Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)
der Mitte, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.«
Den Kopf leicht nach rechts geneigt, starrte Kou'Ta den Menschen mit seinen großen, schwarzen Augen an. »Hättest du nicht irgendeinen anderen, sichereren Auftrag annehmen können? Einen, bei dem Verstümmelung und Tod nicht gleich ganz oben in fetten Buchstaben auf dem Vertrag stehen?«
»Das ist 'n vollkommen harmloser Frachtflug!«, versetzte Fargo mit lauter Stimme. Kou'Tas ständiges Gejammer nervteihn allmählich. »Manchmal frage ich mich ernsthaft, was du überhaupt im All machst, wenn du überall nur Mord und Totschlag witterst.«
»Du scheinst vergessen zu haben, wer die Schuld daran trägt, dass ich jetzt hier bin«, entgegnete Kou'Ta. »Vor vier Jahren hatte ich noch eine sichere gemütliche Unterkunft auf Palhaz, … bis du dort aufgekreuzt bist.«
»Dieser Eiswürfel war 'n hiid'ranisches Gefängnis und du einer der Insassen. Und so was nennst du gemütlich?«
»Es war auf jeden Fall besser als diese ständige Todesgefahr, in die du mich seit unserem Ausbruch immer wieder bringst.«
»Du hättest ja in der Zelle bleiben können.«
»In solchen Situationen schießen hiid'ranische Wachen erst, bevor sie Fragen stellen. Mein Leben wäre vorbei gewesen, wäre ich dort geblieben!«, wandte Kou'Ta energisch ein. Dann neigte er seinen kahlen Kopf und seufzte vernehmlich. »Ich wäre mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen worden. Ich könnte jetzt auf einem sicheren republikanischen Planeten sein und ein ruhiges Leben führen. Aber nein! Die Variablen mussten sich ja gegen mich verschwören.«
»Eure Große Gleichung wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als sie mich ausgerechnet in deine Zelle gesteckt hat«, meinte Fargo.
Kou'Ta funkelte ihn an. »Machst du dich jetzt etwa über den hiid'ranischen Glauben an eine alles umfassende, universale Gleichung, mit der man jedes Ereignis im Universum mathematisch berechnen, nachweisen und vorhersagen kann, lustig?« Seine eben noch großen mandelförmigen Augen zogen sich zu schmalen Linien zusammen.
»Was? Nein!« Fargo sah verwundert zu Kou'Ta hinüber. »Beim Blutgrund! Was bist du denn heute so empfindlich?«
»Vielleicht liegt es daran, dass auf diesem Schiff ein mordlüsterner Muskelberg mit einem kieselsteingroßen Gehirn herumtrampelt, der jeden Moment seine Beherrschung verlieren und uns beide umbringen könnte«, brach es aus dem Hiid'raner lauthals hervor.
Fargo schaute über die Schulter zum offenen Schott des Cockpits. »An deiner Stelle würde ich hier nicht so rumschreien, sonst könnte genau das passieren.« Er wandte sich wieder Kou'Ta zu und sagte: »Also bleib ruhig und gib Dozer keinen Grund, dich umzubringen. Dann bleibt das auch 'n ganz entspannter Flug, für den der Dicke ordentlich was springen lässt.«
»Ein ganz entspannter Flug«, wiederholte der Hiid'raner betont. »So etwas hast du schon oft gesagt und was ist dann passiert?«
»Wir sind doch immer noch am Leben, oder etwa nicht?«
Kou'Ta ignorierte den Menschen fortan jedoch und starrte stur auf die Anzeigen vor sich. Fargo schüttelte schmunzelnd den Kopf und sah ins All hinaus. Die Raumstation nahm mittlerweile fast das gesamte Sichtfenster ein und es wurde Zeit, die Landeerlaubnis einzuholen. Keine Minute später bestätigte die Kommandozentrale Fargos Anfrage und teilte der Whitehound einen Hangar im mittleren Ring der Station zu. Der Delaarianer leitete die Andocksequenz ein und sah zu Kou'Ta.
»Bring das Schiff rein und hör auf, dir so viele Sorgen zu machen«, sagte Fargo. Dann erhob er sich aus dem Pilotensitz und brach zum Frachtraum auf, wo Dozer zweifellos schon auf ihn wartete.
2
Angehörige der verschiedensten Spezies bevölkerten die breiten Korridore an Bord der Station. Beide Seiten der gewölbten Gänge wurden von Geschäften und Verkaufsständen gesäumt, in denen größtenteils fregtellranische Händler ihre Waren feilboten. Wollte man einem blinden Wesen das Aussehen eines Fregtellraners beschreiben, so wären pelzig und hünenhaft die treffendsten Adjektive. Ein durchschnittlicher Fregtellraner maß gute zwei Meter und war von Kopf bis Fuß mit dichtem Fell bedeckt, dessen Nuancen von Schneeweiß über verschiedene Brauntöne bis hin zu vollkommen schwarz reichten. Die schmale, langgezogene Schnauze mit den stumpfen, flachen Zähnen zeugte von der herbivoren Natur der Hünen und stand im krassen Gegensatz zu ihrer ansonsten recht wilden Erscheinung. Von den Schädelflanken hingen lange
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