Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
von Sonnen der Spektralklassen A und B ein Strahlungs-Maximum im unsichtbaren kurzwelligen Bereich ergibt. Und genau diese für alle normalen Lebewesen gefährliche Strahlung brauchten wir, um eine Art elektromagnetische Hohlwelt innerhalb der Plejaden zu konstruieren – eine gigantische Hohlkugel aus gestauten Protonen, in etwa vergleichbar mit dem Stau des Sonnenwindes vor dem irdischen Magnetfeld.
Wir wollten von Anfang an keine klassische Hauptfigur, sondern eine Gruppe, ein Team, vergleichbar mit Robert Sheckleys »Spezialist«. Die Sonderbegabung der Serienhelden sollte darin bestehen, daß alle neurologischen bzw. elektrischen Prozesse in Nerven, Ganglien usw. anders als bei normalen Menschen verliefen. Lebewesen im Trommelfeuer kurzwelliger Strahlung hätten auch unserer Hypothese nach nur überleben können, wenn alle Nervenimpulse so wahnsinnig schnell wechseln, daß sie nicht mehr »störbar« sind. Unter normalen Bedingungen reicht ein Lichtquant in zehn Meilen Entfernung, um vom menschlichen Auge noch registriert zu werden. Die gleiche Empfindlichkeit sollte für alle Reizleitungen im Körper gelten.
Natürlich wäre in dieser energiegeladenen Umwelt auch kein normales Denken möglich gewesen. Im Hexenkessel einer gigantischen Protosphäre wäre – wenn überhaupt – alles Wahnsinn oder bestenfalls ein Trümmerhaufen schnell wechselnder Halluzinationen gewesen, wie ihn keine Mixtur aus Bilsenkraut, Schierling und Peyotl auch nur annähernd erreicht hätte.
Hier sollte – lange vor dem Boom der Fantasy und sicherlich auch angeregt durch die Hippie-Bewegung – unser Konzept beginnen: in einer fernen Welt aus Wahn und Magie, Zauber, Aberglaube und drogentripähnlichen Bewußtseinszuständen, aus fehlinterpretierten Umwelteindrücken, Neurosen, Paranoia und der ständigen Gefahr von Nervenzusammenbrüchen im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wollten mit dem »Abschaum der Sterne« beginnen, mit Ausgeflippten, kaputten Typen, Freaks, Mißgeburten und ins Skurrile verzerrten Lebewesen, von denen jedes ein ganz besonders typisches menschliches Merkmal als Chance und gleichzeitig als Gefahr für sich selbst und andere repräsentierte – und alles zusammen in einer »Archipel-Gulag-Situation«, fern jeder bekannten Zivilisation. Der besondere Reiz lag in den Möglichkeiten, aktuelle Wahnsinnserscheinungen und Rituale unserer Gesellschaft überspitzt darzustellen.
Andererseits hätten die Hauptpersonen die Fähigkeit entwickeln müssen, wahr und unwahr unterscheiden zu können. Hier lag nach unserer Meinung ein interessanter Ansatz, die Leser »häppchenweise« von Klischeevorstellungen zu befreien. Genau dieser Punkt war es übrigens, der später zu einer Revision des ganzen Konzeptes führte.
Doch soweit war es noch nicht. Im Ur-Konzept hätten die Protagonisten keine Schrecksekunden mehr gekannt, keine Instinkte aus früheren Entwicklungsstufen und keine anerzogenen Verhaltensmuster. Die Hauptpersonen hätten außerordentlich vorsichtig, aber gezielt riechen, hören, schmecken und sehen können. Sie hätten Radiowellen ebenso verstanden wie Farben und die energetische Aura von anderen. Und sie hätten Raumschiffe ohne physikalisch-mechanische Verfahren treiben können. Da sich die Hauptpersonen mit jeder Erfahrungsstufe immer freier und gleichzeitig »nackter« gefühlt hätten, wären Methoden erforderlich geworden, um sie vor ihrer eigenen »Gottähnlichkeit« zu schützen. Es wären verschiedene Himmel in einem faszinierenden Raum-Zeit-Kontinuum möglich gewesen: bei uns hieß es Weltraum II, Weltraum III usw.
Und schließlich wären die Hauptpersonen immer menschlicher geworden – bis sie eines Tages das Ziel ihres TERRANAUTENtums erreicht hätten, um die Erde neu zu besiedeln.
Zu den wichtigsten Charakteren gehörten z.B. ein niemals körperlich kämpfender Parzival (David), ein eitler Cyborg, die kindliche Feen-Königin (Narda) und die Urform des Riemenmannes (der mir später als Mischung aus Conan und Alexis Zorbas vorkam.) Dieses Konzept, den TERRANAUTEN-Schriftzug mit dem verdrehten A, die Planung für 100 Romane, Beschreibungen von Gerätschaften in einem archaisch-mythischen Techno-Arsenal und Handlungsorten einschließlich von Datenschlüsseln und Schreibweisen, Definitionsrastern sowie zwei Muster-Manuskripten haben wir vor zehn Jahren, Anfang April 1977, dem BASTEI-Verlag als Heftserie und/oder Taschenbuch-Reihe angeboten.
Die erste Verlagskonferenz
»… wir finden, daß Ihre Arbeit
Weitere Kostenlose Bücher