Die Tochter der Wanderhure
sie die Gäste resolut auf, sich wieder zu setzen und weiterzuessen.
Trudi und Peter lieferten sich nun ein Wortduell, wem der Schweinskopf eher zustehen würde, und entschlossen sich zuletzt, ihn so zu teilen, wie es sich für ein braves Brautpaar geziemte.
Geschichtlicher Überblick
A ls wir vor mehreren Jahren nach einer neuen Heimat für unsere Marie gesucht und durch Namen wie Vogelsburg und Schnepfenbach bei Volkach und Dettelbach inspiriert unser Kibitzstein in diese Gegend gesetzt haben, wurden wir unweigerlich auch mit der Geschichte des Hochstifts Würzburg zu dieser Zeit konfrontiert. Die Bischöfe von Würzburg waren nicht nur religiöse Würdenträger, sondern auch die Fürsten einer weltlichen Herrschaft, die über die Grenzen des eigentlichen Bistums hinausreichte. Interessant war auch, dass den Würzburger Bischöfen durch Kaiser Friedrich Barbarossa das Recht zugesprochen wurde, sich Herzöge von Franken zu nennen.
Das war in erster Linie ein Ehrentitel, da der größte Teil Frankens aus kleinen und mittleren reichsfreien weltlichen und kirchlichen Herrschaften bestand und als Königsland galt. Doch ebenso wie in Schwaben und Thüringen gelang es den deutschen Königen und römischen Kaisern in der Folge nicht, dort ihre unmittelbare Macht zu erhalten. Stattdessen rangen die Bischöfe von Würzburg mit den anderen Territorialherren Frankens wie dem Fürstbischof von Bamberg, dem Kurbischof von Mainz, dem Reichsabt von Fulda und den Grafen von Hohenlohe, Castell, Henneberg, Wertheim und anderen Adelsgeschlechtern, Reichsstädten wie Nürnberg und Rothenburg ob der Tauber sowie den Hohenzollernfürsten von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach um den Einfluss in diesem Gebiet. Keiner der Herren war auf Dauer in der Lage, sich entscheidend gegen die anderen durchzusetzen, und so blieb Franken bis in die napoleonische Zeit ein Konglomerat kleinster bis mittlerer Herrschaften.
Unter den historischen Zeitgenossen Maries in dieser Region ragen vor allem zwei hervor, Gottfried Schenk zu Limpurg, derFürstbischof von Würzburg, sowie sein Widerpart, Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach, das damals noch Onoldsbach genannt wurde. Der besseren Verständlichkeit halber haben wir im Roman den heute gebräuchlichen Namen der Markgrafschaft verwendet.
Gottfried Schenk zu Limpurg wurde zu einer Zeit Bischof von Würzburg und Fürst des Hochstifts, als dieses nach mehreren verschwenderischen und unfähigen Vorgängern im Niedergang begriffen war. Der neue Bischof machte sich ebenso energisch wie zielstrebig daran, die Macht des Hochstifts zu vergrößern und jene Gebiete und Herrschaften, die früher zu Würzburg gehört hatten, zurückzugewinnen. Gleichzeitig versuchte er, seinem Titel als Herzog von Franken die Bedeutung zu verleihen, die er ihm zumaß.
Sein härtester Konkurrent um die Macht in Franken war der Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Albrecht von Hohenzollern, dem Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., aufgrund seiner Tapferkeit den Beinamen Achilles gegeben hat. Albrecht Achilles war bei der Teilung des väterlichen Erbes der südliche Teil um Ansbach zugefallen, ein Gebiet, das für seinen Ehrgeiz zu klein war und das er auf vielfältigste Art zu vergrößern suchte. Er geriet dabei sowohl mit der freien Reichsstadt Nürnberg wie auch mit dem Hochstift Würzburg aneinander. Die meisten seiner Nachbarn werden froh gewesen sein, als Albrecht Achilles in der Nachfolge seines Bruders Friedrich II. Kurfürst von Brandenburg wurde und seinen Ehrgeiz an Havel und Spree und nicht mehr an Pegnitz und Main zu befriedigen suchte.
Eine weitere historische Persönlichkeit, die unser Interesse geweckt hat, war Kaiser Friedrich III. Kein anderer deutscher König und römischer Kaiser regierte länger als dieser Monarch, nämlich mehr als fünfzig Jahre, und kaum einer wurde ähnlich verachtet wie er. Schon zu seinen Lebzeiten erhielt er den Beinamen»des Reiches Erzschlafmütze«, weil er sich kaum um die Belange des Reiches kümmerte. Stattdessen musste er sich gegen eine Vielzahl von Feinden durchsetzen, darunter seinen eigenen Bruder Albrecht, König Wladislaw von Polen, der Friedrichs Mündel Ladislaus Postumus die Herrschaft in Böhmen und Ungarn streitig machte, und später Matthias Corvinus Hunyadi, der sich schließlich als König von Ungarn durchsetzen konnte.
Friedrichs Lebenslauf ist geprägt von einer Vielzahl an Niederlagen und Rückschlägen, und doch
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