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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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im Haus von Joseph Nicéphore Nièpce stattfinden, dem Erfinder der Fotografie. Nicéphores Frau und sein Sohn werden nicht da sein, weil sie zu Besuch bei Verwandten sind. Nur die mögliche Anwesenheit von Nicéphores Bruder Claude könnte die Sache ein wenig verkomplizieren. Aus meinen Unterlagen geht hervor, er sei ein verrückter Wissenschaftler – mit Betonung auf verrückt.
    Ich stoße einen zufriedenen Seufzer aus. Abgesehen vom Kribbeln, das mich vor jeder Mission befällt, ist es extrem spannend, ein Zeitalter zu besuchen, in dem sich kein Mensch aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert je befunden hat. Ganz zu schweigen von dem Vergnügen, Mario für eine Weile los zu sein und die Zeit allein mit Abbie zu verbringen.
    Was die Rahmenbedingungen angeht, scheint es sich um einen nicht sehr komplizierten Catch zu handeln. Aber wer weiß? Vielleicht bleibt uns ja noch ein wenig Zeit, um dieses knusprige französische Brot zu probieren.
    »I ch hab die Kopie«, sagt Abbie. »W illst du sie sehen?«
    »K lar.«
    Sie greift mit einer Hand unter den Saum ihres langen Kleids und zieht eine etwa 20 × 15 cm große Platte hervor.
    Darauf zu sehen sind in Schwarz-Weiß ein Kind, ein Taubenschlag und ein Teil des Horizonts.
    »S ieht ja ziemlich langweilig aus«, sage ich. Eigentlich verstehe ich gar nicht, was einer von Onkels Kunden so toll daran findet, das erste Foto der Welt zu besitzen. Schließlich gibt es nur ein einziges erstes Foto, und seinem Besitzer kann es doch eigentlich völlig egal sein, was darauf zu sehen ist und ob Nièpce womöglich seinen Daumen vor die Kamera gehalten hat.
    »U nd, hast du Französisch gelernt«, fragt Abbie, die ihre Haare zu einem Dutt hochsteckt.
    Sie bereitet sich immer gewissenhaft vor, wozu für sie das Erlernen zumindest einiger Sprachen gehört, die an unseren Einsatzorten gesprochen werden.
    »L a plume de ma tante est sur la table«, sage ich, ohne die Miene zu verziehen. Diesen Satz habe ich mal irgendwo aufgeschnappt.
    Abbie lacht. »W eißt du auch, was das heißt?«
    »N atürlich. Ich habe gesagt, dass du meine Schwester bist und wir die Kinder der jüngsten Schwester der Frau von Nicéphore Nièpces Bruder Bernhard sind und nur mal kurz Hallo sagen wollten«, antworte ich, indem ich die offizielle Begründung für unseren Besuch rekapituliere.
    »S ehr witzig. Du hast gesagt, dass der Stift deiner Tante auf dem Tisch liegt.«
    »A ch, wirklich?«, frage ich spöttisch.
    In Wahrheit sind meine Französischkenntnisse äußerst bescheiden, doch angesichts meines Übersetzungschips ist das nicht so schlimm.
    »A bsolut«, antwortet sie und knotet das rosa Band ihrer Haube unter dem Kinn zusammen. »O n y va«, fügt sie hinzu.
    »W elche Eva?«
    »D as heißt‚ los geht’s auf Französisch.«
    »O h.«
    »B ei drei«, sagt sie. »U n, deux, trois!«
    »Q uatre!«, ergänze ich, um ein bisschen anzugeben. Doch zu spät. Abbie ist bereits verschwunden. Ich berühre mein Handgelenk und folge ihr in die Vergangenheit.

14. August 1826, 11:19 Uhr
    Saint-Loup-de-Varennes, Frankreich
    Operation Helios
    A ls ich die Augen öffne, ist mein erster Gedanke, dass sie in diesem Jahrhundert wirklich etwas davon verstanden haben, wie man Wolken macht. Sie sind groß, wattig und sehr ausdrucksvoll.
    »H ey, Schlafmütze, Zeit zum Aufstehen«, sagt Abbie, die sich über mich beugt.
    Die Ellbogen im weichen Gras, lehne ich mich behaglich zurück. Wie angenehm es hier ist. Ein süßer Geruch liegt in der Luft, und ich genieße es, sie in meine Lungen zu saugen.
    »E inen Moment noch«, entgegne ich mit einem Stöhnen. »B in noch nicht ganz bei mir. Hey, ich glaube, ich sehe einen neuen Präsidenten. Okay, so neu ist er eigentlich nicht, aber den habe ich wirklich noch nie …«
    »E hrlich? Wen?«
    »J ohn Quincy Adams. Schau mal, die langen Koteletten, diese Nase und der kahle Schädel. Das ist er, hundertprozentig!«
    »S chön für dich«, entgegnet sie trocken. »K omm jetzt!«
    Ich stehe auf und bürste mir den Staub von den Kleidern. Das Feld, auf dem wir gelandet sind, grenzt an einen staubigen Pfad, der zu einer Ansammlung von Steinhäusern führt. Das muss Saint-Loup-de-Varennes sein. Jetzt verstehe ich auch, warum wir ein Stück vom Einsatzort entfernt gelandet sind. In so einem kleinen Dorf ist es kaum möglich, einen unauffälligen Platz dafür zu finden.
    Als wir dem Einsatzort entgegenschlendern, berühren sich zufällig unsere Handrücken. Ein wohliger Schauer durchrieselt

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