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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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durchdringende Verwandlung, nach der sich jeder Junge sehnte und die nur eine Frau in ihm vollbringen konnte; jene Verwandlung, die es ermöglichte, daß er sich vollständig hingeben und die Wahrheit und Erfüllung der Worte ,ich bin ein Mann’ fühlen konnte.
    Plötzlich empfand Petronius heftige Sehnsucht nach einer Frau im Zimmer. Er sehnte sich nach der, die ihn zum Manne machen konnte. Und in seinem Innersten wußte er, es gab tatsächlich etwas, auf das er stolz sein konnte; etwas, was ihm klarmachte, daß seine Chancen gar nicht so schlecht standen, wenn es soweit war: Er hatte einen ungewöhnlich kleinen Penis.

Herrlein Uglemose bringt den Kindern etwas über das Unrecht der Natur bei

    „Die Aufgabe einer jeden Zivilisation besteht darin, das Unrecht der Natur auszugleichen“, sagte Herrlein Uglemose und sah über seine Brille hinweg auf die Schüler, um zu prüfen, ob das Eindruck auf sie gemacht hatte. Einige stierten zurück. Andere glotzten auf die Schultische. Ba malte irgend etwas auf einem Stück Papier. „Ba!“ rief das Herrlein. „Was machst du denn da?“ Sie fuhr zusammen und legte automatisch die Hände über das Blatt. „Nichts“, log sie. Aber sie war gerade dabeigewesen, vom Herrlein eine Karikatur anzufertigen: kleine, knubbelige Nase; toupiertes rötliches Haar mit Haube und Band drauf — das trugen sie bestimmt in der Jugendzeit des Herrleins — , gekräuselter Bart; großgeblümter Bolero mit geblümtem PH, zueinander passend; selbstgestricktes, enganliegendes Hemd und Hausschuhe mit blauen Troddeln. Wie einer nur so unmodern sein konnte!
    Für Ba verkörperte Herrlein Uglemose alle Einfältigkeiten dieser Welt. Altmodisch, jungherrlich, steif und theatralisch. Er war der Sohn der verstorbenen Rektorin Uglemose. Und das war der einzige Grund, warum er da oben stand und auf dem Katheder herumschwänzelte. Hatte es da nicht ein Verhältnis zwischen ihm und der nachfolgenden Rektorin gegeben, der Rektorin Barmerud? Das hatte Ba jedenfalls gehört. Viele behaupteten, Syprian Barmerad aus Petronius’ Klasse sei dem Herrlein wie aus dem Gesicht geschnitten. Haha! Er hatte also seine Rektorin nicht abgekriegt. Sicher hatte er schon davon geträumt, Rektorinnengatte zu werden. Syprian, das Wiesel. Der war bestimmt sein Sohn.
    „Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, Ba?“ erklang die Stimme vom Katheder.
    „Doch“, antwortete Ba.
    „Was habe ich denn gesagt?“
    Unsicher starrte Ba zurück. Ein Kichern brach zugunsten des Herrleins aus. Ann Plattenberg flüsterte hinter Bas Rücken etwas von Zivil und Natur.
    „Na, Ba?“
    „Die Aufgabe einer jeden Zivilisation besteht darin, auf die Torheit der Natur zu hören“, sagte Ba. Die Klasse grölte. Die Schülerinnen nutzten die Gelegenheit, sich in den Bänken zu flegeln, lächelten und winkten sich zu und reichten untereinander längst geschriebene Zettel weiter, bis ein energisches Händeklatschen zu hören war. Das Herrlein brauchte ein paar Minuten, bis die Ruhe einigermaßen hergestellt war. Freilich noch länger dauerte es, bis er sich selber wieder beruhigt hatte. Immer regte er sich auf, wenn er sie auszanken mußte.
    „Nun, was habe ich gesagt?“ wiederholte er. Der kleine mollige Fandango meldete sich. Typischer Streber. „Die Aufgabe einer jeden Zivilisation besteht darin, das Unrecht der Natur auszugleichen“, antwortete Klein-Fandango. „Das ist richtig“, sagte das Herrlein, schrieb den Satz an die Tafel und fuhr fort: „Diesen Satz nennen wir eine Grandthese. Eine Grandthese ist ein Lehrsatz, auf dem sich alles Weitere aufbaut. Diese Grandthese war es, die unsere Mütter im Jahre 213 nach Donna Klara auf dem Demokraberg vereinte. Dank diesen Wibschen können wir heute...“
    Hier blieb Herrlein Uglemose stecken. So gut er konnte, hatte er sich auf diese Zivilisationskundestunde vorbereitet. Zivilisationskunde war nicht sein stärkstes Fach. Eigentlich gab es kaum noch ein Fach, in dem er sich sicher fühlte. Die Welt hatte sich sehr verändert, seit er gelernt hatte, was dam lernen mußte, als er damals studierte. Und die Erinnerung war mit den Jahren verblaßt. Aber er wußte, daß dieser Stoff mit zum Wichtigsten gehörte, was er den Jugendlichen beibringen mußte. Verzweifelt versuchte er, sich zu erinnern, was er vorbereitet hatte. „...dank diesen Wibschen, diesen Gründermüttern“, sagte er, um Zeit zu gewinnen, „können wir heute...“
    „...danken!“ ergänzte Ba vergnügt und erhielt

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