Der Besen im System
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Der Autor
David Foster Wallace, 1962 geboren, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der amerikanischen Literatur. Einer anfänglichen Karriere als Tennisprofi folgte ein Studium der Logik und Mathematik; später studierte Wallace Literatur und Philosophie.
Aus seiner Examensarbeit zur Englischen Literatur entstand später sein erster Roman Der Besen im System . Zuletzt lehrte er als Professor für englische Literatur und Creative Writing am Pomona College in Claremont, Kalifornien.
Wallace, der seit über 20 Jahren an schweren Depressionen gelitten hatte, beging am 12. September 2008 Selbstmord.
Über das Buch
David Foster Wallace gilt als genial-schräger Vogel des amerikanischen Literaturbetriebs. In seinem jetzt auf Deutsch erschienenen Debütroman "Der Besen im System" verstrickt er seine Leser in ein Verwirrspiel um verschollene Altenheimbewohner, Sex-Ersatz und redseliges Federvieh.
Es ist schwer zu sagen, wovon Wallaces Roman wirklich handelt. Selbst der Figur, die den Plot vorantreibt, begegnen wir nur flüchtig: Lenore Beadsman senior nämlich, der Urgroßmutter der Protagonistin, die, um noch ein wenig mehr Verwirrung zu stiften, ebenfalls Lenore heißt. Ur-Oma Lenore verschwindet zu Beginn des Buches aus ihrem Altenheim, zusammen mit 19 weiteren Bewohnern und einem Teil des Personals. Wenn "Der Besen" eine Handlung hat, dann ist es die odysseehafte Suche nach ihr und den anderen Verschollenen, die Suche Lenores nach Lenore – und nach sich selbst.
Wallace spielt ein Versteckspiel mit seinen Lesern, fordert Aufmerksamkeit und detektivisches Kombinationsvermögen. So sind etwa die Hauptpersonen auf wundersame Weise miteinander verbunden. Lenore junior ist ihrem späteren Lover Andy schon einmal mit 15 begegnet, als sie ihre ältere Schwester im College besuchte, wo auch Andy und Lenores jetziger Freund Rick studierten. Rick wiederum ist Lenores Chef und war früher der Nachbar von Andys Ehefrau Mindy, die mit Lenores Schwester aufs College ging. Wallace macht eigentlich all das, was man nicht tun sollte, wenn man als Autor möglichst viele Leser bei der Stange halten möchte.
Stattdessen foppt und fasziniert er den Sinn suchenden Leser mit einem virtuosen Verwirrspiel, hetzt sie durch 20 Zeilen lange Sätze, schweift ab, macht ohne Vorwarnung chronologisch eine Rolle rückwärts, um gleich darauf in die Gegenwart zurückzuspringen und beendet den Roman mit einem Satz, der unvermittelt abbricht. Wer sich davon nicht frustrieren lässt, wird durch Wallaces Gespür für kleinste Details versöhnt – und durch seine Fähigkeit, trotz seitenlanger Abschweifungen spannend zu erzählen.
Wallaces "Besen" ist ein Produkt der TV- und Kabel-Fernseh-Ära: diffus, bunt, intensiv, eine Orgie des Zappings. Für Kulturpessimismus hat der Jungstar der US-amerikanischen Literaturszene nichts übrig; die Klagen seiner Schriftstellerkollegen, das Fernsehen verdränge die Literatur, sind ihm fremd. "In einer Zeit, in der wir so viele Unterhaltungsmöglichkeiten haben, ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, wie Literatur sich ihr Territorium sichern kann." Es sei schwer und verwirrend, heute Schriftsteller zu sein, sagt er. "Es macht mir Angst – aber es ist auch eine tolle Herausforderung."
Silvia Tyburski – Spiegel
editorsNotice
Dieses eBook basiert auf einem Scan der im September 2009 bei Rowohlt in 2. Auflage erschienenen Taschenbuchausgabe. Text und Formatierungen folgen dieser Ausgabe.
Fragmente wie
bin ich einfach
(Kap 16 Abschn. │f│ – Idee für die Fieldbinder-Collection),
oder
und grinste schief angesichts der Szene
(Kapitel 8,Abschnitt |d|, 2. Absatz)
entsprechen ebenso der Vorlage wie Inkonsistenzen in der Formatierung der Fieldbinder-Abschnitte. Ob dies vom Autor so beabsichtigte war, konnte aufgrund einer alternativen Textquelle nicht geprüft werden.
Korrigiert wurden lediglich offensichtliche Druckfehler.
Das Cover wurde auf Basis der bei Pinguin Ink in den USA erschienenen Originalausgabe gestaltet.
Teil 1
│1│ 1981
Die meisten wirklich hübschen Mädchen, stellt Lenore auf einmal fest, haben ziemlich hässliche Füße. So auch Mindy Metalman. Ihre Füße sind lang und dünn, die Zehen abgespreizt und schwielig, und an der Ferse wuchert die Hornhaut in tektonischen Schichten. Einzelne lange schwarze Haare wachsen aus dem Spann, und der rote Nagellack gammelt streifig vor sich hin, bis er aussieht wie eine Zuckerstange. Lenore fällt das alles nur auf, weil sich
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