Die Terranauten TB 16 - Das Techno-Team
nickte. »Ich glaube, davon kann man mit Sicherheit ausgehen.«
Lux Jamaica, der nicht weit entfernt saß, hatte das Gespräch mitangehört. »Freunde!« Seine Stimme hallte durch den Saal. »Brüder und Schwestern! Mollyfolks! Die Lebenswächter sind ein für allemal beseitigt. Diese Rettung haben wir den vom Klamatz-Regime, von den Techno-Welten so geschmähten Terranauten und den Lenkern, ihren Verbündeten, zu verdanken. Wir müßten unbelehrbar sein, blind für die Verhältnisse der Gegenwart, die Erfordernisse der Zukunft, würden wir darin keinen Beweis für die Überlegenheit der neueren, non-technologischen Tendenzen und Trends in der Evolution des Menschengeschlechts sehen. Aber wir sind nicht blind. Wir müssen uns fragen, welche Entwicklung unsere Welt künftig nehmen soll. Längst sind viele von uns der Meinung, daß die alte Orientierung auf mechanische Technik, Elektronik und Industrie ausgedient hat.«
Etliche Buh-Rufe ertönten, aber der Zwerg ließ sich nicht beirren. »Freilich, ich weiß, daß in dieser Sache die Ansichten auseinandergehen. Aber die Erfahrungen, die wir alle im Laufe der vergangenen Wochen gemacht haben, sollten uns allen, jedem einzelnen, ein Anlaß zu gründlichem Nachdenken sein. Dazu wird auch ein Prüfen der Frage gehören müssen, ob die Zukunft von Molly Vier durch die Umwandlung in eine Bio-Welt gesichert werden kann.«
Nicht wenige Protestrufe wurden laut. Ein Wirrwarr von Stimmen machte Lux für einen Moment das Weiterreden unmöglich. Besonnen wartete Lux, bis er seine Ausführungen beenden konnte. »Doch ich möchte kommenden Entwicklungen nicht vorgreifen. Selbstverständlich wird eine demokratische Entscheidung aller Mollyfolks das Künftige bestimmen. Aber soweit ist’s noch nicht.«
Während dieser Worte war Lux’ Blick zum Portal des Konferenzsaals hinübergeschweift, und da die allgemeine Aufmerksamkeit ihm galt, hatte außer ihm noch niemand das Grüppchen bemerkt, das nun hereinstrebte. »Gegenwärtig müssen wir uns mit etwas anderem befassen. Oder vielmehr mit jemand anderem. Nämlich mit Johorgho Klamatz. Da ist er!«
Lux streckte einen Arm aus, wies zum Eingang. Sämtliche Anwesenden wandten die Köpfe in dieselbe Richtung.
Drei bewaffnete Rebellen führten den gestürzten Despoten herein. Das Clan-Oberhaupt war endlich in seinem Versteck aufgespürt und herausgeholt worden. Klamatz hatte keinen Widerstand geleistet. Zu so etwas war er nicht mehr fähig.
Als Lux auf das Erscheinen des gescheiterten Despoten aufmerksam machte, hatten Chantal Maikowin, der Anamorphot und Hege Krotzer mit Ausbrüchen des Zorns gerechnet. Aber es blieb, abgesehen von verschiedentlichem Gemurmel, ruhig im Saal. Alle Versammelten starrten Klamatz an. Doch es kam zu keinerlei Bekundungen von Haß oder Empörung.
Wären nicht das unverwechselbare Platin-Exoskelett, die kuppelförmige Schädeldecke aus Platin, der silberne Stirnreif mit Mäander-Muster und filigranen goldenen Intarsien, die kunstvollen Gold- und Silberimplantate im Gesicht sowie die unverkennbare Fettleibigkeit gewesen, man hätte Johorgho Klamatz kaum wiedererkannt. Was man von seiner Haut sah, war – vermutlich infolge eines Schockzustands – fahl und bleich wie Wachs; er schlurfte wie ein Siecher einher, so schwerfällig und täppisch, als wäre seine Motorik auf das Notwendigste reduziert worden, oder als wäre er innerhalb der letzten Stunden auf unerklärliche Weise zum Tattergreis gealtert; seine Hände schlotterten wie bei einem Gelähmten, den Mund hatte er so fest zusammengepreßt, daß die von Natur aus wulstigen Lippen jetzt so dünn wie verschorfte Wundränder wirkten; und seine Augen blickten stier und glasig drein. Er folgte seinen Bewachern völlig willenlos zur Konferenztafel.
Farija neigte sich zur Psychomechanikerin hinüber. »Was ist mit ihm?«
Die Maikowin konzentrierte sich einen Moment lang, tastete flüchtig Klamatz’ Egosphäre ab. »Er hat den Verstand verloren. Ich hab’s schon gemerkt, als ich die semipsionische Sonde geortet habe.« Ihr schauderte. »Bei der Grünen Erde! Autistische Katatonie. Er hat sich vollkommen in sich selbst zurückgezogen. Sein Innerer Kosmos ist für ihn die einzige existierende Welt geworden.«
»Sie meinen, er ist verrückt?« hakte der Anamorphot nach. »Das habe ich mir immer schon gedacht.«
»Er ist krank«, sagte die Mentalanalysatorin.
»Und was ist aus den ganzen anderen Clan-Mitgliedern geworden?« wollte Farija wissen.
»Die
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