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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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17 . Jahrhundert hinein.
    Um das Jahr 1500 stand das kölnische Seidengewerbe in höchster Blüte. Der zunehmende Wohlstand der Menschen in den Städten hatte zu höheren Ansprüchen – auch bei der Kleidung – geführt, und Seidenstoffe waren nicht mehr nur für die oberen Schichten der Bevölkerung erschwinglich.
    Doch nicht in jeder Stadt konnte sich ein solch gewinnbringendes Handwerk etablieren, denn das Seidengewerbe war bei seinem Rohstoffeinkauf und beim Absatz seiner Erzeugnisse abhängig vom Fernhandel. Darüber hinaus brauchte es für den Verkauf zusätzlich einen lokalen Markt. Köln hatte beides zu bieten: Dank der verkehrsgünstigen Lage war es eine hervorragende Handelsstätte und besaß überdies den Glanz des Bischofshofes, den Reichtum der Kirchen und in zunehmendem Maße den Wohlstand einer prosperierenden Kaufmanns- und Handwerkerschaft.
    Die kölnische Zunft der Seidmacherinnen war im Grunde eine reine Frauenzunft. Frauen führten ihre Betriebe auf eigene Rechnung, bildeten Lehrtöchter aus, kauften Rohseide und verkauften ihre Erzeugnisse in der Stadt oder auf den Messen in Frankfurt und Antwerpen.
    Die männlichen Mitglieder der Zunft waren meist Ehemänner von Seidmacherinnen oder Seidenhändler, oftmals beides zugleich. Dass zwei von ihnen zu Zunftmeistern gewählt wurden, lag daran, dass die Frauen trotz aller wirtschaftlicher Eigenständigkeit keine politischen Rechte besaßen. Die beiden »Herren zum Seidamt« waren allein schon deshalb vonnöten, um mit dem Rat der Stadt kommunizieren zu können.
    Um für den Handel, das heißt, um auf Vorrat produzieren zu können, bedurfte es einer nicht geringen Menge Kapitals, das in teure Rohstoffe und kostspielige Werkzeuge investiert werden musste, denn das Geld floss erst nach Verkauf der Waren auf der nächsten Messe zurück in die Taschen der Seidmacherinnen. Dies begründete den großen Vorteil, den die wohlhabenderen Seidmacherinnen vor ihren ärmeren Zunftgenossinnen hatten.
    Einige von ihnen waren so vermögend, dass sie zwei- bis dreitausend Gulden im Jahr für Rohseide ausgeben konnten, und mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass sie sich alle als Verlegerinnen betätigt haben. Zu nennen wären hier Tryngen (Katryn) Ime Hofe (die Frau Zur Roten Tür), Fygen Lützenkirchen (die Frau Zur Wolkenburg), Hylgen Byrken (Wickeroed), Styngen II . (Adelheid) Liblar, Mettel van Hielden und die Schwestern Fygen und Sewis Berchem (im Roman, um Verwechslungen zu vermeiden, Brigitta und Gunda genannt).
    Den beträchtlichen Wert der Beträge, welche die Seidmacherinnen für Rohseide aufwendeten, mögen einige Zahlen veranschaulichen: Zwar waren in den Jahren 1513 / 14 die Preise für Fleisch und Brot sehr günstig, doch für einen Gulden bekam man dreiundachtzigeinhalb Pfund Rindfleisch oder zehn gute junge Hühner. Ein Bachknecht verdiente um die fünfundsechzig Gulden pro Jahr, ein Leyendecker, das heißt, ein Dachdecker, der Dächer mit Schiefer eindeckte, vierhundertvierundvierzig Gulden. Dafür arbeitete Letzterer zweihundertsiebzig Tage im Jahr.
    Zum Ende des 14 . und Beginn des 15 . Jahrhunderts kam es zu den geschilderten Missständen im kölnischen Seidamt. Einige reiche Seidmacherinnen versuchten, ihre ärmeren Kolleginnen aus dem Geschäft zu drängen beziehungsweise die Zulassung neuer Seidmacherinnen zum Amt zu verhindern. Eine zunehmende Konzentration im Seidamt war die Folge.
    In dem Zusammenhang ist jedoch anzumerken, dass es den Seidmacherinnen und Seidspinnerinnen, die für Verleger arbeiteten, gemessen an vielen anderen Bürgern, nicht wirklich schlechtging. Sie hatten ihr gesichertes Auskommen und genug zum Leben, aber es bestand ein eklatanter Unterschied, auch in gesellschaftlicher Hinsicht, zwischen ihnen und den zum Teil immens reichen Seidmacherinnen wie Fygen Lützenkirchen und Tryngen Ime Hofe.
    Ab 1504 befand sich die Amtsführung der Seidmacherzunft in einem desolaten Zustand. Erst im November 1513 , nachdem die Seidamtsmitglieder ihren Eid auf die Zunftordnung erneuert hatten, wurden neue Seidmacherinnen und Lehrtöchter nachgetragen, und man kehrte zu der gewohnten Ordnung zurück.
     
    Lisbeth Ime Hofe, die Tochter von Fygen und Peter Lützenkirchen, begann ihre Lehre bei ihrer Mutter im Jahr 1491 und wurde 1496 als Hauptfrau eingetragen. Sie arbeitete bis 1515 , hatte sechs eingetragene Lehrtöchter und darüber hinaus wohl eine unbekannte Zahl von Lehrmädchen, die nicht eingetragen worden waren. Im Jahre 1513 ,

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