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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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müssen weg von hier, bevor das Dach über uns einstürzt!«
    Das dumpfe Schlagen hatte sein Ende gefunden. Trampelnde Schritte waren das Letzte, was von unten kam.
    Zitternd öffnete Caterina die Türe, lugte über die Treppe, an deren Rändern schon die Flammen züngelten. Ohne darauf zu achten, wie heiß der Boden war, stürzte sie hinunter ins Erdgeschoss. Als sie sah, was sieh da ereignet hatte, in der Küche, nicht weit von der verwüsteten Herdstelle entfernt, da stieg ein Würgen in ihr auf. Sie beugte sich vor und übergab sich.
    »Vater ...«, murmelte sie. »Vater ...«
    In ihrem Mund schmeckte es bitter; wie verätzt fühlte sich die Kehle an.
    Mühsam war sie zu Pèire gewankt, die letzten Schritte mehr kriechend als gehend. An den Wänden und an der Decke leckten gierig die Flammen, aber ihre Beine hatten keine Kraft, davonzulaufen, knickten ein. Sie versuchte den Blick starr auf ihn gerichtet zu halten, sich nicht umzusehen – doch allein, was sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, reichte, um ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Die wenigen Dienstboten, die der Vater sich hatte leisten können, waren offenbar rechtzeitig geflohen – Lorda hingegen war zum Opfer des Überfalls geworden. Mit verrenkten Gliedern lag sie da; ihr dicker Leib wirkte so formlos, als wäre er geplatzt und sein Inhalt auf dem Boden ausgeschüttet worden. Ein übler Gestank entströmte ihm, den der Rauch nicht gänzlich zu schlucken vermochte, nach Kot, nach Urin.
    Auch ihr Vater stank – nach Angstschweiß und Blut, so viel Blut. Seine Glieder waren nicht minder verrenkt, die Hände zu matschigem Brei geschlagen, die Augen geschwollen, die Stirne blutüberströmt.
    »Vater«, schluchzte Caterina. »Vater ...«
    Sein Leib schien zu zucken. Vielleicht war es nur eine Sinnestäuschung, weil in der heißen Luft jegliches klare Bild verschwamm. Vielleicht waren aber doch noch Reste von Leben in seinem geschundenen Leib.
    Tatsächlich war ihr, als würde sie ein Schnaufen vernehmen.
    »Vater, was soll ich denn jetzt tun?«
    Seine Lider flackerten, öffneten sich, unendlich langsam, als müssten sie sich gegen unmenschliches Gewicht stemmen.
    »Caterina«, flüsterte er wieder. »Caterina, du musst fliehen ... Sie haben uns Unrecht angetan, schreckliches Unrecht, der Herr selbst wird sie dafür strafen ... aber erst in der anderen Welt. Du aber, Caterina ... du musst fort von hier!«
    Ein neuerliches Würgen stieg in ihr hoch, obgleich sie gewiss war, dass sie sämtlichen Mageninhalt vorhin bereits von sich gegeben hatte.
    »Wohin soll ich denn?«, fragte sie verzweifelt. In ihrem Leben hatte es nie einen anderen Ort gegeben als das Domus des Vaters, mochte Lorda auch noch so oft beklagt haben, dass das Mädchen hier wie in einem Gefängnis gehalten würde und doch etwas von der Welt zu sehen bekommen sollte. Ihr Vater hatte darauf nicht geantwortet, sie nur finster gemustert, ihr schließlich untersagt, der Tochter Flausen ins Ohr zu setzen.
    »Caterina ...«, ächzte er. »Caterina ... hör mir zu, vergiss nie, dich an die Gebote des Herrn zu halten. So schmal ist der Weg der Gerechtigkeit. So zahlreich die Sünden, die an seinem Rande lauern ...«
    »Du hast nichts von den Ketzern gewusst, nicht wahr? Lorda hat hinter deinem Rücken gehandelt. Es war eine Lüge, dass du mit ihnen zu tun hattest!«
    »Eine schändliche Lüge, Caterina«, bestätigte er heiser. »Es war nur ein Vorwand von Laurent Gui, um ...«
    Er sprach nicht weiter, doch Caterina konnte sich ausmalen, was er meinte und dass auch er sogleich an den Nachbarn gedacht hatte, der nach ihrem Besitz gierte und der offenbar nur auf einen Moment der Schwäche gewartet hatte, um sich diesen anzueignen.
    Pèire mühte sich ächzend ab, den Kopf zu heben. »Caterina«, sprach er eindringlich. »Caterina, du ... du musst es der Welt beweisen, dass wir rechtgläubig sind. Dass ich stets ein treuer Sohn der Kirche gewesen bin.«
    »Aber wie?«
    »Du musst ... unseren Schatz retten, du weißt, was ich meine. Du musst diesen Schatz behüten. Er ist ... er ist der Beweis für meine Rechtgläubigkeit, er allein. Denn die Ketzer würden ihn nie so verehren, wie wir es stets getan haben ... Du weißt, dass sie keinerlei Respekt haben vor ...«
    Sie schluchzte auf, als sie fühlte, wie sein Atem schwächer wurde. Er versuchte, weitere Worte zu sprechen, doch sie schienen sich in seiner Kehle zu verfangen und in dem engen Schlund zu ersticken.
    »Ja, ich schwöre es«, sprach

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