Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
das
letzte Stück hinaufzuklettern, bis ich direkt vor ihm stand.
    »Wo ist Désiree ?« fragte ich, als ich wieder Luft bekam.
    »Sie ist hier«, sagte er. »Und
wartet auf Sie. Wir haben beide auf Sie gewartet .«
    »Auf mich gewartet ?« fragte ich begriffsstutzig. »Sie hätten mich doch durch
die Geheimtür hinter dem Porträt hinauslassen können .«
    »Das konnte ich mir nicht
leisten, Slaker«, sagte er in vernünftigem Ton. »Nicht, nachdem ich das
Bridgespiel wegen angeblicher Kopfschmerzen abgebrochen hatte. Konnte doch
nicht zulassen, daß mich danach jemand im Haus herumwandern sah. Natürlich ließ
sich denken, wo Sie steckten. Ein dickköpfiger junger Mann wie Sie gibt nicht
so leicht auf, wie ?«
    »Es war eigentlich Désirees
Idee«, berichtete ich. »Nämlich Burkes Leiche zu suchen. Dieses verdammte Licht
blendet mich — können Sie nicht woanders hinleuchten ?«
    »Gleich«, sagte er. »Die
Petroleumlampen sind frisch gefüllt, wir werden sie nachher anzünden. Konnte
mir meiner Sache nicht sicher sein, jedenfalls bisher nicht .«
    »Sicher ?« wiederholte ich. »Worüber?«
    »Über Sie. Auf meiner oder
ihrer Seite«, sagte er rätselhaft. »Jetzt bin ich mir natürlich sicher: Sie
stehen auf ihrer Seite. Zu schade, Slaker .«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon
Sie sprechen«, sagte ich.
    »Für Täuschungsmanöver ist es
jetzt zu spät«, antwortete er. »Burke war falsch, das wissen Sie doch ?«
    »Nein. Wieso falsch?«
    »Ein falscher Parapsychologe«,
sagte er. »Ich habe ihn von einer Detektivagentur überprüfen lassen. Natürlich
ganz diskret. Ein versierter Betrüger, müssen Sie
wissen. Alter Freund von Désiree aus ihren schlechteren Tagen. Als ich den
Agenturbericht über Burke bekam, wußte ich sofort, daß sie einen schlimmen
Streich plante. Zuerst würde das Gespenst erscheinen, dann war ich reif für
einen tödlichen Unfall .« Er schwieg, wie mir schien,
eine lange Zeit. »Ich bin kein hinterhältiger, rachsüchtiger Mensch, Slaker.
Mußte mich erst vergewissern .«
    »Ich weiß noch immer nicht,
wovon Sie sprechen ,« grollte ich. »Und ich werde von
diesem Licht noch ganz blind .«
    »Tut mir leid .« Der Strahl der Taschenlampe senkte sich, und ich sah die beiden Petroleumlampen
auf dem Fußboden.
    »Ich zünde sie jetzt an .« Er bückte sich, und gleich darauf flammte ein Zündholz
auf. »Eigentlich traurig. Wußte schon, was sie war, als ich sie heiratete: eine
Amateurhure. Machte mir nichts aus, wollte von ihr nur einen Sohn, einen Erben.
Und sie war jung und gesund. Eine Frau meines eigenen Standes wäre nicht an mir
interessiert gewesen — bin zu alt. Désiree scherte sich keinen Deut darum. Es
war eine geschäftliche Vereinbarung, aber sie hat ihren Teil nicht erfüllt .«
    Die Petroleumlampen begannen,
helles Licht zu spenden, deshalb schaltete er die Taschenlampe aus. Gleich
darauf konnte ich sein Gesicht deutlich sehen. Die Schnurrbartenden schienen
noch trauriger als bisher herunterzuhängen, und in seinen Augen stand tiefe Depression.
    »Lernte dann Slivitz kennen«,
setzte er seinen Monolog im Telegrammstil fort. »Mochte ihn sofort. Die ganze
Idee mit dem Film war natürlich hirnverbrannter Blödsinn. Hatte niemals vor,
daraus Ernst zu machen, war aber amüsiert, wie Désiree sich darauf stürzte. Ich
fragte mich, ob sie darüber die Idee, mich zu ermorden, vergessen würde.
Schade, daß sie’s nicht tat. Warf sie Ihnen an den Hals, um die Dinge ein
bißchen zu verwirren .« Er seufzte leise. »Aber Sie
sind eine Enttäuschung für mich, Slaker. Weshalb haben Sie sich auf ihre Seite
geschlagen? War es nur Sex, oder hat sie Ihnen auch Geld versprochen ?«
    »Sie hat mir gar nichts
versprochen«, antwortete ich. »Und von Sex kann keine Rede sein .«
    »Oh?« Das klang nicht sehr
interessiert. »Sie hat gestern die Todesbotin gespielt, wie Sie wahrscheinlich
wissen. Habe ihr kurz nach unserer Hochzeit den Geheimgang gezeigt. Burke
begleitete sie gestern und half ihr aus der Kerkergrube hier herauf, genauso
wie Sie heute abend es getan
haben. Nach ihrem Auftritt kehrte sie auf demselben Weg ins Schloß zurück. In
meinen Augen war es eine recht gute Schau. Allard jedenfalls war echt
beeindruckt, glaube ich .«
    »Burke erzählte mir, jemand
hätte ihn in sein Zimmer gesperrt, deshalb hätte er nicht mit uns kommen
können«, erinnerte ich mich.
    »Na, das mußte er ja
behaupten«, sagte Mapleton geduldig. »Mußte sich ein Alibi schaffen. Danach
mußte er dann zu mir

Weitere Kostenlose Bücher