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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schiffes«, entgegnete Necron ebenso scharf. »Alle Mordinstrumente bleiben unter Verschluß. Wir werden weder uns selbst noch die Bevölkerung gefährden. Einverstanden?«
    Kezarim drehte sich nach seinen beiden Männern um. Sie standen regungslos da, die Fäuste in die Seiten gestemmt. Die eisenbeschlagenen Helme mit dem erstaunlichen Kopfputz schwankten, als würden sie vom Wind bewegt. Das Licht der Fackeln glänzte matt auf dem Leder und den eisernen Schuppen ihrer Halbrüstung.
    »Geh, Mann«, empfahl Prinz Odam. »Kümmere dich um andere Dinge. Nicht um einen Haufen selbständiger Seeleute. Oder komm wieder, um deine Forderungen mit Gewalt durchzusetzen. Dann werden wir die Waffen nicht verschließen, noch nicht.«
    »Ich komme wieder, verlaßt euch drauf!« drohte Kezarim, schüttelte die Faust in die Richtung der Guinhan und stapfte davon. Mit drei Schritten Abstand folgten ihm seine Untergebenen. Sie trugen in den Gürteln hölzerne Stäbe mit Schwertgriffen, die bei jedem Schritt in die Kniekehlen schlugen.
    In das Geräusch der Schritte und das aufgeregte Murmeln der Menschen mischte sich ein fernes Donnern. Einige Herzschläge später hallte ein ächzender Schrei über das Meer heran.
    Ein zweiter Schrei, der aus hunderten Kehlen kam, antwortete. Jemand schrie gellend:
    »Der Ruf der Todespfeiler!«
    Augenblicklich stoben die Menschen auseinander. Necron wirbelte herum und schrie donnernd:
    »Wie immer! Männer, steckt das Wachs in die Ohren!«
    Er selbst nestelte aus der Tasche den DRAGOMAE-Steinsplitter und verbarg ihn in der Faust. Exyll fingerte nach dem Wachs, und während er es sich in ein Ohr steckte, sagte er schnell und sich mit den Worten überschlagend:
    »Die Lauscher… ihre Helme. Die Trichter wirken so wie die steinernen Ohren. Sie fangen die Wahnsinnsschreie auf, dämpfen und filtern sie, sagt man, und sie können auch Botschaften heraushören.«
    Er bohrte mit dem Zeigefinger dem zweiten Wachspfropfen nach und schüttelte sich. Odam und seine Männer setzten die Schlackenhelme auf.
    Beim letzten Licht hatten sie heute am Horizont die beiden Pfeiler deutlich sehen können. Es herrschte, ungewöhnlich für die Düsterzone, stundenlang eine erstaunliche Fernsicht. Kurz vor Sonnenuntergang war das Gestirn hinter dem Dunst hervorgetreten und hatte sich, kirschrot und riesig, gezeigt und die beiden kantigen Erhebungen aus dem Meer herausmodelliert.
    Der langgezogene, schauerliche Schrei hatte die Schiffer auf der Fahrt mehrmals erreicht, nach dem ersten Erlebnis in jener Bucht. Jedesmal hatten sie sich auf die gleiche Art gewehrt – stets mit Erfolg.
    Jetzt riß der erste, noch leise Schrei ab. Eine erwartungsvolle Pause entstand.
    Die Orankonier rannten davon und versteckten sich in ihren Häusern. Ein Wahnhaller sagte übermäßig laut, durch das Wachs in den Ohren dazu gebracht:
    »Die Lauscher, die einer allmächtigen und schrecklichen Sekte angehören, werden verschwinden.
    Jetzt kommen die Stunden der Stürmer.«
    Etwa hundert Atemzüge lang dauerte die schwer lastende Ruhe. Auch die Decks und die Aufbauten der halbwracken Schiffe hatten sich schlagartig geleert. Man hörte aus den ansteigenden Gassen der Stadt nur noch vereinzelte Schreie, das Tappen vieler Füße und hin und wieder einen dumpfen Fall.
    » Die Lauscher? Die Stürmer? Wovon redest du?« fragte Necron ebenso laut und hielt den DRAGOMAE-Stein an seine Stirn.
    Der Mann verstand ihn nicht.
    Dann erscholl der zweite Schrei. Er war lauter und länger als der erste. Einige Männer der Guinhan -Mannschaft flüchteten sich unter Deck. Augenblicke später schienen sich Teile der Stadt in ein Tollhaus zu verwandeln. Zwischen den Mauern und Häusern sah man riesengroße, schwankende Schatten und Funkengarben aus den Fackeln, die gegen den Stein schlugen. Viele Menschen rannten davon, nicht viel weniger schienen hinter ihnen her zu sein.
    Das Brüllen und Heulen hielt an, knarrende Geräusche ertönten dazwischen und ließen jenen, die es trotz Wachs und Helm hörten, das Blut in den Adern gerinnen. Von einigen Schiffen sprangen kreischende Menschen, glitten auf dem schlüpfrigen Pflaster aus und schrien noch lauter, als sie davonrannten und zwischen den Häusern verschwanden.
    Überall schlugen die Menschen mit dem letzten Rest ihrer Beherrschung Fenster und Türen zu und schoben die schweren Riegel davor. Von rechts oben, von einer Terrasse, kam ein langgezogener Schrei, der in den Worten endete:
    »… die Lauscher

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