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0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen

0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen

Titel: 0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Bestie mit den Mandelaugen
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In trockenem Polizeistil war in der Meldung der New Yorker Verkehrspolizei zu lesen, dass gestern gegen 23.30 Uhr in Greenwich Village ein Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Der Tote hieß Corny Blake. Der Fahrer des Wagens, der den Unfall verursacht hatte, konnte unerkannt entkommen.
    Nun, nicht jeder Verkehrsunfall, der in unserer schönen Stadt geschieht, wird dem FBI bekannt gegeben, aber in diesem Fall hat der zuständige Beamte geschaltet. Er hatte sich daran erinnert, dass wir vor einigen Wochen ein Fahndungs-Ersuchen an alle New Yorker Polizei-Organe gegeben hatten. Wir waren damals auf der Spur einiger Leute, die sich auf ziemlich bequeme Art und Weise ihre Brötchen verdienen wollten.
    In zwei Fällen war es den Leuten gelungen, Kinder wohlhabender Bürger zu entführen. Die Gangster steckten ein hohes Lösegeld in ihre Tasche und blieben für uns unauffindbar.
    Einer der Verdächtigen hieß Corny Blake.
    Phil Becker, mein Freund, wie ich Spezial-Agent beim New Yorker FBI, begleitete mich zu dem Cop, der den Verkehrsunfall aufgenommen hatte.
    »Ehrlich gesagt«, meinte der Cop, »ich kann nicht so recht an einen Verkehrsunfall glauben. Zwei Zeugen haben ausgesagt, der Unfall habe ausgesehen wie eine geplante Aktion.«
    Wir wurden hellhörig.
    »Wie die Zeugen sagten, wollte Blake gerade die Straße überqueren, als ein Wagen heranbrauste. Der Fahrer des Wagens habe das Steuer plötzlich herumgerissen und den völlig ahnungslosen Blake erfasst. Natürlich hat niemand auf das Kennzeichen des Wagens geachtet.«
    Der Cop reichte mir die Brieftasche des Toten. Ich durchsuchte sie und fand eine kleine, schmale Karte. In fetten Druckbuchstaben war darauf zu lesen, dass der Inhaber dieser Karte zu jeder Zeit berechtigt war, Dinos International Club zu besuchen.
    Phil sah mich an. »Ein Clubbesuch ist genau das, was ich mir für den Abend vorgestellt habe.«
    Wir einigten uns auf 21.00 Uhr. Ich lieferte Phil in seiner Wohnung ab und machte mich dann zufrieden auf den Weg zu meinem Appartement. Zufrieden deshalb, weil wir endlich eine Spur hatten in einem Fall, den wir in unseren Akten bisher unter unerledigt buchen mussten.
    ***
    Der Mann, der vor dem erleuchteten Eingang von Dinos International Club stand, hatte die Größe eines Kleiderschrankes einer New Yorker Durchschnittsfamilie. An seiner farbenprächtigen Mütze prangten die Anfangsbuchstaben des Clubs, für den er Reklame stand.
    Wir ließen den roten Jaguar stehen und wollten uns an dem Kleiderschrank vorbeischieben. Mit einer Schnelligkeit, die man diesem Protz nicht zugetraut hätte, blockierte er mit seiner massigen Gestalt den gewiss nicht schmalen Eingang.
    »Einen Moment, Gentlemen«, röhrte er mit einer tiefen Bassstimme, »darf ich bitte Ihre Karten sehen? Den Club dürfen nur Mitglieder betreten, die ihre Karten vorweisen können.«
    Phil sah mich verdutzt an. Wir hatten geglaubt, als wir Corny Blakes Mitgliedskarte entdeckten, dass diese Karte vielleicht ein Reklametrick des Managers war. Aber hier schienen offenbar strenge Sitten zu herrschen.
    Ich griff in meine Tasche und hielt dem Kleiderschrank Corny Blakes Karte vor. Er warf einen kurzen Blick darauf, dann nickte er wohlwollend.
    ***
    Wir betraten eine riesige Empfangshalle. Indirektes, aus der Wand strahlendes Licht tauchte die vielen Blumen- und Ziergewächse in eine seltsam schimmernde Beleuchtung.
    Wir hörten keinen Laut. Die Sessel in der Empfangshalle waren leer. Gerade, als wir uns die einzelnen Räume etwas genauer ansehen wollten, öffnete sich eine Tür.
    Der Mann, der auf uns zukam, musste zum Inventar gehören, denn er trug auf seinem blütenweißen Jackett in verschnörkelter Schrift den Namen dieses Prachtbaus.
    »Es scheint noch nichts los zu sein, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Dorothy ist in der Bar, da muss also etwas los sein«, antwortete der Mann.
    Er hatte recht. In einer Ecke des Barraumes tobte sich eine Drei-Mann-Band auf ihren Instrumenten aus. Niemand nahm von ihren Bemühungen Notiz. An der Bar scharrte sich eine Gruppe von Männern um eine Frau.
    »Donnerwetter«, murmelte Phil, »die Frau sieht gut aus.«
    Ich bewunderte Phils Geschmack. Die Frau hatte eine schlanke biegsame Gestalt und erinnerte mich an eine gebändigte Raubkatze. Jetzt wandte sie uns ihr Gesicht zu. Ich sah, wie sie sich mit einer lässigen Bewegung ihr kastanienbraunes Haar aus der Stirn strich.
    Die grell geschminkten Lippen öffneten sich zu einem versteckten Lächeln.

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