Die Teufelshaube
an Eynsham geschrieben und angefragt, ob sie seine Ausgabe von Boethius’
Trost der Philosophie
haben könnte, um sie zu kopieren, und er hatte in einem Antwortschreiben abgelehnt …«
Sie sah wieder die gelehrte kleine Nonne vor ihren leeren Regalen. »Falls wir je hier rauskommen, möchte ich, dass Schwester Lancelyne sie bekommt.«
»Eine ganze
Philosophie?
Eynsham hat einen Boethius?« Die Augen des Plantagenet leuchteten. Er gierte nach Büchern, und wenn es um die anderer Leute ging, war ihm nicht zu trauen.
»Ich
hätte gerne
«, sagte Adelia sehr deutlich, »dass Schwester Lancelyne sie bekommt.«
»Na schön, meinetwegen. Aber sie soll gut auf sie aufpassen. Weiter, erzählt weiter.«
»Und wo wir schon mal dabei sind …« Ein wenig Gutes sollte schon dabei herausspringen. »Falls Emma Bloat Witwe werden sollte …«
»Das wird sie«, versprach der König. »O ja, das wird sie.«
»Dann soll sie nicht wieder in eine andere Ehe gezwungen werden.«
Mit ihrem eigenen Vermögen und Wolvercotes Ländereien wäre Emma heiß begehrt. Und als Witwe eines Barons des Königs wäre es zudem Henrys Vorrecht, sie erneut zu verheiraten, eine kostbare Ware auf dem königlichen Markt.
»Bin ich hier auf dem Pferdemarkt?«, fragte der König. »Feilscht Ihr etwa? Mit
mir?
«
»Ich verhandele. Betrachtet das als mein Honorar.«
»Ihr werdet mich noch ruinieren«, sagte er. »Also gut. Können wir jetzt bitte fortfahren? Ich brauche Beweise für Eynshams Schandtaten, um sie dem Papst vorzulegen, und ich glaube kaum, dass eine schnörkelige Schrift da genügen wird.«
»Pater Paton hat das geglaubt.« Adelia schloss kurz die Augen. »Der arme Pater Paton.«
»Wie dem auch sei …« Henry sah zu dem Tisch hinüber. »Der Bastard scheint seinen Brief mitgenommen zu haben.«
»Es gibt noch mehr. Aber wir können nicht beweisen, dass er einen Mörder gedungen hat für … diejenige, die er getötet hat.«
»Darum mach ich mir keine Sorgen«, sagte der König. »Er wird es uns wahrscheinlich sagen.«
Ich hab einen Mann zur Folter verdammt, dachte sie. Plötzlich war sie müde und wollte nichts mehr sagen. Falls es Schwyz gelang, den Berg Holz unten in der Halle zum Brennen zu bringen, war es ohnehin sinnlos.
Sie kürzte ab, was noch zu sagen blieb. »Dann kam Rowley. Er hat seinem Reitknecht Walt gesagt, er soll auf mich aufpassen, wenn die Abtei angegriffen wird. Und Walt hat es nichtsahnend dem Mörder erzählt, der es wiederum Eynsham erzählt hat – der Abt hat große Angst vor Euch und beschloss zu fliehen und mich mitzunehmen.« Es hörte sich fast an wie eine Geschichte aus Kindermund. »Das ist alles«, sagte sie und schloss die Augen. »Mehr oder weniger.«
Das Tröpfeln von den Eiszapfen nahm zu, prasselte wie Regen auf die Fenstersimse des stillen Raumes.
»Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar«, sagte der König gedankenversunken.
Es war ein Lob.
Sie öffnete die Augen, versuchte zu lächeln und schloss sie wieder.
»Er ist ein guter Kerl, der junge Geoffrey«, sagte Henry. »Sehr anhänglich. Gott segne ihn. Ich hab ihn von einer Dirne, Ykenai – eigenartiger Name, der Himmel allein weiß, zu welcher Rasse ihre Eltern gehörten, denn sie weiß es jedenfalls nicht. Eine üppige Frau, gemütlich. Ich sehe sie noch immer gelegentlich, wenn ich in London bin.«
Adelia war wieder ganz wach. Er erzählte ihr etwas, als Gegenleistung, als Lohn für ihre Mühe. Es ging um Rosamund, ohne dass ihr Name erwähnt wurde.
»Ich habe ihr einen Pastetenladen eingerichtet, den sie sehr erfolgreich betreibt, nur dass sie jetzt noch dicker ist als früher. Wir reden über Pasteten, es ist gar nicht so einfach, Pasteten zu machen.«
Füllige Frauen, gemütliche, gutgefederte Matratzen, wie Rosamund es auch gewesen war. Frauen, die über einfache Dinge sprachen, die ihn nicht forderten. Frauen, die sich von Eleanor so stark unterschieden wie Kreide von Käse – und vielleicht hatte er beides geliebt.
Von der Frau und von der Geliebten verraten. Ob Rosamund vom Ehrgeiz zerfressen war oder durch den gerissenen Abt dazu getrieben wurde, das Ergebnis blieb dasselbe. Sie hätte fast einen Krieg ausgelöst. Die einzige weibliche Zuflucht, die dieser Mann, dieser Herrscher, besaß, lebte in London in einem Pastetenladen, wo sie ihm immerhin einen treuen Sohn geboren hatte.
Henrys Stimme drang gehässig vom Fenster her. »Als der Bischof von St. Albans bei Euch war, hat er Euch da von seinem Eid erzählt?«
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