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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die Haube hielt, sinken. Ihr war nun nicht mehr übel. Und jegliche Bewunderung für den Helden war verschwunden. Empört wandte sie sich an Jake. »Sir, Ihnen scheint das Pferd mehr zu bedeuten als der Mann.«
    Jake ging gebückt unter den Zügeln hindurch. Einen Moment lang standen sie sich nur wenige Zentimeter entfernt gegenüber, während die Sonne gnadenlos auf sie herunterbrannte. »Stimmt genau. Schließlich ist der Mann tot und das Pferd nicht. Ich würde wieder einsteigen, Miss. Es wäre nicht recht, wenn Sie immer noch hier stünden, falls sich die Apachen entschließen würden zurückzukommen.«
    Jetzt blickte sie ein wenig ängstlich um sich. Es war still bis auf das Kreischen eines Geiers. »Ich werde selbst gehen und ihn holen«, stieß sie hervor.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Jake ging wieder nach vorn. »Schaff dieses törichte Weib in die Kutsche«, forderte er Lucius auf. »Und gib ihr nichts mehr zu trinken.«
    Bevor sie etwas entgegnen konnte, hatte Lucius sie am Arm gepackt. »Kümmern Sie sich nicht um Jake, Miss. Der vergisst manchmal seine Manieren. Aber er hat recht. Diese Apachen könnten es sich anders überlegen. Falls das passiert, wollen wir nicht mehr hier herumsitzen.«
    So würdevoll wie möglich stieg Sarah in den Wagen. Die korpulente Frau hatte sich gegen einen Mann mit Bowler-Hut gelehnt und schluchzte. Sarah zwängte sich in ihre Ecke. Kurz darauf fuhr die Kutsche mit einem Ruck wieder an. Nachdem sie sich die Haube wieder aufgesetzt hatte, sah Sarah Lucius stirnrunzelnd an.
    »Wer ist dieser schreckliche Mann?«, wollte sie wissen.
    »Jake?« Lucius lehnte sich zurück. Nichts genoss er mehr als einen ordentlichen Kampf. »Er heißt Jake Redman, Miss. Es war unser Glück, dass er zufällig des Weges kam, das kann ich ruhig sagen. Jake trifft immer, worauf er zielt.«
    »Ach, wirklich!« Es sollte hochnäsig klingen, was ihr jedoch nicht gelang. Nur zu gut erinnerte sie sich an den hasserfüllten Ausdruck in den Augen des Apachen, der an ihrem Fenster vorbeigeritten war. »Dann schulden wir ihm wohl unseren Dank, aber er machte so einen kaltherzigen Eindruck.«
    »Viele sagen, er hätte Eis in den Adern. Zusammen mit einer kräftigen Portion Apachenblut.«
    »Sie meinen … er ist Indianer?«
    »Großmütterlicherseits, wie man hört.« Weil seine Flasche leer war, begnügte sich Lucius mit einem Priem Kautabak, den er in einem Winkel seiner Wange verstaute. »Möchte ihm nicht gern in die Quere kommen.«
    Was für ein Mensch mochte das sein, der auf seine eigenen Leute schoss? Schaudernd verdrängte Sarah diese Frage. Sie wollte nicht darüber nachdenken.
    Oben auf dem Bock lenkte Jake das Gespann, das jetzt gleichmäßig dahintrabte. Ihm waren die Freiheit und Beweglichkeit, die man auf dem Rücken eines Pferdes genoss, allemal lieber. Der Kutscher neben ihm betastete vorsichtig seine verwundete Schulter. Er hatte auf den zweifelhaften Komfort, den Rest der Reise im Inneren der Kutsche zurückzulegen, freiwillig verzichtet.
    »Wir hätten im Liniendienst Verwendung für einen Mann wie Sie«, sagte er zu Jake.
    »Ich denk drüber nach.« Doch momentan weilten seine Gedanken bei der zierlichen jungen Dame mit den großen braunen Augen und dem honigfarbenen Haar. »Wer ist die hübsche Lady?«
    »Miss Conway. Aus Philadelphia.« Der Kutscher wagte nur langsam und vorsichtig zu atmen, wegen des Schmerzes. »Sie sagt, sie sei Matt Conways Tochter.«
    »So?« Miss Conway war gewiss nicht nach ihrem alten Herrn geraten. Jake erinnerte sich, dass Matt gelegentlich mit seiner Tochter im Osten geprahlt hatte. Besonders, wenn er mal wieder eine Flasche geköpft hatte. »Kommt sie ihren Vater besuchen?«
    »Angeblich will sie ganz bei ihm bleiben.«
    Jake lachte kurz. »Sie wird’s keine Woche aushalten. Nicht eine Frau, wie sie es ist.«
    »Sie hat sich jedenfalls drauf eingestellt.« Mit dem Daumen wies der Kutscher auf die Koffer, die auf dem Dach des Wagens festgezurrt waren. »Das meiste davon gehört ihr.«
    Amüsiert rückte Jake seinen Hut zurecht. »Typisch.«
    Sarah schaute aus dem Kutschenfenster und verschaffte sich einen ersten Eindruck von Lone Bluff. Der Anblick der wild zerklüfteten Berge ließ sie schaudern.
    Den Kopf zum Fenster hinausgestreckt, spähte sie nun zu Jake Redman hinauf. Vergeblich. Um ihn zu sehen, hätte sie sich gefährlich weit hinauslehnen müssen. Nein, zu solch einem waghalsigen Unternehmen würde sie sich nicht hinreißen lassen.

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