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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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zweiten Jahre des Lichts ist angebrochen.
    Der junge Shallad, Rhiads Sohn, muß schon jetzt, kaum daß der Thronsessel richtig warm geworden ist, zeigen, was in ihm steckt. Er wird viel Glück brauchen.
    Der Chronist steckte den Federkiel wieder ins Tintenfäßchen und hob den Becher.
*
    Gamheds Faust krachte auf die Tischplatte herunter. Becher und Geschirr gaben klirrende Laute von sich. Überrascht hob Luxon den Kopf und blickte den Silbernen an.
    »Du hast nicht den geringsten Grund, Freund Gamhed, solche Worte zu führen!« sagte er nicht ohne Schärfe.
    Gamhed schüttelte den Kopf und stierte grimmig in seinen Becher.
    »Und ich sage es dir noch einmal, Shallad. Er ist ein zwielichtiger Bursche, der allerdings die Arbeiter an den Schiffen antreibt. Einmal ist er aufzufinden, dann wieder für lange Zeit nicht mehr. Er schäkert mit den Schankmägden und führt lose Reden. Ein Pirat, Luxon!«
    Es war früher Abend, und sie saßen in Luxons großem Arbeitszimmer. Es war ein heller Saal mit großen Fenstern und Türen, die auf die Terrassen hinausführten. Ein schwacher Wind bewegte die Vorhänge. Auf einem riesigen Teppich standen Tische und Sessel. Ein Ring von kleinen Säulen, rund um die Sitzgruppe aufgestellt, trug große Öllampen mit klaren, hellen Flammen. Der Boden des Saales bestand aus Steinplatten. Luxons Tisch war übersät von Karten, Rollen aus Tierhäuten und Papyrus, von kleinen Figuren und der Platte, auf der man ihm das Essen gebracht hatte. Der Shallad sagte leichthin:
    »Habe ich dein Vertrauen, Gamhed?«
    »Du weißt es«, winkte der Kriegsherr der Ewigen Stadt ab. »Das hat nichts mit Casson zu tun.«
    »Dann vertraue auch in diesem Fall meiner Menschenkenntnis. Ich kenne Casson aus meiner Zeit in Sarphand. Er mag wild und ungehobelt sein, aber er versteht sein Handwerk. Ich kann nicht dreihundert Schiffe befehligen – er kann es.«
    »Aber niemand hat je von ihm gehört!«
    »In Sarphand kennen ihn viele. Und wenn er lästerliche Reden gegen mich verbreitet, so bedeutet es, daß er mutig ist. Er duckt sich nicht, nur weil ich der Shallad bin.«
    »Du hättest einen besseren gefunden, Luxon.«
    »Wen?«
    »Also! Du weißt auch keinen besseren Kapitän«, stellte Luxon fest, nachdem Gamhed ihm die Antwort schuldig geblieben war. »Sieh! Ich muß hierbleiben und mich um meine Regierungsgeschäfte kümmern. Nur ein Blick aus dem Fenster zeigt dir, wie es um Logghard steht. Ich kann nicht die Herrschaft über die Flotte auch noch übernehmen.«
    »Ist unter deinen Stellvertretern niemand, der dies besser könnte als ausgerechnet der grauhaarige Pirat?«
    »Hrobon wird ihn begleiten. Ich traue ihm, und er steht unter der Kontrolle des Heymal. Noch immer nicht zufrieden, Gamhed?«
    »Seit wann ist er in Logghard?«
    »Er kam kurz nach meiner Krönung«, sagte Luxon.
    »Es gibt Unruhe«, sagte Gamhed nach einer Weile. Immer wieder gingen die Blicke der beiden Männer zu den offenen Türen hinaus, über die Terrasse hinweg und hinüber zu dem verschwundenen Teil der Stadt. Es war mehr als nur ein Symbol verschwunden; der Glaube der Menschen an eine neue, gute Zeit schien dahinzugehen.
    »Ich weiß es«, sagte Luxon. »Im Augenblick gibt es nichts, das wir tun können. Der Zaketer ist zu keinen klaren Antworten bereit. Und Yzinda ist dazu nicht fähig.«
    »Beim Lichtboten!« stieß Gamhed hervor und sah, wie sich die schimmernde Sphäre über dem siebenten Fixpunkt veränderte und zuckende Bilder fremder Landschaften zeigte. »Es steht wieder schlimm um Logghard.«
    »Und nicht besser ums Shalladad.«
    »Auch Necron, mein Augenpartner«, warf Luxon betrübt ein, »weiß nichts und hat nichts erlebt – ich meine, nichts, woraus wir etwas erfahren könnten über die Neue Flamme.«
    Verzweiflung und Trotz hatten die Männer gepackt. Verzweiflung darüber, daß endlich die Stadt und das Umland in Frieden lebten und die vielen Herrscher des Shalladad Luxon anerkannten und es überall ruhig war. Ackerbau und Handel blühten auf, seit Luxon auf dem Thron saß. Trotz erfüllte sie, weil sie sich in schweigender Übereinkunft sagten, daß eines Tages Logghard auch diesen geheimnisvollen Überfall vergessen haben würde. Sie hofften, es würde dann nicht zu spät sein.
    »Wann wirst du die Flotte nach dem Reich der Zaketer abschicken?« fragte der Silberne.
    »Sie brauchen noch einen Mond, ein paar Tage mehr oder weniger, um alles in Ordnung zu bringen. Mein Flaggschiff, die Rhiad, könnte schon heute in See

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