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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Konversationston. »Aber Sie wären tot, bevor Sie mir auch nur in die Nähe
kämen, Slaker. Und jetzt können Sie die Spitzhacke auch schon fallen lassen.
Ich wollte nur Ihre Fingerabdrücke auf dem Stiel .«
    Also ließ ich das Werkzeug zu
Boden fallen, weil ich gar keine andere Wahl hatte.
    »Da drüben liegt eine Kelle .« Mit der Taschenlampe beleuchtete er sie für mich. »Fangen
Sie jetzt an, die Steine an ihren Platz zurückzusetzen, Slaker .«
    Ich nahm die Kelle, tauchte
ihre Spitze in den Mörtel und setzte den ersten Stein an seinen Platz. Als
Maurer hätte ich eine komische Figur abgegeben, aber ich wußte, das störte
Mapleton nicht weiter. Noch zwei, drei Steine mehr, dann hatte ich genug Mörtel
an meinen Händen, und mehr wollte er nicht.
    »Hoffentlich waren Sie beim
Drehbuchschreiben besser als bei der körperlichen Arbeit«, kommentierte er.
    Ich brauchte ungefähr fünf
Minuten, um drei Steine ungeschickt einzumauern. Gerade legte ich die Kelle weg
und bückte mich nach dem nächsten Stein, als Mapleton wieder sprach: »Das
reicht, Slaker. Richten Sie sich jetzt auf .«
    Langsam drehte ich mich zu ihm
um. Der Lichtstrahl traf mich jetzt direkt in die Augen, und ich schirmte sie
mit einer Hand ab.
    »Wie gesagt, bin ich ein
Meisterschütze«, meinte er beruhigend. »Nur ein einziger Schuß, genau ins Herz.
Wahrscheinlich werden Sie überhaupt keinen Schmerz spüren .« Plötzlich ging seine Taschenlampe aus. »He — verdammt !« fluchte er scharf.
    Vor dem Licht der
Petroleumlampen hinter ihm war er nur noch eine scharf gezeichnete, schwarze
Silhouette. Ein paarmal drückte er ärgerlich auf den Schalter der Taschenlampe,
dann warf er sie voll Abscheu auf den Boden.
    »Elender Schund !« sagte er dabei. »Wahrscheinlich aus Japan, sollte mich
nicht wundern .«
    Ich blinzelte ein paarmal,
konnte ihn aber trotzdem immer schlechter sehen. Seine Gestalt verschmolz rasch
mit der wachsenden Dunkelheit.
    »Lächerlich!« Jetzt wurde sein
Ton schärfer. »Ich habe die verdammten Dinger doch erst vorhin gefüllt. Sie
können nicht...«
    Und dann erlosch das Licht
völlig, ließ uns in totaler Finsternis zurück. Ich ging hastig auf Hände und
Knie nieder und begann, lautlos auf Mapleton zuzukriechen. Doch dann verhielt
ich plötzlich, wie auf die Stelle gebannt, denn ich hatte etwas gehört: das
gedämpfte Schluchzen einer Frau. Wenige Sekunden später erschien hinter dem
Platz, an dem Mapleton stehen mußte, ein schwacher, phosphoreszierender Lichtschimmer.
    »Was ist das, zum Teufel ?« fragte Mapleton böse. »Ein dummer Scherz?«
    Der Lichtschimmer wurde immer
heller, und dann trat die Erscheinung auf. Einen Herzschlag lang glaubte ich, es
sei Désiree, irgendwie von den Toten zurückgekehrt. Sie hatte das gleiche
kurze, blonde Haar und die gleiche Figur. Aber diese Erscheinung war in weiße
Tücher gewickelt und setzte nicht einen Fuß vor den anderen — sie schien nur
langsam durch die Luft zu gleiten, immer näher auf uns zu.
    »Schluß jetzt !« sagte Mapleton plötzlich. »Schluß mit dem Theater. Wenn das ein Witz sein soll,
dann lach mal über das !«
    Schnell hintereinander feuerte
er drei Schüsse ab, und die Explosion in dem engen Raum war ohrenbetäubend.
Dennoch glitt die Erscheinung immer weiter auf ihn zu; er schoß, schoß noch
einmal, und immer wieder, bis ein leeres Klicken verriet, daß ihm die Munition
ausgegangen war. Inzwischen hatte die Erscheinung ihn erreicht, blieb dicht vor
ihm stehen und streckte langsam die Arme nach ihm aus.
    »Nein !« schrie Mapleton mit berstender Stimme. »Nein, ich komme nicht! Die dort kannst
du für ewig haben, aber mich nicht .« Seine Stimme
steigerte sich zu einem schrillen Kreischen. »Hörst du? Mich nicht! Niemals! Nie!«
    Ich merkte am Geräusch seiner
Schritte, daß er zu rennen begonnen hatte, und dann kam ein kurzer, gräßlicher
Aufschrei, dem der dumpfe Aufschlag folgte. Die Erscheinung flackerte wie eine
Kerze, dann löste sie sich auf. In einer knappen Sekunde war alles vorbei.
Langsam erhob ich mich auf die Füße, und plötzlich ging auch das Licht der
Taschenlampe wieder an. Ich bückte mich danach und leuchtete den Kerker aus.
Mapleton war verschwunden. Eine Weile lauschte ich noch meinem eigenen
ängstlichen Herzklopfen, dann begann ich langsam weiterzugehen. Als ich an den
Rand der Kerkergrube kam, leuchtete ich nach unten. Die Falltür war
aufgeklappt. Unten, auf dem Boden des Geheimgangs, lag Mapleton und starrte zu
mir auf.

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