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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kommen und nach dem Schlüssel für das Burgverlies fragen, damit
alles noch echter aussah. Aber ich ging mit ihm, verstehen Sie? Und hier unten
konfrontierte ich ihn dann mit der Wahrheit. Der Bursche war kolossal eitel,
wußten Sie das ?« Langsam schüttelte er den Kopf.
»Verlor völlig die Beherrschung. Wahrscheinlich viel mehr deshalb, weil er
ertappt worden war, als aus irgendeinem anderen Grund. Dann sagte er, was für
ein Narr ich gewesen sei, mit ihm hier herunterzukommen. Der einzige andere
Mensch, der darüber Bescheid wisse, sei Désiree, und die würde nicht reden. Er
riß einen Revolver heraus und begann damit herumzufuchteln, schreiend und
geifernd. Ich dachte, der Bursche hätte plötzlich den Verstand verloren.
Wahrscheinlich stimmte das auch. Jedenfalls sagte er, ich könnte genausogut gleich jetzt diesen angekündigten Unfall
erleiden. Sowohl Sie als auch Geoffrey hätten die Geistererscheinung gesehen
und würden es beschwören, deshalb erwarte ohnedies jeder einen Unglücksfall.
Der sei dann eben nur ein bißchen früher als geplant eingetreten, mehr nicht .«
    »Sie haben Burke umgebracht ?« fragte ich langsam.
    »Im Grunde aus Notwehr«,
antwortete Mapleton. »Aber ich glaube, das würde mir niemand abnehmen. Er war
außer sich vor Erregung, fuchtelte wild mit der Waffe, und ich sah meine Chance
gekommen. Ich gab ihm einen gewaltigen Stoß, und er stolperte rücklings in die
Eiserne Jungfrau hinein. Zum Unglück hatte sich sein Griff um die Waffe nicht
gelockert, er zielte mit dem teuflischen Ding immer noch auf mich. Deshalb tat
ich das einzige, was mir unter den Umständen übrigblieb .«
    »Sie stießen die Tür über ihm
zu«, ergänzte ich.
    »Richtete eine scheußliche
Schweinerei mit meinem Anzug an«, erzählte er. »Bis zum Morgen glaubte ich, ihn
ruhig hier unten lassen zu können, aber als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte,
wurde Désiree mißtrauisch. Ich sagte ihr, wir hätten hier unten nichts
gefunden, und Burke sei wieder in sein Zimmer gegangen. Wußte natürlich, daß
sie entweder selbst nachsehen oder jemand anderen, wahrscheinlich Sie, schicken
würde. Das beunruhigte mich nicht, aber dann erinnerte ich mich plötzlich
daran, daß ich vergessen hatte, die Tür hinter mir abzuschließen. Deshalb ging
ich hinunter und holte es nach, aber da waren Sie natürlich schon drin. Das
wußte ich zu dem Zeitpunkt jedoch nicht .«
    »Was haben Sie mit der Leiche
gemacht ?«
    »Stand noch vor Tagesanbruch
auf, ging hinunter und schaffte sie weg«, sagte er trocken. »Dann überprüfte
ich alles im Geheimgang — Burke und Désiree , diese
beiden Dummköpfe, hatten die Tür nach ihrer Gespensterschau nicht anständig
wieder verwahrt — und stellte sicher, daß alles gehörig abgeriegelt war. Als
Sie dann beim Frühstück Ihre Geschichte erzählten, bekam ich einen kleinen
Schreck, das muß ich zugeben. Aber andererseits wußte ich natürlich, daß Sie
nichts Belastendes finden konnten .«
    »Und dabei sagten Sie mir, daß
Sie in Allard Ihren künftigen Mörder vermuteten, weil er den Titel erben
wolle«, hielt ich ihm vor.
    »Natürlich alles gelogen«,
meinte er seelenruhig. »Wollte Sie auf eine falsche Fährte locken. Wie gesagt,
ich wußte ja nicht, auf wessen Seite Sie standen. Nun bin ich sicher, daß es
ihre ist .«
    »Um Gottes willen, wo steckt
Désiree ?« fragte ich. »Eben sagten Sie doch, daß Sie
beide auf mich warteten .«
    »Das taten wir auch«, nickte
er. »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen .«
    Wieder schaltete der die
Taschenlampe ein, und ich folgte ihm zu dem letzten der vier Kerker, zu dem mit
der besonders dicken Wand. Auf dem Boden davor lag ein wirrer Haufen aus
Mauersteinen, Spitzhacke und einem Eimer mit feuchtem Mörtel.
    »Zerbrach mir schon immer den
Kopf über die alte Sage«, sagte Mapleton leise. »Wonach angeblich seit
Jahrhunderten immer so ein verdammter Geist den unmittelbar bevorstehenden Tod
eines Mapletons ausposaunte. Aber ich bin ein
praktisch veranlagter Mann, Slaker. Wenn sie tatsächlich hier eingemauert
worden wäre, müßte noch ein Skelett vorhanden sein, richtig ?«
    »Sie haben nachgesehen ?«
    »Das habe ich .« Sein Lichtstrahl stach in die eine Ecke des jämmerlich engen Hohlraums, der
hinter der niedergerissenen Wand zutage gekommen war. Dort lag ein staubiger
Haufen vermoderter Knochen, gekrönt von einem grinsenden Schädel. Der
Lichtstrahl erlosch wieder.
    »Habe es niemandem erzählt«,
berichtete er, »sondern sie einfach wieder

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