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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Entladestellen frei wurden. In der Ferne zeichneten sich im Nebel die Konturen der Pontonpumpen ab. Dort reichten dicke Rohre aus flexiblem Stahl bis zum Meeresgrund hinab, und die unerbittlichen Zähne stählerner Fräsen und Bohrkronen nagten sich in das Sedimentgestein, um die Lager aus fossilen Brennstoffen anzuzapfen, die man nördlich der Koralleninseln gefunden hatte.
    Die Koralleninseln, dachte Piter Dyke-Clonner und seufzte erneut. Weißer Strand, Palmen, deren Wipfel sich im lauen Wind hin und her neigten, Sonne, und Wärme und kristallklares Wasser. Ruhe und Entspannung …
    Das Institut für biophysische Forschung und Gentechnologie befand sich auf Aurora, einer der fünf Hauptinseln des Korallenatolls, und wenn Piter an die Zeit zurückdachte, die er dort verbracht hatte, regte sich eine tiefe Melancholie in ihm, eine Schwermut, der sich wie ein körperlich spürbares Gewicht auf ihn senkte. Verschwendung von wertvollem Biomaterial – so lautete der Vorwurf. Ein Fehler, ein einziger Fehler nur – und das hatte seiner vielversprechenden Karriere als Geningenieur ein Ende gesetzt.
    Das Kosten der verbotenen Frucht, dachte er in einem Anflug von Selbstironie, der Biß in den Apfel, der mich das Paradies kostete …
    »Experte Clonner?«
    Er wandte den Kopf. Einer der Sekretäre des Regenten war an ihn herangetreten, ein kleiner und kahlköpfiger Mann von unbestimmbarem Alter, ein Wicht mit dem Gebaren eines Inquisitors.
    »Ja?«
    »Regent Corboran ist nun bereit. Sie zu empfangen, Clonner.«
    Piter zwinkerte einige Male, und die Vision von einer Insel namens Aurora verflüchtigte sich. Statt dessen zeichnete sich ein anderes Bild vor seinem inneren Auge ab: die kalten Staubwüsten von Eschna, im Norden Karshims, die öde Weite der großen Mulde östlich von Jymlath, das immerwährende Raunen der Dünung, die Stürme, die dort nun den nahen Winter ankündigten, die zugigen Baracken, das schale Essen, das eintönige Brummen von Generatoren, das seelische Ächzen angesichts einer Welt, die ziemlich genau Piters Vorstellungen von der Hölle entsprach.
    Dyke-Clonner bedachte den Sekretär mit einem knappen Nicken, eilte an ihm vorbei und betrat die fensterlose Vorkammer.
    Hinter ihm schloß sich die massive Tür mit einem deutlich vernehmbaren Klicken.
    Das Zimmer, in dem er sich nun befand, war ohne jede Einrichtung, doch Piter wußte natürlich, daß sich in den Wänden komplexe Kontrollmechanismen verbargen, elektronische Geräte, die ihn nun einer gründlichen Überprüfung unterzogen: Hirnstromabtastung, Netzhautanalyse zur zweifelsfreien Bestimmung der Identität. Darüber hinaus stellten bestimmte Scanner fest, ob er wirklich unbewaffnet war, und nahmen außerdem eine Motivationserfassung vor.
    Dyke-Clonner versuchte, sich so ruhig wie möglich zu geben, aber dennoch regte sich erneut so etwas wie Verzweiflung in ihm. Der Gedanke an die kalten Wüsten der Mulde erfüllte ihn mit Grauen, und unwillkürlich schloß sich die eine Hand um das Objekt, das er in der rechten Tasche bei sich trug. Darauf gründete sich seine ganze Hoffnung – obgleich er insgeheim fürchtete, daß das Artefakt nicht genügen würde, um ihm eine Rückkehr nach Aurora zu ermöglichen.
    Ein leises Summen, und die Tür vor ihm öffnete sich lautlos. Piter sah ein geräumiges Büro vor sich, das den Eindruck von dezentem Luxus erweckte. Ein weicher, rostfarbener Teppich bedeckte den Boden, und die Wände waren mit Vespoa-Holz getäfelt, das aus den Wäldern des Hemmat-Zapfens stammte. Dunkle Maserungen bildeten sonderbare Muster.
    Durch die Fenster bot sich nicht nur ein freier Blick nach Süden, sondern auch nach Norden, bis hin zum Raumhafen an der Peripherie Tamboros. Der Jakascha-Keil, ein Ausläufer des gewaltigen Jakascha-Massivs, das sich von der östlichen Halbinsel bis fast ins Zentrum des Kontinents Karshim erstreckte, zeichnete sich als vage Kontur in den staubgrauen Dunstschlieren ab.
    Dyke-Clonner setzte sich nervös in Bewegung. Auf dem weichen Teppich verursachten seine Schritte nicht das geringste Geräusch. An den Wänden hingen Bilder der Vorfahren des Regenten von Mell, die Porträts ernst dreinblickender Männer in mittleren Jahren, autoritär und respekteinflößend. Leise sirrte eine Klimaanlage.
    Die Gestalt hinter dem Schreibtisch sah nicht auf, als Piter herantrat, deutete nur stumm auf einen einfachen Stuhl vor dem wuchtigen Vespoa-Möbel. Dyke-Clonner nahm Platz und widerstand der Versuchung, sich nervös

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