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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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zusehen, dass er sich besser schlägt als bislang. Er redet von guten Kontakten.
Die könnte ich gebrauchen«, antwortete Winald.
    »Ich werde
mit ihm sprechen.« Das hatte sie sowieso vor. Sie hatte ihn geheiratet, damit er
das Kontor für sie erhielt, ihr die Möglichkeit eröffnete, sich in den gehobenen
Kreisen Ulms zu bewegen. Dank ihrer Schwester schien das nun wieder möglich.
    »Was geschieht
mit Jolanthe?«
    »Ich werde
sie in ein Kloster schicken.«
    »Das ist
sicher das Beste.« Sieglinde erhob sich und zögerte.
    Winald reagierte
nicht. Offenbar hatte er sich in seinen Gedanken verloren, er sah nicht einmal hoch.
Erst als sie bei der Tür angelangt war, begann er wieder zu sprechen.
    »Ich danke
dir, Sieglinde. Was bin ich froh, dass meine Älteste so besonnen ist. Ganz wie deine
Mutter.«
    Sieglinde
nickte und verließ den Raum. Unten wandte sie sich in Richtung Hof, blieb unschlüssig
stehen, ging dann weiter zum kleinen Gemüsebeet. Sie bückte sich, zupfte hier und
da ein Unkraut. Wie gut, dachte sie. Und wie dumm von Jolanthe. Soll sie
uns das Geld herbeischaffen. Wenn sie danach ins Kloster kommt, ist sie noch früh
genug aus dem Weg.

Kapitel 36
     
    Jolanthe hatte ein paar Dinge in
einen Beutel gepackt, sich ins Kontor geschlichen, um sich das Buch mit ihren persönlichen
Abrechnungen zurückzuholen, und hatte das Haus verlassen. Ohne einen Blick zurückzuwerfen,
war sie die Gassen entlanggelaufen. Nun stand sie vor dem Stadttor und debattierte
mit dem Wächter, der es gerade eben geschlossen hatte und sie nicht mehr hinauslassen
wollte.
    »Kommt morgen
wieder, Jungfer. Ihr erreicht Euer Ziel heut nicht mehr bei Tageslicht, ganz gleich,
wohin Ihr wollt.«
    »Das hat
nicht Eure Sorge zu sein.«
    »Seid vernünftig.«
Er schien sich über ihre Hartnäckigkeit zu amüsieren. »Ich sag’s Euch, morgen ist
auch noch ein Tag.«
    Jolanthe
griff unter ihren Röcken nach ihrer Börse und fischte eine Münze heraus, die sie
ihm hinhielt. »Macht Euch nicht zu viele Gedanken um mich«, sie versuchte, einen
neckischen Ton anzuschlagen. Auf irgendeine Art musste er sich doch erweichen lassen!
Sie wollte nicht zurück zu Vater und Schwester, wie eine reuige Sünderin die Treppe
hochkriechen. Die Nacht in den Straßen der Stadt zu verbringen aber kam auch nicht
in Frage. Also blieb nur der Weg durch das Tor. Der Wächter zögerte. Dann nahm er
die Münze, schob den Riegel einer Tür neben dem großen Durchgang auf und ließ sie
passieren.
    »Gott beschütze
Euch«, gab er ihr mit auf den Weg, und sie sah Anteilnahme in seinem Blick. Sie
dankte Gott, dass das Mitgefühl des Mannes offenbar bei Geldgaben seine Grenzen
hatte.
    Den ersten
Teil des Weges rannte sie, aus Angst, die Wache könne es sich anders überlegen und
sie zurückrufen. Dann aber wurde sie langsamer. Die Strecke zu Martha war lang,
und sie würde ihren Atem noch brauchen.
    Die Dämmerung
hatte eingesetzt und bereits entlang der Donau konnte sie am gegenüberliegenden
Ufer nur noch Schemen erkennen. Bald würde sie die Hand nicht mehr vor Augen sehen.
Sie hastete weiter voran, bog schließlich in den Wald und folgte dem Weg nach oben.
Ein Käuzchen schrie. Jedes Rascheln im Gebüsch war bedrohlich, weil sie nichts mehr
sehen konnte außer dem Pfad vor sich. Vor Marthas Tor musste sie schreien, um sich
bemerkbar zu machen.
    »Du bist
es«, meinte Ludwig, als er ihr endlich öffnete.
    »Ich war
noch nie so froh, dich zu sehen«, antwortete sie und rieb sich die Gänsehaut an
den Armen weg.
    Martha stellte
keine Fragen. Stattdessen ließ sie Liese eine kräftige Suppe kochen, legte Holzscheite
im Kaminfeuer nach und setzte sich mit Jolanthe davor. Sie wartete, bis ihr Gast
gegessen hatte. Jolanthe war ihr dankbar dafür. Sie wollte nicht reden, nur da sitzen,
ins Feuer starren. Martha ließ sie gewähren.
    Erst am
folgenden Morgen erzählte Jolanthe alles.
    »Du kannst
hier bleiben, solange du willst«, antwortete Martha nur, als sie den Bericht gehört
hatte. »Von mir aus für immer.«
    »Wir müssen
Pascal benachrichtigen, damit er weiß, wo ich bin. Die Baumwolle ist mit Mathies
bereits auf dem Rückweg.«
    »Wir werden
dir hier ein kleines Kontor einrichten«, witzelte Martha.
    »Keine schlechte
Idee«, antwortete Jolanthe, auf den lockeren Ton der Freundin eingehend.
    »Wir werden
sehen, was die nächsten Tage bringen.«
    »Danke,
dass du dir einen Kommentar zu meinem Vater verkneifst.«
    »Was soll
ich dir da noch zu sagen? Du weißt es doch

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