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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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mentalen Armen und zerrte es an sich. Er war in diesem Augenblick nur von einem Wunsch besessen, seiner Schwester zu helfen.
    Der Glimmstein reagierte.
    Die Körper von Tairit, Xala, der beiden Schattenleguane und Judad lösten sich auf. Nur einen Atemzug später schien es, als hätten sie nie existiert.
    Der Wind heulte. Er brachte weiteren, herabregnenden Kristallstaub. Auf ganz Haydrath.
     
    Die Lichtfinger der Suchscheinwerfer tasteten durch die Finsternis. Dunkle Gestalten, Schatten gleich, fast konturlos, huschten hierhin und dorthin. Explosionen dröhnten und warfen Feuerblumen in die Höhe. Die Blitze von Lasern jagten über Gebäudewände. Manchmal ertönten Schreie.
    Ennet Chrisnansen warf sich in eine Grube und entging so dem Laserfunken. Der Glutstrahl raste dicht über ihn hinweg, ließ Schnee und Eis verdampfen und als feinen Eisregen wieder niedergehen.
    »Das Munitionsdepot!« rief er. Bombenwerfer husteten und spuckten. Ennet sah auf die Anzeige des Communers. Die Sensoren leuchteten grün. Die Verbindung funktionierte also. »Wir müssen unbedingt das Depot in unsere Hand bekommen. Dort lagern stärkere Waffen.«
    Ein zweiter Energieblitz. Christiansen rollte sich auf die Seite und erwiderte das Feuer. Der fahle Schein glitt aus der Grube hinaus und fuhr in das Gesicht eines näher rückenden Graugardisten. Der Mann starb, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben. Noch einmal feuerte Ennet, und zwei weitere Graue suchten wieder Deckung.
    Er drehte sich um.
    Er spürte die Kälte gar nicht mehr. Ganz in seiner Nähe, am Rande der Grube, lagen die Leichen von zwei Kameraden. Die Dunkelheit verbarg ihre Wunden.
    Das Munitionsdepot war ganz in der Nähe, nur noch einen Steinwurf entfernt. Doch die Graugardisten leisteten erbitterten Widerstand.
    Über den Lautsprecher des Communers kamen Bestätigungsmeldungen der anderen Gruppenführer.
    Plötzlich wurde es hell.
    Christiansen legte den Kopf in den Nacken. Der Himmel Haydraths stand in Flammen, Finsternis löste sich übergangslos auf. Tausende von Meteoriten, dachte Christiansen. Vielleicht sogar Hunderttausende.
    Sie drangen in die obersten Luftschichten der Atmosphärenseen ein und verglühten dort. Kaum war einer verblaßt, zogen zwei andere ihre grellen Feuerspuren. Der Himmel war ein einziges gewaltiges Flammenmeer. Die Kristallstaubseen glitzerten silbern im sternenlosen Licht.
    Es begann zu regnen. Kristallstaub.
    »Die Grauen!« rief jemand. »Die anderen Grauen kommen zurück.«
    Ennet Christiansen drehte sich um und justierte seine Waffe. Die Kälte des Schnees … plötzlich spürte er sie wieder, tief in seinem Innern, nahe seinem Herzen. Die Gleiter kehrten zurück, mit grellen Bugscheinwerfern und kochende Glut spuckenden Laserkanonen. Menschen schrien. Die Grauen gaben keinen Ton von sich. Sie rückten vor.
    Christiansen begriff, daß seine Gruppen keine Chance mehr hatten. Vielleicht war es von Anfang an so gewesen. Vielleicht war von vorneherein alles aus Verzweiflung und Wut und Zorn geboren worden. Jetzt war es zu spät.
    »Rückzug!« rief er und winkte. Die Gardebasis lag nun so hell vor ihnen, als gehörte die Tagesdunkelheit wieder der Vergangenheit an. Es war ein seltsames Licht … heiß und dennoch kalt. Am Stadtrand Tulaths kalbten die Gletscher:
    Riesen aus Frost, unbarmherzig weiter vordringend.
    Wir werden sterben, dachte Christiansen und suchte nach einer Möglichkeit, seine Deckung verlassen zu können, ohne sofort erschossen zu werden. Wir alle!
    Direkt vor ihm begann ein seltsames Gebilde zu wachsen. Es war von einer exotischen, berauschenden Schönheit, und es wirkte zerbrechlich. Es sang. Es sang mit einer herrlichen Stimme, die alles andere übertönte: die Schreie sterbender Menschen, das zornige Zischen und Fauchen der Laser, die explodierenden Bomben, die dröhnenden Gletscher.
    Ennet Christiansen erhob sich langsam. Die Waffe fiel zu Boden und blieb im Schnee liegen. Aus den Augenwinkeln sah er, daß die anderen Untergrundkämpfer ebenfalls ihre Deckungen verließen.
    Und die Grauen …
    Sie sanken zu Boden, mit verklärten Gesichtern. Sie dachten nicht mehr daran, den Aufstand niederzuschlagen. Auch sie vernahmen die Gesänge der Frostblumen, trotz ihrer Konditionierung. Auch sie erlagen der Ätherischen Verlockung. Sie hatten den Kampf vergessen.
    Die Kälte in seinem Innern machte Wärme Platz, als er den Frostblumen entgegenschritt und die Hände nach den Millionen zusammengebackenen Kristallen

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