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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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1. K APITEL
    Er brauchte jetzt einen Drink. Billigen, warmen Whiskey. Und nach sechs Wochen auf Achse eine ebensolche Frau. Manche Männer bekamen meistens, was sie wollten. Er war einer von ihnen. Aber die Frau kann warten, entschied Jake, während er lässig am Tresen lehnte, der Whiskey nicht.
    Noch neunzig Meilen bis nach Hause. Soweit man eine Bratpfanne wie Lone Bluff ein Zuhause nennen konnte. Einige tun es, dachte Jake und schnippte mit den Fingern nach dem Barkeeper. Gleich darauf ließ Jake den ersten Schluck die Kehle hinunterrinnen. Manche kannten gar nichts anderes.
    Ihm selbst genügten die sechs Fuß Boden, auf die sein Schatten fiel, um sich wie zu Hause zu fühlen. Dennoch hatte er während der letzten Monate in Lone Bluff das gefunden, was ihm auch jeder andere Ort hätte bieten können: ein Zimmer, ein Bad und ein williges Weib. Alles zu einem vernünftigen Preis. Es war ein Platz, wo ein Mann Ärger aus dem Weg gehen – oder ihn herausfordern konnte, je nach Laune.
    Jetzt, der Staub kratzte ihm noch in der Kehle, war Jake einfach zu müde für irgendwelchen Ärger. Er würde sich noch einen Drink gönnen, dann eine Kleinigkeit essen und sehen, dass er weiterkam.
    Die Sonne schien über der Schwingtür des Saloons herein. Jemand hatte ein Plakat mit dem Bild einer Frau, die roten Federschmuck trug, an die Wand geheftet. Doch das war auch schon alles, was sich einem hier an weiblicher Gesellschaft bot. Ein Lokal wie dieses versorgte seine Kundschaft nicht mit Frauen. Schnaps und Karten, damit war es getan.
    Selbst wenn die Gegend noch so abgelegen war, ein oder zwei Saloons gab es immer. Obwohl es erst auf Mittag zuging, war schon die Hälfte der Tische besetzt. Die Luft war zum Schneiden dick vom Rauch der Zigarren, die der Barkeeper verkaufte, zwei Stück für einen Penny. Ein Glas Whiskey kostete fünfundzwanzig Cent. Er brannte wie Feuer in der Kehle. Hätte der Besitzer eine Bardame angestellt, die so aussah wie die Frau auf dem Plakat, hätte er ohne Weiteres das Doppelte kassieren können, und keiner hätte sich beklagt.
    Es stank nach Whiskey, Schweiß und Rauch. Aber Jake konnte sich denken, dass er selbst auch nicht allzu gut roch. Er hatte einen langen Ritt von New Mexico hinter sich. Hier hatte er Station gemacht, weil er seinem Pferd eine Ruhepause gönnen und seinen Magen mit etwas anderem als dem Dörrfleisch in seinen Satteltaschen füllen wollte.
    Saloons machten nachts immer einen besseren Eindruck, und dieser bildete keine Ausnahme. Die Tresenplatte war fleckig von Hunderten von Händen und Ellbogen, stumpf von übergeschwappten Drinks. Der Fußboden bestand aus festgetrampelter Erde, die mit der Zeit Whiskey und Blut in sich aufgesogen hatte. Ich habe schon Schlimmeres gesehen, dachte Jake und überlegte, ob er sich gleich eine Zigarette drehen sollte oder erst nach dem Essen.
    Später könnte er sich noch mehr Tabak kaufen. Schließlich hatte er genug Geld. In seiner Tasche steckte ein ganzer Monatslohn. Und er wollte verdammt sein, wenn er noch mal auf Viehtrieb ging. Das war ein Leben für die Jungen und die Dummen – oder vielleicht nur für die Dummen.
    Sollte ihm das Geld knapp werden, könnte er sich als »Shotgun Messenger« verdingen – ein bewaffneter Postkutschen-Begleitschutz. Die Gesellschaft brauchte immer Männer, die gut mit der Waffe umgehen konnten. Und das war auf jeden Fall besser, als Ochsen nachzujagen.
    Man schrieb das Jahr 1875, und immer noch kamen Scharen von Leuten aus dem Osten, die von Gold und Landbesitz träumten. Einige von ihnen blieben auf dem Treck nach Kalifornien im Arizona-Territorium hängen, weil ihnen das Geld, die Kraft oder die Zeit ausging.
    Ihr Pech, dachte Jake, während er sein zweites Whiskeyglas leerte. Er war hier geboren, aber weit davon entfernt, es für das hübscheste Fleckchen auf der Erde zu halten. Es war eine öde Gegend, dennoch fühlte er sich hier wohl.
    »Redman?«
    Jake blickte hoch zu dem schmuddeligen Spiegel hinter der Bar und sah den Mann, der hinter ihm stand: jung, drahtig und nervös. Den braunen Hut hatte er tief in die Stirn gedrückt, und an seinem Hals glänzten Schweißperlen. Fast hätte Jake geseufzt. Er kannte den Typ nur allzu gut. Die Sorte Mensch, die alles tut, um sich Ärger einzuhandeln. Die Sorte, die noch nicht gelernt hat, dass sich Schwierigkeiten ganz von selbst einstellen, wenn man nur lange genug darauf wartet.
    »Ja?«
    »Jake Redman?«
    »Und?«
    »Ich heiße Barlow. Tom Barlow.« Er

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