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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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erstreckte, trug Jagdkleidung aus verschlissenem Leder – sie hatte ihn nie in irgendwas anderem gesehen; das taten nur wenige. Er hatte den wiegenden säbelbeinigen Gang eines Mannes, der mehr Zeit im Sattel verbrachte als auf dem Boden. Nicht groß, nicht gutaussehend, es gab nichts, was ihn irgendwie auszeichnete, außer einer Energie, die den Blick bannte. Wenn Henry Plantagenet im Raum war, sah niemand irgendwo anders hin.
    Die Falten, die von der Nase zu den Mundwinkeln verliefen, waren tiefer geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, in seinen Augen lag weniger Glanz, und das rote Haar war lichter geworden; etwas war ihm unwiederbringlich verlorengegangen.
    Vor lauter Erleichterung verspürte Adelia den irrwitzigen Drang, loszukichern. Sie rieb sich die Handgelenke. »Wo sind Eure Männer, Mylord?«
    »Tja, also …« Er verzog das Gesicht, wandte sich von der Tür ab und schob sich um den Tisch herum, um vorsichtig nach draußen zu spähen. »Die sind auf dem Weg hierher, nur ein paar wohlgemerkt, aber handverlesene Männer, gute Männer. Ich hab mir die Lage in Oxford angesehen und den jungen Geoffrey dagelassen, um die Stadt zu erobern, ehe er weiter nach Godstow zieht.«
    »Aber … hat Rowley Euch gefunden? Wisst Ihr, dass die Königin in Godstow ist?«
    »Deshalb nimmt Geoffrey es ja dann als Nächstes ein«, sagte er gereizt. »In beiden Fällen dürfte er keine Probleme haben. Die Rebellen, Gott verfluche sie, ich werde ihnen die Köpfe abreißen, waren sowieso schon kurz davor, in Oxford die weiße Fahne zu hissen, also …«
    »Meine Tochter ist in Godstow«, sagte sie, »meine Leute …«
    »Ich weiß, Rowley hat’s mir gesagt. Und Geoffrey weiß es, weil
ich
es ihm gesagt habe. Hört auf zu jammern: Ich hab schon Schneemänner gesehen, die bessere Verteidigungsstrategen waren als dieser Wolvercote. Überlasst das ruhig dem jungen Geoffrey.«
    Vermutlich blieb ihr nichts anderes übrig.
    Er schaute sich um. »Wie geht’s Rowleys Kleiner denn so? Hat sie schon ihren ersten Zahn? Zeigt sie Talent für die Medizin?«
    »Es geht ihr gut.« Irgendwie kriegte er sie immer. Aber es wäre schön, hier rauszukommen. »Diese handverlesenen Männer …«, sagte sie. Das war derselbe Mist wie bei Rowley. Wieso brachte keiner von ihnen einmal ein richtiges Heer mit?
    »Sie sind auf dem Weg«, sagte er, »aber ich fürchte, ich habe sie weit hinter mir gelassen.« Er drehte sich wieder zum Fenster um. »Man hatte mir gesagt, dass sie noch immer nicht beerdigt worden ist, versteht Ihr? Meine Leute bringen einen Sarg mit. Die armen Teufel kamen einfach nicht mehr mit.«
    Wie auch? Er musste wie der Teufel geritten sein, um Abschied nehmen zu können, um die Schmach wiedergutzumachen, die man seiner Geliebten angetan hatte.
    »Ich war noch nicht lange da, als ihr aufgetaucht seid«, sagte er. »Ich habe gehört, wie ihr die Treppe heraufkamt, also haben Dakers und ich uns versteckt. Erste Regel, wenn man in der Unterzahl ist – finde heraus, wie stark der Feind ist.«
    Und dann hatte er erfahren, dass Rosamund ihn in ihrer Dummheit und ihrem Ehrgeiz verraten hatte. Wie seine Ehefrau, wie sein ältester Sohn.
    Adelia empfand schreckliches Mitleid. »Die Briefe, Mylord … Es tut mir so leid.«
    »Schweigt davon.«
    Das war nicht höflich gemeint, sie sollte es nie wieder ansprechen. Seit er den Leichnam zugedeckt hatte, hatte er nicht wieder zu ihm hinübergeblickt.
    »Da wären wir also«, sagte er. Er lehnte sich vorsichtig ein Stück nach draußen. »Ich muss schon sagen, die haben nicht viele Wachen aufgestellt. Da patrouillieren nur zwei Männer über den Hof – was zum Teufel treibt denn der Rest?«
    »Sie wollen den Turm anzünden«, erklärte sie ihm. »Mit uns drin.«
    »Wenn sie dazu das Holz unten in der Halle nehmen, müssen sie sich anstrengen. Das brennt ums Verrecken nicht.« Er beugte sich noch weiter aus dem Fenster und schnupperte. »Die sind in der Küche, ja … da wird was gekocht. Heiliger Strohsack, diese dämlichen Hunde nehmen sich tatsächlich die Zeit, was zu essen.«
    Er verachtete Unfähigkeit, selbst bei seinen Feinden.
    »Ich kann sie verstehen.« Sie war hungrig, ja, sie war völlig ausgehungert. Ein magischer König hatte diese groteske Kammer des Todes in etwas Erträgliches verwandelt. Ohne Mitleid, ohne Rücksicht auf sie als Frau, indem er sie als Kamerad behandelte, hatte er ihr neue Kraft gegeben. »Habt Ihr irgendwas zu essen dabei?«
    Er schlug sich

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