhalt in ihren Blutkreislauf pumpten. Sie wußte natürlich, daß sie keine Chance hatte. Sie hatte es vorher gewußt.

10
    Einige Tage war die Karawane unterwegs gewesen. Mulcalin aus anderen Dorfgemeinschaften hatten sich angeschlossen, und die Schlange aus Schattenleguanen und zu Fuß Marschierenden war ständig gewachsen. Die Tage waren dunkel gewesen, und die Nächte noch finsterer.
    Jetzt aber war das Ziel erreicht.
    Hyretth, Stadt der Nichtmenschen im Südosten des Mulcalin-Landes. Es war die größte Ruinenstadt, die die Nichtmenschen hinterlassen hatten. Und aus Gründen, die niemand erahnen konnte, war sie auch nicht annähernd so zerfallen wie all die anderen Städte in den Tiefentrichtern.
    Sie hatten die Zelte aufgeschlagen. Die Barden stimmten die Gesänge an, und ihre Helfer schlugen die großen Trommeln. Weit hallte der Klang über das schnee- und eisbedeckte Land. Weit trug der Wind die Melodien mit sich, die mal traurig und dann wieder hoffnungsvoll klangen.
    Danach breitete sich Schweigen aus, und die Preten aller Dorfgemeinschaften begannen mit den nötigen Vorbereitungen. Sie ordneten die Granitopale zu bestimmten, den Hieroglyphen nachempfunden Mustern an. Sie ließen Kalte und Warme Flammen wachsen, und ihr Glanz tauchte die hoch aufragenden, porösen Mauern der Gebäude in helles Licht. Der Schnee war wie eine weiße Decke, der ödes Land verbarg. Und der Wind …
    Er trug nun bereits den Duft der erwachenden Titanengeister in seinen ausgebreiteten Armen. Und der Himmel …
    Er war grell.
    Er flammte in hellem Feuer. Doch die Wärme des Feuerregens reichte nicht bis in die Tiefenschluchten Haydraths hinab. Sie verausgabte sich in den Bereichen der Immerwährenden Winde. Sie spaltete die Wolken aus feinem Kristallstaub, und die durcheinander gebrachten Höhen- und Tiefenböen zerfaserten die Wolken weiter.
    Es begann zu regnen.
    Kein Schnee und kein Wasser. Feiner und feinster Kristallstaub, der im Licht der Granitopalflammen aufleuchtete und prachtvoll schimmerte. Kinder folgten diesem Naturschauspiel mit offenem Mund. Barden vergaßen ihre

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