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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hoffe ich doch! Heiratet das Mädchen da und bringt es mit. Und nun reitet mit Gott!«
    Mit diesen Worten trat der König zurück und hob grüßend die Hand.
    Trudi brachte eine gerade noch höflich zu nennende Verbeugung zustande und sprengte zum Burgtor hinaus, Peter folgte ihr mit einer weitaus respektvolleren Geste. Äußerlich schien er mit sich und der Welt im Reinen zu sein, aber in seinem Kopf führten die Gedanken einen wilden Tanz auf.
    Er hatte schon lange mit seiner Familie gebrochen und nicht geglaubt, dass ihn die Vergangenheit noch einmal berühren könne. Das Gespräch mit dem König aber hatte die alten Wunden wieder aufgerissen. Um das bittere Gefühl in seinem Innern zu vertreiben, richtete er seine Gedanken auf den Rat des Königs, Trudi Adler zu heiraten. Eigentlich war schon die Vorstellung absurd.
    Zu seinen Vorfahren gehörte mit Heinrich VII. immerhin ein Kaiser, wenn auch nur über eine illegitime Tochter, und er sollte eine Frau ehelichen, deren Vater noch Bierkrüge ausgewaschen hatte und deren Mutter gerüchteweise in ihrer Jugend eine Hure gewesen war? Trudi selbst war mit ihrer Tugend ebenfalls recht liederlich umgegangen und hatte sich Gressingen an den Hals geworfen.
    Sein Sinn für Gerechtigkeit widersprach dieser Feststellung. Immerhin war ihm zu Ohren gekommen, dass Trudi sich diesem Kerl nicht freiwillig hingegeben hatte, sondern von ihm betrunken gemacht worden war. Das kam für ihn einer Vergewaltigung gleich. Er hasste Männer, die mit Frauen umsprangen, als seien sie beliebig nutzbar, und sah Gressingens Tod durch Trudis Hand als ausgleichende Gerechtigkeit an. Das durfte er jedoch niemals verlauten lassen.
    Um Trudis Gemüt nicht mit einem Totschlag zu belasten, war auf Anweisung des Königs offiziell festgestellt worden, dass sie den Attentäter mit einem Gegenstand betäubt habe. Sein Todwar den Leibwächtern zugeschrieben worden, die ihn in ihrer Wut erschlagen hätten. In Peters Augen wäre es nicht notwendig gewesen, die Wahrheit zu verbiegen. Trudi war so robust, dass diese Tat nicht ihr Gewissen belastete, und sie wusste genau, was sie getan hatte.
    Während seiner Überlegungen hatte sein Hengst, der nur ungern ein Pferd vor sich gehen ließ, zu Trudis Stute aufgeschlossen und versuchte nun trotz des kurzen Zügels, wenigstens eine Nasenlänge Vorsprung zu halten.
    Ehe Peter etwas sagen konnte, blickte Trudi ihn herausfordernd an. »Was hat der König noch gesagt? Sollen wir in seinem Auftrag dem Würzburger Bischof vielleicht auch noch den A…, äh …, den Saum seines Ornates küssen?«
    Peter schmunzelte. »Davon war nicht die Rede. Er hat mir nur berichtet, dass mein Vater gestorben ist und mein Oheim sein Land an den Mainzer Bischof verschenkt hat. Damit habe ich nun endgültig keine Heimat mehr und bin so frei wie ein Vogel.«
    »Wenn es uns gelingt, Kibitzstein zu erhalten, wird meine Mutter dafür sorgen, dass Ihr eine Heimat bekommt. Ich denke da an die Herrschaft Windach. Sie war einst für meine Mitgift bestimmt, doch ich verzichte gerne zu Euren Gunsten.«
    »Das Angebot könnte mich dazu bringen, noch härter für Euch zu kämpfen. Das Söldnerleben ist ja schön und gut, aber irgendwann wird man dessen doch überdrüssig.«
    Es machte ihm Spaß, sie ein wenig an der Nase herumzuführen, insbesondere, da es sich, wie er fand, um eine sehr hübsche Nase handelte. Zwar hatte er schon schönere Mädchen als Trudi gesehen, aber keine von ihnen war so temperamentvoll gewesen, ihm einen Schweinsschädel an den Kopf zu werfen. Bei dieser Erinnerung musste er lachen, und er bemerkte erleichtert, wie die Bitterkeit, die das Gespräch über seine Familie in ihm hochgespült hatte, langsam schwand.
    »Nun, dann ein Hoch auf Kibitzstein! Wir wollen doch sehen, ob wir die Mannen dieses Magnus von Henneberg nicht zu Paaren treiben können!«
    »Das ist ein Wort, an dem ich Euch messen werde!« Trudi warf Peter einen kämpferischen Blick zu und zog eine Miene, als wolle sie eher selbst das Schwert in die Hand nehmen, als zuzusehen, wie ihre Heimat verlorenging. Also musste er scharf aufpassen, damit sie nicht zu Schaden kam.

7.
    H ertha von Steinsfeld hatte sich vor Markgraf Albrecht Achilles aufgebaut, als sei sie eine Henne, deren Küken er bedrohte. Die Rechte zur Faust geballt, wies sie mit der anderen Hand in die Richtung, in der ihre Heimat lag.
    »Wie könnt Ihr zulassen, dass der Würzburger Bischof uns freie Reichsritter seiner Herrschaft unterwirft?

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