Traumschlange (German Edition)
1. Loa
2. Der Brief
3. Die Hitze des Tages
4. Karibische Nacht
5. Vier Meilen
6. Zeit und Kraft
7. Sechzig Dollar
8. Gelöscht
9. Blutrote Sonne
10. Der Tempel
11. Der Morgen danach
12. Ein Häufchen Asche
13. Tonton
14. Das Foto
15. Boule
16. Der Friedhof
17. Zombi Cadavre’
18. Clairvius Narcisse
19. Nirwana
20. Schlamm
21. Cité Soleil
22. Atropin
23. Erwache!
24. Gottes Faust
25. Weißes Leinen
26. Salz
27. Durst
28. Fürchte dich nicht
29. Hoffnung
Epilog
Danksagung
Impressum
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Abby Summers fliegt nach Haiti:
Die Leiche ihrer Schwester ist verschwunden.
Die Behörden verweigern jede Auskunft.
Da taucht ein geheimnisvoller Fremder auf...
Als Abby Summers nach Haiti fliegt, um den Leichnam ihrer Schwester Linda nach England zu überführen, erwartet sie am Anfang noch, eine Insel voll karibischen Flairs vorzufinden. Tatsächlich aber taucht sie in eine Welt ein, die von Chaos, Elend und Korruption reagiert wird. Lindas Leichnam ist verschwunden, die Behörden sind keine Hilfe. Mutig macht sich Abby selbst auf die Suche, um bald darauf festzustellen, dass es nicht nur wilde Voodoopraktiken sind, die diese Insel in der Karibik zur Hölle machen.
"Ein packender, minutiös recherchierter Thriller, der den Leser nach Haiti entführt und damit in eine Welt, von der man kaum fassen kann, dass sie - hier! heute! - neben der existiert, die wir kennen. Vergessen Sie, was Sie über Voodoo zu wissen glaubten. Alles."
Andreas Eschbach
"Rainer Wekwerth hat einen Debütroman der Sonderklasse geschrieben. Straff organisierter Plot, packende Spannung und realitätsnahe Hintergrundschilderungen eines ungewöhnlichen Schauplatzes in der Karibik findet der Leser in "Traumschlange". Die Figuren des Thrillers überzeugen durchweg. "Traumschlange" fesselt von der ersten bis zur letzten Seite."
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Rainer Wekwerth
Traumschlage
1. Loa
7. Juli, Haiti
Das Gesicht des alten Mannes sah aus wie gegerbtes Leder. Ein Eindruck, der noch verstärkt wurde, als er den Kopf zum Wolken verhangenen Himmel hob, die Nasenlöcher blähte und geräuschvoll die Luft einsog.
Sein Körper war hager und pendelte auf seinen ständig gekrümmten Knien beim Gehen nach links und rechts. Er wirkte wie ein Seemann, der zum ersten Mal seit Monaten wieder festen Boden unter den Füßen hatte, als er sich gegen den heftigen Wind stemmte und den Berg hinaufstapfte, den er sich für das bevorstehende Ritual ausgesucht hatte.
Seine Kleidung, ein abgetragener dunkler Anzug von unbestimmter Farbe, den er über der bloßen, schwarzen Haut trug, schlotterte an ihm. An den Füßen waren zerschlissene Sandalen befestigt. Er wirkte arm und war dennoch einer der reichsten Männer dieses Landes. Wie alle Menschen der Karibikinsel versuchte er nicht, die Aufmerksamkeit der Götter auf sich zu lenken, vom Neid seiner Nachbarn ganz zu schweigen.
Er war ein Hungan , ein mächtiger Voodoo-Priester. Dies war das Land der Magie, der schwarzen Magie - Haiti. Die Insel, die sich die Loa , Gottheiten und Dämonen, ausgesucht hatten, um ihr Wirken in die Welt zu tragen und einen Pakt mit den Menschen einzugehen. Die Einwohner seines Dorfes nannten ihn ehrfurchtsvoll Bokor , was soviel wie ‚schwarzer Zauberer’ bedeutete. Bei diesem Gedanken glitt ein Lächeln über sein faltiges Gesicht. Dies waren alles Bezeichnungen für etwas, das nicht zu bezeichnen war. In ihm lebte die Macht der alten Götter Afrikas, von verschleppten Sklaven nach Haiti gebracht und über viele Generationen hinweg bewahrt.
Der Name des Alten war Arthur Baptiste. Hätte man ihn nach seinem Alter gefragt, hätte er nur den Kopf geschüttelt und zahnlos gegrinst. Zeit war etwas so Unbedeutendes. Leben entstand und verging wieder, das war der Lauf der Welt von Anbeginn an. Was machte es für einen Sinn, die Ewigkeit messen zu wollen?
Der Wind wehte nun landeinwärts und seine Schritte wurden beschwerlicher. Der Pfad, dem er folgte, bestand aus festgetretenem Lehm und kroch einer Schlange gleich den Hügel hinauf. Seine Füße scheuerten gegen den Bast der Sandalen, aber er beachtete den aufkommenden Schmerz nicht.
Ich werde alt, dachte er. Nein, ich bin alt. Ein alter Mann.
Noch vor wenigen Jahren wäre dieser Marsch keine Anstrengung für ihn gewesen, aber seit er sich im letzten Winter eine schwere Bronchitis zugezogen hatte, verließ ihn seine körperliche Kraft
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