Die Terranauten TB 16 - Das Techno-Team

das Regime jahrelang gestützt hatten, vor dem Volkszorn retten. »Sie haben versprochen, die Lebenswächter zu beseitigen«, nörgelte Prof. Shaman weiter. »Was taugt Ihre Hilfe, wenn eine Lebenswächter-Generation die andere ablöst? Sie sollten das Ihre tun, um die Lebenswächter-Krise ein für allemal zu beheben, statt hier in Dinge hineinzureden, zu denen wir von ihnen keine Ratschläge brauchen.«
    Das war eine gerissene Argumentation, der Llewellyn im Moment nichts entgegenzuhalten wußte. »Auf gewisse Weise haben Sie recht«, gestand er widerwillig zu. »Allerdings sind die Lebenswächter für uns genauso ein Rätsel wie für Sie.« Er blickte hinüber zu Klamatz, aber der Titan-Technikus saß nur in all seiner Aufgedunsenheit da, reglos und scheinbar leblos, als wäre er ein defekter Androide, und sagte kein Wort. »Bedenken Sie, daß wir wenige sind, und die Probleme viele …«
    In dieser Sekunde flogen mit einem Krachen die Türflügel des Portals auf, Lärm und Stimmengewirr drangen in den Konferenzsaal, und gut zwanzig Personen, Männer und Frauen, drängten in den Saal, begleitet von Bewaffneten und Kampfrobotern. Im Handumdrehen brachten sie den Saal unter ihre Kontrolle. Entladungen aus Stunnern fällten die Beamten an der Konferenztafel, als ein paar von ihnen Waffen ziehen wollten.
    Johorgho Klamatz reagierte überhaupt nicht auf das Geschehen. »Wie sollen wir dies Verhalten verstehen, Kolumban?« rief dagegen Prof. Shaman indigniert.
    Eine Antwort blieb ihm versagt. Während die Bewaffneten – Männer in paramilitärischer Ausrüstung – die Tafel umstellten, ihre Waffen auf Shaman, Klamatz und Llewellyn sowie dessen Kameraden richteten, reihten sich die übrigen Eindringlinge an einer Wand auf; die Kampfroboter sicherten die Türen.
    »Was ist denn das für eine Bande?« wandte sich Chantal Maikowin im Flüsterton an den Riemenmann.
    Hastig tastete Llewellyn die Egosphären der Frauen und Männer ab. Allesamt waren sie ebenso luxuriös wie affig herausgeputzt, der technokratisch-elitären Mode entsprechend mit Implantationen von Metall, Protop, Kristall und ähnlichem Firlefanz ausgestattet. Nur eine Person wich davon ab.
    Das ist der Klamatz-Clan, teilte Llewellyn auf telepathischer Ebene der Maikowin mit. Man hat sich entschlossen, Johorgho Klamatz abzuservieren. Und der Bärtige ganz rechts, der die schlichte Kombination trägt, das ist Karlos Theta-Vierzehn, der Delegierte der Techno-Welt Gharlapond, der aus Klamatz’ Geiselhaft geflohen ist. Anscheinend hat er sich mit dem übrigen Clan verbündet.
    Wie um nicht länger Zweifel über den Zweck des Treibens bestehen zu lassen, kam nun ein hochgewachsener, untersetzter Mann zur Konferenztafel; sein breites, plattes, blasses Gesicht wirkte durch den schwarzen Backenbart noch breiter und blasser; in seiner Haut staken unregelmäßige, mit Rohedelstein-Applikationen besetzte Platten aus Bruchprotop, so daß er fast an ein gepanzertes Ungetüm erinnerte. Seine Bewegungen fielen geziert und geckenhaft aus und standen in bemerkenswertem Gegensatz zu seiner robusten Erscheinung.
    »Erlauben Sie, daß ich mich vorstelle«, sagte er mit einem knappen Nicken zu Llewellyn, der Maikowin und den zwei Neuen Lenkern. Er verwendete seine dunkle Stimme zu einem gestelzten Tonfall. »Ich bin Franjo Kolumban, Stiefbruder der zu unser aller Trauer durch die Achtlosigkeit ihres Gatten tragisch ums Leben gekommenen High Lady Claribella Wu Klamatz-Klamatz und gegenwärtiger Ausführungsbevollmächtigter des Klamatz-Clans.« Er bemühte sich um ein Lächeln, das zwischen den Bruchprotop-Scheiben in seinen Wangen zwangsläufig verzerrt geriet. »Und Sie müssen der berühmt-berüchtigte Terranautenführer Llewellyn sein. Ich bedaure sehr. Sie nicht eher kennengelernt zu haben. Aber Seine Stählerne Serenissität …« – er sprach die Johorgho Klamatz vorbehaltene, förmliche Titelnennung mit deutlichem Hohn aus – »… hat uns leider immer von der Politik auszuschließen versucht. Doch jetzt werden wir unter seine verantwortungslose Stümperei einen Schlußstrich ziehen. Bitte fassen Sie’s nicht persönlich auf, daß hier Waffen auf Sie gerichtet sind. Wir legen lediglich Wert auf einen reibungslosen Ablauf der Aktion.«
    Der Riemenmann musterte Kolumban und gab sich Mühe, beherrscht zu bleiben. »Erstens können gewöhnliche Waffen uns nichts anhaben«, erwiderte er mit Betonung, »und zweitens interessieren Ihre Familienangelegenheiten uns nicht. Wir