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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Bemerkung in die Nesseln gesetzt hatte, aber er war nicht bereit, auch nur einen Fingerbreit zurückzustecken. »Ob dein Weib dir treu ist, musst du selbst wissen. Ich habe sie in den letzten Jahren nur zweimal gesehen, und das für wenige Tage.«
    Gott sei Dank, setzte er insgeheim hinzu, denn er hielt seine Schwägerin für noch aufgeblasener als seinen Bruder. Gewiss hatte sie hinter dem Befehl seines Bruders gesteckt, er müsse Peter von Eichenlohs Söldnertrupp verlassen. Das hatte ihm nicht mehr eingebracht als diesen Schnitt durchs Gesicht und sehr viel Spott, weil er nicht einmal mit einem Mädchen fertig geworden war. Insgeheim verglich er Magnus’ Frau mit Jungfer Hiltrud und stellte fest, dass diese in allen Dingen besser abschnitt. Zwar hatte er das Fräulein von Kibitzstein auch in Graz nicht näher kennengelernt, aber zumindest feststellen können, dass in ihren Adern warmes, rotes Blut floss und kein Eiswasser wie bei seiner Schwägerin.
    Der Streit zwischen den Brüdern begann sich in einer Weise zu verschärfen, die nach Trennung verlangte. Graf Magnus begriff dies genauso wie Otto, aber er war nicht bereit, das Heer zu verlassen, denn ein solcher Schritt hätte ihn in den Ruch der Feigheit gebracht.
    Otto von Henneberg wollte seinen Bruder jedoch nicht länger im Lager dulden. »Es ist wirklich besser, wenn du uns verlässt!«
    Die Stimmung im Zelt war auf dem Siedepunkt, und beide Henneberg-Brüder wussten nicht zu sagen, was passiert wäre, wenn nicht Maximilian von Albach eingetreten wäre und aufgeregt in Richtung Volkach gezeigt hätte. »Die Verstärkung kommt!«
    Seine Stimme verriet, wen er als geeigneten Anführer für diesen Feldzug ansah, nämlich sich selbst. Doch als einfacher Ritter mit wenig Besitz musste er hinter den gräflichen Brüdern zurückstehen, und das wurmte ihn.
    Die drei traten aus dem Zelt und starrten in die von Albach gewiesene Richtung.
    »Wie es aussieht, hat der hochwürdige Prälat sich beeilt!« Otto von Henneberg atmete auf, denn mit den neuen Truppen würde sich die Waagschale auf seine Seite neigen.
    Genau das befürchtete sein Bruder und knurrte leise. Zu sagen wagte er nichts mehr, denn sowohl Otto wie auch Albach waren in der Lage, despektierliche Äußerungen an den Bischof weiterzutragen. Er folgte den beiden, die den Neuankömmlingen entgegenschritten, und verfluchte sein Schicksal. Hätte der Bischof ihm von Anfang an diese Anzahl an gut ausgerüsteten Kriegern und das Gerät zur Verfügung gestellt, wäre Kibitzstein längst gefallen.
    Es waren anderthalbmal so viele Soldaten, wie jetzt schon vor der Burg lagen, und das gab Graf Otto die Möglichkeit, Kibitzstein so eng zu umschließen, dass nicht einmal mehr eine Maus ungesehen durch seine Reihen schlüpfen konnte. Noch mehr freute er sich über die drei großen Wagen, die von je sechs Ochsen gezogen wurden. Auf jedem von ihnen lag ein blitzendes Geschützrohr von beeindruckendem Kaliber.
    Graf Otto, die Edelleute und die Soldaten, die zu ihnen aufgeschlossen hatten, achteten zunächst nur auf die Geschütze. Daherentging ihnen der Reisewagen, der den Soldaten gefolgt war. Erst als der Kutscher die Peitsche schwang und seine Pferde ausgreifen ließ, wurden sie auf ihn aufmerksam.
    »Wer mag das sein?«, fragte der Fuchsheimer, dessen Augen nicht mehr so gut waren.
    »Dem Wappen nach der höchstwürdige Herr Bischof persönlich«, antwortete ein anderer Ritter verblüfft.
    Graf Otto war der gleichen Ansicht und neigte den Kopf, als der Wagen vor ihnen hielt. Eine Hand, die, wie unschwer zu erkennen war, Pratzendorfer gehörte, hob den Vorhang an, der die Insassen vor dem Staub der Straße geschützt hatte, und dann streckte Gottfried Schenk zu Limpurg den Kopf heraus, den ein roter, breitrandiger Hut bedeckte.
    »Wie weit seid Ihr mit der Belagerung gekommen?« Er grüßte nicht, gab keinen Kommentar zu seiner Ankunft, sondern stellte nur diese eine Frage.
    Graf Otto wies auf die Mauern von Kibitzstein, die noch keine einzige Scharte aufwiesen. »Wir schnüren die Burg ab, um zu verhindern, dass sie Nachschub an Männern und Nahrungsmitteln erhält. Mehr können wir ohne Kanonen derzeit nicht tun.«
    »Ich habe Euch Geschütze mitgebracht. Hütet sie besser, als Euer Bruder es mit den seinen vermocht hat!«
    Der Bischof sah Graf Magnus nicht einmal an, sondern befahl seinem Kutscher weiterzufahren. Die beiden Henneberger und die anderen Edelleute folgten ihm wie gescholtene Schulbuben. Vor Magnus von

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