Die Tochter der Wanderhure
weiß, dass sie von mir stammen, würde ich sie gewiss nicht verleugnen.«
Hardwin fasste dies als Appell auf, sich zu seiner Tochter zu bekennen. Doch Bona merkte es früh genug und unterbrach ihn nach den ersten, noch unverfänglichen Worten. »Mein Gemahl wäre gewiss sehr glücklich über die Geburt der kleinen Marie gewesen. Noch einmal meinen Dank, Frau Marie, dass Ihr meine Kleine aus der Taufe gehoben habt. Ritter Moritz war mir ein guter Mann und hat ein ehrenvolles Andenken verdient.«
Hardwin schluckte, denn die Warnung war deutlich. Die Kleine mochte seine Tochter sein, doch als Vater hatte Moritz von Mertelsbach zu gelten. Gleichzeitig überraschte es ihn, dass Bona so freundlich über ihren verstorbenen Ehemann sprach, und er verspürte mit einem Mal rasende Eifersucht.
Bona merkte, wie es in ihm brodelte, und schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Sobald ich dazu in der Lage bin, werde ich eine Kapelle für das Seelenheil meines toten Gemahls errichten lassen. Aber zu meinem Leidwesen sind meine Tochter und ich aus unserer Heimat vertrieben worden und suchen eine schützende Hand, die sich unser annimmt.«
Peter begriff, dass er seinem Freund einen leichten Schubs geben musste, und deutete mit beiden Händen auf ihn. »Wenn Ihr eine schützende Hand sucht, Frau Bona: Bei Hardwin findet Ihr sie. Ich weiß, dass er Euch liebt und nur deshalb zu meinen Söldnern gestoßen ist, weil er Euch für immer verloren glaubte. Nun hat er sich gut herausgemacht, und Ihr würdet es nicht bereuen, wenn Ihr ihm Eure Hand reicht.«
Hardwins Mutter schenkte ihm einen anerkennenden Blick und gab Bona einen leichten Rippenstoß. »Ist dir mein Sohn so zuwider, dass du kein Wort herausbringst?«
»Bei Gott, nein, natürlich nicht! Er ist …« Bona brach ab, denn sie musste sich die Tränen abwischen, die ihr mit einem Mal aus den Augen quollen.
Peter fand, dass sie für seinen Geschmack zu nahe am Wasser gebaut hatte, doch da Hardwin sie liebte, würde es seinem jungen Freund nichts ausmachen. Er selbst zog energischere Frauen vor. Während Hardwin um den Tisch eilte, um Bona zu umarmen, wandte Peter sich Marie zu, die von einer stillen Heiterkeit erfüllt auf ihrem Platz saß. Man konnte immer noch erkennen, dass sie einst eine große Schönheit gewesen war. Trudi war zwar hübsch, würde sich aber nie mit der Mutter messen können. Das entlockte ihm jedoch nicht einmal ein Achselzucken. Maries älteste Tochter war genau die Frau, die ihm gefiel. Derzeit sah sie allerdings eher so aus, als wollte sie ihm den nächstbesten Gegenstand an den Kopf werfen, begnügte sich aber noch mit verbalen Pfeilen. »Wie ich hörte, habt Ihr letztens aufseiten Eurer Familie gekämpft, obwohl Ihr einen heiligen Eid geleistet habt, deren Burgen und deren Land nie mehr zu betreten.«
Marie warf ihrer Tochter einen warnenden Blick zu. Ihren Gast auf eine solche Weise als Eidbrecher zu bezeichnen, gehörte sich einfach nicht. Zu ihrer Erleichterung schien Junker Peter sich nicht zu ärgern, denn um seine Lippen spielte ein fröhliches Lächeln.
»Ich habe für meine Halbbrüder gestritten, das stimmt. Es entspricht auch der Wahrheit, dass ich mich im Zorn von meinem Vater getrennt und diesen Schwur geleistet habe. Doch da Not am Mann war, musste ich mich von dem erlauchtesten Kurfürsten und Erzbischof von Mainz, Dietrich von Erbach, von diesem Eid entbinden lassen, ehe ich mein Schwert ziehen konnte. Dennoch habe ich weder die Burgen meiner Brüder noch deren Dörfer betreten, und ich habe auch das Angebot auf eine neue Erbteilung ausgeschlagen. Zwar könnte ich mich nun unbesorgt Graf Peter nennen lassen, aber darauf verzichte ich ebenso wie auf den Sippennamen meines Vaters. Er starb unversöhnt, und was ich tat, tat ich nicht für ihn, sondern auf Bitten des Kurbischofs von Mainz für meine Brüder.
Herr Dietrich von Erbach hat übrigens auch dafür gesorgt, dass Herr Gottfried Schenk zu Limpurg mir inzwischen vergeben hat.« Peters Gesicht wurde für einen Moment abweisend, denn er musste daran denken, wie er im Büßerhemd vor dem Würzburger Bischof hatte stehen und die Verantwortung für eine Tat übernehmen müssen, bei der er im Grunde nur das Opfer gewesen war. Die Ehre der Schenks zu Limpurg und ihrer Verwandten war jedoch wiederhergestellt, und damit auch der Frieden zwischen dem Bischof und ihm.
Peter atmete tief durch und blickte Trudi an. »Im Übrigen werden wir bald Nachbarn sein. Ich habe von König Friedrich
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