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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Herr ist?« Gonsuké drehte sich wichtigtuerisch herum, damit Nobu das auf den Rücken seiner Happi-Jacke in Weiß aufgedruckte Wappen sehen konnte. Eine Feder in einem Kreis. Nobu starrte das Wappen verständnislos an, und Gonsuké lüpfte eine dünne Braue. »Erkennst du es nicht? Kitaoka – unser Herr ist General Kitaoka, der bedeutendste Mann in ganz Japan. Selbst ein Bettler wie du muss von ihm gehört haben.«
    Entsetzt zuckte Nobu zurück.
    »General Kitaoka …?« Kitaoka, der Verhassteste von allen, Oberbefehlshaber der Südarmee, der die Männer des Shogun dazu gebracht hatte, dem Feind die Burg Edo kampflos zu überlassen, der Mörder, der für den Tod von Nobus halber Familie verantwortlich war, der Zerstörung seiner Domäne und der Zersplitterung seines gesamten Clans. Allein der Gedanke an Kitaoka brachte ihn zum Schaudern. Er hasste ihn aus tiefstem Herzen. Jeder Aizu kannte diesen Namen. Der Mann hatte Aizu-Blut an den Händen.
    Gonsuké grinste. »Kein Grund, so besorgt dreinzuschauen. Du fragst dich, warum eine so bedeutende Familie eine Vogelscheuche wie dich auch nur eines zweiten Blickes würdigt. Das frage ich mich ja selbst. Sie hätten dir bloß ein bisschen Geld zu geben brauchen, statt dir eine Stelle anzubieten. Du musst in einem deiner vorherigen Leben etwas vollbracht haben, um so viel Glück zu verdienen.«
    Ein Frösteln lief über Nobus Rücken. Beinahe wäre er dem Feind blindlings in die Arme gelaufen. Er brauchte Arbeit, aber nicht so verzweifelt, dass er vor dem Satsuma-Schlächter katzbuckeln würde. Eher würde er verhungern.
    Keuchend vor Entsetzen steckte er die Pfeife in seine Schärpe, sprang auf und drängte sich durch die Menge der Männer mit ihrer schlecht sitzenden westlichen Kleidung, den japanischen Gewändern und dem Affengeplapper. Er erreichte den Eingang, atmete die frische Luft ein und wollte auf die Straße hinausstürzen, als die Tür zum Nebenraum aufglitt. Ein Mädchen tauchte auf, die Kleine, die ihre Mutter gebeten hatte, ihm die Stelle zu geben.
    Suchend blickte sie sich im Raum um. Als sie durch die Menge huschte, die zur Seite wich, um sie durchzulassen, merkte er zu seinem Erschrecken, dass er gemeint war. Sie packte ihn am Ärmel und hielt ihn fest. »Geh nicht«, bat sie. »Bitte geh nicht. Komm mit uns. Es ist ein gutes Haus, du wirst dort glücklich sein.«
    Nobu blieb stehen. In seinem jungen Leben hatte er schon viele Frauen gesehen – die Samurai-Matriarchinnen seiner Kindheit, die Geishas, Kurtisanen, Musikerinnen und vulgären Huren aus dem Ostteil der Stadt, die Ehefrauen und Konkubinen der verarmten Bewohner des Nordens, bei denen er gearbeitet hatte – jedoch nie jemanden wie sie. Auf halbem Weg zwischen Kind und Frau, hatte sie das hübscheste Gesicht, das er je erblickt hatte, eine Haut wie Porzellan und große braune Augen mit einem Goldtupfen darin, dazu eine Unschuld, die unwiderstehlich und anziehend war. Nobu merkte, dass er sie anstarrte, doch er konnte den Blick kaum abwenden. Jeglicher Gedanke an Flucht war vergessen. Unvorstellbar, dass ein Mädchen wie sie mit dem grässlichen General Kitaoka verwandt sein sollte.
    In ihrer Unbekümmertheit schien sie die Ängste und Bedenken, die ihm durch den Kopf schossen, gar nicht wahrzunehmen. Ihr Gesicht leuchtete auf. »Also bleibst du. Ich bin so froh.«
    Die Rikscha-Zieher und Diener sprangen auf und verneigten sich ehrerbietig, als ihre Mutter mit raschelnden Röcken in den Vorraum rauschte, gefolgt von der Dame im Kimono und dem älteren Mädchen in dem blassgelben Kleid.
    Nobu war so entschlossen gewesen, niemals für sie zu arbeiten, doch als er sie jetzt sah, dachte er, dass es so schlimm nicht sein könnte. Sie schienen freundlich zu sein, und das Mädchen in dem rosa Kleid lächelte ihn so gewinnend an, als wäre er derjenige, der ihnen einen Gefallen tat. Er war fasziniert von ihnen und wusste, wenn er mit ihnen ging, musste er sich in acht nehmen. Im Haus des Feindes zu leben, war reine Torheit. Aber er hatte nichts zu verlieren, und wenigstens bekam er auf diese Weise Arbeit.
    Der Satsuma-Bezirk befand sich am Rand der Stadt, im Niemandsland, in dem sich auch die Hinrichtungsstätten der Shogune befunden hatten. Direkt am Tokyo-Ende der Tokaido, über welche die Satsuma-Delegationen marschiert waren, wenn sie aus ihrer Heimat kamen, fern im Südwesten an der Spitze der Insel Kyushu. Der mächtige Satsuma-Clan hatte zu den Hauptfeinden des Shogun gehört, und ihm war

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