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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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bringen.«
    Dann trete ich hinter Abbie und fasse sie unter den Armen. »G ibt es hier einen ersten Stock, Monsieur?«
    Er nickt.
    »R asch, helfen Sie mir, sie nach oben zu tragen.« Während ich das sage, hoffe ich inständig, dass Claude mitspielen wird.
    Er scheint ein wenig unschlüssig, ehe er sich hinunterbeugt, seine Hände um ihre Beine legt und sie gemeinsam mit mir anhebt. Ich bin beeindruckt, wie gut es Abbie dennoch gelingt, ihre Pose als Baum beizubehalten.
    Gemeinsam gelingt es uns, sie zur Treppe zu bugsieren.
    »G ut gemacht, Cale. Lass mich bloß nicht fallen«, sagt sie mir im Stillen.
    »D ie Sorgen um Ihre Sicherheit sind vollkommen unbegründet, Mademoiselle«, entgegne ich, obwohl ungewiss ist, was geschehen würde, sollte Claude eines dieser dreifarbigen Wesen erblicken.
    Langsam schleppen wir Abbies steifen Körper die Stufen hinauf. Sobald wir den ersten Stock erreicht haben, lässt Claude sie sofort los.
    »Ö ffne dich, Pforte des Hades!«, ruft Abbie, als sie mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landet. Doch sie erholt sich rasch von dem Aufprall, nimmt wieder ihre Baumpose ein und fährt damit fort, Schauergedichte zu rezitieren.
    Ein Geruch nach faulen Eiern durchwabert den Raum. Vier Schreibtische sind mit seltsam aussehenden Dingen bedeckt. Ich erblicke ein paar Flaschen und Becher, die mit grüner und goldener Flüssigkeit gefüllt sind. Vielleicht sind sie es, die den fauligen Geruch verbreiten.
    Wir stehen in einem Raum, der genauso groß ist wie das gesamte Erdgeschoss. Das Licht ist schummrig, und außer einem sind alle Fenster mit Sperrholz vernagelt. In deren Mitte befindet sich je ein kleiner Holzkasten. Meinen Auftragsunterlagen habe ich entnommen, dass so ein Kasten als Camera obscura bezeichnet wird. Er hat zur Außenseite hin ein kleines Loch. Durch das fallen Lichtstrahlen ein und spiegeln alles, was sich außerhalb befindet, in den Kasten. Darin befindet sich eine mit lichtempfindlichem Asphalt beschichtete Platte, die unter dem Lichteinfall aushärtet und so das Bild bannt, was die Kamera anvisiert hat.
    Im schummrigen Licht hätte ich ihn fast nicht erkannt. Doch jetzt sehe ich, wie er sich im hinteren Winkel des Raumes über einen Apparat beugt, der auf einem Tisch steht – Nicéphore Nièpce. Er sieht genauso aus wie auf der Holografie – gebogene Nase und sein Schädel so glatt wie eine Bowlingkugel. Wie sein Bruder ist auch er elegant gekleidet und trägt eine Weste sowie ein weißes Hemd mit Stehkragen.
    Ohne aufzuschauen, ruft er: »S chnell, Claude, komm her, das Bild nimmt Gestalt an!«
    Doch Claude scheint mehr daran interessiert zu sein, aus dem einzigen Fenster zu blicken, das nicht vernagelt ist.
    »M ein Gott, die Wolken scheinen jeden Moment auseinanderzubrechen! Bald werden sie hier sein!«, sagt er.
    Ich beachte ihn nicht weiter und schlendere dorthin, wo sich Nicéphore über eine Platte beugt, die waagerecht über einer silbernen Schale fixiert ist. Er hält ein Glas in der Hand, aus dem er langsam eine grüne Flüssigkeit über die Platte gießt. Während er dies tut, wird auf der Oberfläche ein dunkles Rechteck sichtbar.
    »S iehst du, wie klar das Bild wird«, sagt Nicéphore, ohne aufzublicken. »A sphaltplatte und ein paar Tropfen Lavendelöl, das ist das Geheimnis! Viel besser als Silberpapier. Und weißt du, was das Beste ist, Claude? Das Wetter spielt überhaupt keine Rolle!«
    Nun, für dich vielleicht nicht, aber dein Bruder scheint sich große Sorgen darüber zu machen. Ich möchte jedenfalls nicht unbedingt hier sein, wenn Claude verkündet, dass diese dreifarbigen Wesen durch die Ritzen in der Wand des Hauses eindringen.
    Ich betrachte das Bild, das auf der Platte eine immer deutlichere Gestalt annimmt, und vergleiche es mit dem, das ich dabeihabe. Sie stimmen völlig überein – jetzt erkenne ich bereits die Scheune und einen Teil des Taubenschlags.
    Ein solcher Moment ist einfach unübertroffen. Hier beobachte ich, wie die erste Fotografie der Welt entwickelt wird. Zu schade, dass Abbie es verpasst.
    Zwei Haken halten die Platte an ihrem Platz, informiere ich sie per Gedankenübertragung. Du brauchst kein Werkzeug, aber du musst das Duplikat auf genau dieselbe Art und Weise befestigen wie das Original. Und die Platte muss nass sein. Auf dem Tisch stehen zwei Gläser. Ich bin sicher, dass im linken Lavendelöl ist. Wenn du das Duplikat befestigt hast, dann gieß ein bisschen davon darüber.
    Verstanden, erwidert sie stumm.
    Ich

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