Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
schon schaffen .«
    »Also gut.« Es klang nicht
gerade begeistert. »Und was mache ich dann? Ich meine, die Tür zum Verlies muß
doch von außen verriegelt sein .«
    »Sie könnten zum Beispiel mit
einer Daumenschraube aus der Folterkammer von innen gegen die Tür hämmern«,
schlug ich vor. »Früher oder später muß jemand den Lärm hören .«
    »Na, hoffentlich haben Sie
recht .«
    »Andernfalls müssen wir hier
unten verrotten«, grollte ich.
    »Damit haben Sie mich
überzeugt«, sagte sie.
    Ungelenk begann sie, auf meine
Schultern zu steigen, und ich hielt sie an den Fußknöcheln fest, während sie
sich langsam aufrichtete. Ich hörte, wie ihre Fingernägel über Stein kratzten,
dann rief sie, daß sie die obere Kante gepackt hätte.
    »Okay«, sagte ich und ließ ihre
Knöchel los. »Ich versuche jetzt, die Falltür langsam zuzudrücken, vergessen
Sie aber nicht, die Kante rechtzeitig loszulassen, sonst werden Ihre Finger
eingeklemmt .«
    »Das vergesse ich schon nicht«,
sagte sie gepreßt. »Oder halten Sie mich für blöd ?«
    Wofür ich sie hielt, wollte ich
ihr im Augenblick nicht sagen. Ich ging ein paar Schritte zur Seite, preßte die
Hände fest gegen die nach unten ragende Seite der Falltür und drückte sie
langsam aufwärts. Sie war besser ausbalanciert, als ich gedacht hatte, denn sie
bewegte sich mit verblüffender Schnelligkeit. Von oben hörte ich ein entsetztes
Japsen, dann war die Decke auch schon wieder in ihrer alten Position. Da mir
keine abgehackten Finger auf den Kopf regneten, schloß ich, daß sie die Hände
rechtzeitig zurückgezogen hatte. Ich hoffte ebenso, daß sie es aus der Grube
und in die anderen Kerker schaffen würde; aber meine größte Hoffnung war doch,
daß sie entweder die Außentür offen oder mit ihrem Hämmern wenigstens offene
Ohren finden möge.
     
    Ich tastete auf dem Boden nach
der Stablampe herum, fand sie und knipste sie an. Das Licht war tröstlich, und
ich sah auf meine Armbanduhr: fünf Minuten nach zehn. Es mußte mindestens noch
eine weitere Viertelstunde dauern, ehe ich aus dem Gang entkommen konnte, und
auch dann nur, wenn oben mit Désiree alles klappte. Jetzt bedauerte ich, daß
ich das Rauchen aufgegeben und keine Zigaretten bei mir hatte. Lieber noch
hätte ich eine Hüftflasche mit Whisky gehabt. Eine kleine Weile summte ich mir
selbst etwas vor, ließ es aber bald sein, weil es die Ratten aufscheuchte. Dann
begann ich aus irgendeinem Grund, an Calvin Burke zu denken. Wer hatte ihn
ermordet, und warum? Allerdings war es nicht gerade eine gute Idee, hier unten
und in dieser Situation an den Anblick zu denken, den er in der Eisernen
Jungfrau geboten hatte. Deshalb ging ich, um mich abzulenken, durch den Gang zurück
und stieg die Steintreppe hinauf, bis ich vor die Wand oben kam.
    Die längste Stunde meines
Lebens kroch vorbei, und nichts geschah. Die Ratten huschten um mich herum und
quiekten, als hätten sie beschlossen, mich zu ignorieren. Oder als sei ich in
ihren Augen schon tot. Hölle und Teufel! Ich mußte hier raus, bevor ich noch
den Verstand verlor. Also lief ich die Stufen wieder hinab und durch den Gang
zurück. Dann gab ich der Decke an der richtigen Stelle einen Stoß mit beiden
flachen Händen, und die Falltür kippte gehorsam nach oben. Trotzdem hatte ich
keine Chance, erkannte ich verzweifelt. Selbst Désiree, auf meinen Schultern
stehend, hatte es nur mit knapper Mühe schaffen können. Ein Supermann hätte den
Drei-Meter-Sprung in die Höhe vielleicht bewältigt und die obere Kante der
Falltür gepackt. Ich bückte mich nach der Stablampe, die ich auf dem Fußboden
liegengelassen hatte, und da traf mich ein Lichtstrahl genau in die Augen.
Einen Moment war ich total geblendet.
     
    »Hallo, Slaker «,
begrüßte Mapletons Stimme mich heiter. »Ich habe mich
schon gefragt, wann Sie sich endlich dazu entschließen würden, uns einen Besuch
abzustatten .«
     
     
     

12
     
    Ich starrte noch immer perplex
hinauf, als mich etwas Hartes an der Schulter traf. Sobald ich danach griff, merkte
ich, daß es ein Seil war.
    »Ein so sportlicher junger Mann
wie Sie«, sagte Mapleton hoch über meinem Kopf, »sollte keine Schwierigkeiten
haben, daran in die Höhe zu klettern .«
    Ich schaffte es, mich an dem
Seil bis zur Oberkante der Falltür zu hangeln, dann trat ich sie wieder zu, so
daß sie der Fußboden der Kerkergrube wurde. Mapleton hielt den Lichtstrahl
direkt auf das Seil gerichtet, und es fiel mir nicht weiter schwer, auch

Weitere Kostenlose Bücher