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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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blind vor Angst gewesen wäre .«
    »Also gut«, sagte Désiree,
»jetzt wissen wir also, wie es funktioniert. Aber wo ist Burkes Leiche
versteckt ?«
    »Was für eine passende Frage.«
    »Jedenfalls nicht hier«,
antwortete sie sich selbst mit überzeugender Logik. »Also müssen sie ihn
woanders hingeschafft haben .«
    »Richtig«, sagte ich. »Aber
wohin?«
    »Natürlich in die Kerkerräume.«
    »Dort war ich heute morgen«,
erinnerte ich sie, »mit George und Boris. Aber wir haben keine Leiche gesehen .«
    »Vielleicht lag sie zu dem
Zeitpunkt noch hier unten«, beharrte sie. »Und später hat man sie wieder
hinaufgeschafft. Wir werden uns oben in den Kerkern umsehen müssen, um uns zu
vergewissern .«
    »Es war kinderleicht, in diesen
Gang hier zu fallen«, gab ich zu bedenken. »Man springt mit beiden Füßen auf
den Boden der Grube, er kippt, und schon liegt man unten. Aber von hier in die
Kerker hinaufzugelangen, das ist etwas ganz anderes .«
    »Das weiß ich, Sie Idiot«,
kanzelte sie mich ab. »Aber ich weiß zufällig auch, wo George den Schlüssel
aufbewahrt. Wir gehen zurück und holen ihn, dann steigen wir ins Verlies
hinunter .«
    »Was für ein Glück, daß Sie ein
Genie sind«, sagte ich.
    Wieder raschelte es vor uns in
der Dunkelheit, als wir durch den Gang zurückgingen. Bernsteingelbe Augen
funkelten einen Moment auf, ehe der Lichtstrahl sie vertrieb. Désirees Finger
gruben sich in meinen Arm.
    »Es muß schrecklich gewesen
sein«, sagte sie mit bebender Stimme. »Ich meine, als Sie gestern ganz allein
im Dunkeln hier unten waren .«
    »Mehr als schrecklich«, meinte
ich bescheiden. »Aber ich bin eben ein Held .«
    Wieder erklommen wir die steile
Steintreppe, blieben aber abrupt stehen, als uns an der obersten Stufe eine
solide Mauer den Weg versperrte.
    »Herrgott noch mal, warum haben
Sie die Tür wieder zugemacht ?« fragte ich.
    »Habe ich gar nicht«,
antwortete Désiree ungeduldig. »Ich ließ sie weit offen .«
    »Aber jetzt ist sie zu .«
    »Das sehe ich auch«, sagte sie.
»War sie denn geschlossen, als Sie sie gestern nacht entdeckten ?«
    »Sicher.«
    »Und wie haben Sie das
verdammte Ding aufgekriegt ?«
    »Ich habe sie aufgestoßen .«
    »So stoßen Sie schon !«
    Ich stieß und stieß immer
wieder, aber nichts passierte. Die Tür blieb fest geschlossen. Désiree
leuchtete sie sorgsam ab, doch nirgends war ein Vorsprung zu entdecken, an dem
man hätte ziehen und den Mechanismus auslösen können.
    »Wissen Sie was ?« fragte ich schließlich. »Ich glaube, sie ist gar nicht
von selbst zugefallen. Irgend jemand hat uns eingeschlossen .«
    »Aber wer?«
    »Woher soll ich das wissen ?«
    Sie schwieg ein paar
Augenblicke. »Sie meinen, mit Absicht ?« fragte sie
dann kleinlaut.
    »Genau das meine ich .«
    »Also sitzen wir hier in der
Falle ?«
    »Sie begreifen wirklich
schnell«, lobte ich.
    »Larry!« Ihre Finger gruben
sich noch tiefer in meinen Arm. »Was sollen wir jetzt tun ?«
    »Warten, daß uns jemand hinausläßt «, schlug ich vor.
    »Wir sollen darauf warten, daß
derjenige, der uns hier eingeschlossen hat, es sich anders überlegt ?«
    »Schließlich können sie uns
nicht für immer hier unten lassen«, gab ich zu bedenken.
    »Warum nicht ?« beharrte sie. »Wenn es sich zufällig um die einzige Person im Schloß handelt,
die von der Geheimtür hinter dem Porträt weiß...«
    »Moment !« rief ich. »Es gibt noch eine andere Tür: den Ausgang durch die Kerkergrube .«
    »Aber vorhin sagten Sie doch...«
    »Ich weiß, doch die Umstände
haben sich seitdem plötzlich geändert. Wir wollen zurückgehen .«
    Also liefen wir durch den Gang
bis zu der Stelle zurück, wo die Decke den Boden der Grube über uns bildete.
Ich schob die Eisenstange zurück und fixierte sie in geöffneter Stellung, dann
stemmte ich beide Hände fest gegen den Stein und drückte. Lange Zeit geschah
überhaupt nichts, dann hob sich die Steindecke langsam und kippte lautlos nach
oben. Désiree leuchtete mit ihrer Stablampe hinauf und stieß ein leises Wimmern
aus.
    »Es ist sinnlos, Larry. Vorhin
hatten Sie schon recht: hier können wir niemals hinauf .«
    »Wir nicht«, stimmte ich ihr
zu, »aber Sie können es. Wenn Sie sich nämlich auf meine Schultern stellen und
die obere Kante der Falltür mit den Händen packen. Dann kann ich sie von unten
in die geschlossene Stellung drücken, so daß Sie darauf stehen können.
Irgendwie müssen Sie dann noch aus der Grube hinausklettern, aber das werden
Sie

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