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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ausbessern konnte.
    »Los!« tobte Kermon und schleuderte das Seil nach Necron.
    Das lederne Säckchen, mit Steinen gefüllt, krachte mit großer Wucht mitten auf den runden Schild Necrons und ließ den Kommandanten zwei Schritt weit zurücktaumeln. Er trat auf das Seil, hob es auf und wickelte es um einen Belegklampen aus Holz. Dann sprang er zur Heckreling und sah in diesem Moment, wie ein schweres Brett aus dem Halbdunkel herunterfiel und genau vor ihm auf der massiven Reling landete. Er duckte sich. Hinter und neben ihm standen die Wahnhaller und Odam mit seinen Schattenkriegern.
    »Warten, bis sie an Bord sind«, sagte Necron laut in Schattenwelsch. Einige Männer nickten.
    Wieder fielen Stege und Bretter auf das Schiff. Von links pfiffen die Schnüre der Peitschen heran. Zwei Wurfnetze hatten sich in der Takelage und den Niederholern verfangen und wurden von den Seeleuten heruntergerissen und zerfetzt. Fast gleichzeitig schwangen sich etwa fünfzehn dunkle Gestalten auf die Bretter, rannten schräg aufwärts und ließen ihre Peitschen und Wurfseile klatschen. Necron ließ den Schild fallen, packte das Brett an einer Seite und versuchte es zu kanten. Er spannte seine Muskeln an, während der erste Stürmer über seinen Rücken sprang und auf den Planken landete. Ein Knüppelhieb gegen sein Knie ließ ihn aufschreiend zusammenbrechen. Zwei Odam-Krieger packten ihn, schleppten ihn zur Steuerbordreling und kippten ihn gerade in dem Augenblick über Bord, als ein anderer Stürmer mit der Peitsche zuschlug. Das Seil wickelte sich um den Oberkörper, und der Mann schrie noch immer, als er ins Hafenwasser klatschte und seinen Kameraden auf dem anderen Schiff mit sich riß.
    Odam schlug den ersten Mann, der auf seiner Seite das Heck erreicht hatte, mit wenigen gezielten Hieben seines Knüppels zu Boden.
    Das Brett in den Händen Necrons schwankte und federte. Dann gelang es ihm, es hochzukippen. Drei Stürmer verloren, hilflos mit den Armen rudernd, ihr Gleichgewicht und fielen gegeneinander, klammerten sich aneinander fest und fielen dann in den schmalen Zwischenraum hinter dem Heck.
    An mindestens zwanzig Stellen des Schiffes waren wilde Prügeleien ausgebrochen.
    Auch die Stürmer verwendeten keine Waffen, die ernsthaft verletzen konnten. Eine Wut erfüllte die Männer, die keiner der Seeleute verstehen konnte. Immer wieder kletterte einer von denen, die man ins Wasser geworfen hatte, an der Bordwand hoch und warf sich tobend in den Kampf. Sie gingen mit Fäusten auf die Seeleute los, wurden abgewehrt und wieder über Bord geworfen.
    Auf dem Achterschiff bildeten Necron, Odam und seine Mannen und etwa sieben Wahnhaller eine Verteidigungslinie. Einmal sprangen sie vor, dann wichen sie wieder zurück, und ihre Knüppel wirbelten wild durch die Luft. Sie stießen die Stürmer mit den Schilden vor die Brust, warfen die Laufplanken in den Hafen und die Bewußtlosen hinterher. Aber Kermon wehrte sich wie ein Rasender. Er hatte seine Wurf schlinge längst verloren und einen abgebrochenen Speer aufgehoben. Damit focht er schnell und geschickt und brachte mindestens zwei Schattenkrieger in ernsthafte Bedrängnis.
    Necron unterlief einen wütenden Hieb, schlug kurz mit dem Axtstiel zu und traf den Stürmer im Genick.
    Der Mann stieß einen gurgelnden Schrei aus und sank besinnungslos zusammen.
    Gleichzeitig sprangen die Wahnhaller vor, drängten die Stürmer bis an die Reling zurück und packten sie bei den Füßen. Einer nach dem anderen ging über Bord und landete auf den Schultern eines Stürmers, der triefend naß aus dem Hafenwasser herauf gekrochen war.
    Necron fing eine Geste von Odam auf. Der Prinz deutete in die Höhe. Necron wurde aufmerksam und meinte zu hören, daß die heulenden und brüllenden Laute und die harten Donnergeräusche der Wahnsinnsschreie leiser wurden und die Abstände zwischen ihnen größer. Er war sicher, daß er sich nicht irrte.
    Der Anführer der Stürmer wurde an den Händen gefesselt und an das Holz des Ruders gebunden.
    Am Vorschiff wurde noch gekämpft, aber eben schien der letzte Angreifer laut klatschend im Wasser zu landen.
    »Was werde ich heute wieder ins Logbuch schreiben müssen«, murmelte Necron sarkastisch. »Eine aufregende Landung.«
    Es war so, wie sie gemeint hatten. Etwa zwei oder drei Stunden lang hatte diese Periode der Wahnsinnsschreie gedauert. Es kam ihnen so vor, als wäre es die längste Zeit gewesen, die sie dem Wahnsinn ausgesetzt waren. Die Stürmer griffen jetzt

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