Die Tore Der Finsternis
dabeihaben.«
»Ja, aber das war ein kurzer Panikanfall. Fanden Sie nicht auch, dass er schon bald nach Beginn des Gesprächs lockerer wurde?«
»Er wirkte ziemlich selbstsicher.«
Siobhan schaute sich im Raum um und fing den Blick von George Silvers auf. Sie wies auf ihren Monitor und drohte ihm dann mit dem Finger. Er ignorierte sie und tat weiter so, als studierte er die Wand.
Plötzlich stand Detective Chief Superintendent Gill Templer in der Tür.
»Sind hier alle der Bügerinitiative gegen Lärmbelästigung beigetreten?«, bellte sie. »Wenn es in einem Büro ruhig ist, bedeutet das, dass man sich dort nicht genug anstrengt.« Sie nahm Silvers ins Visier. »Glauben Sie, den Fall mittels Osmose lösen zu können, George?« Ein paar der anderen lächelten, aber niemand lachte. Alle bemühten sich, einen geschäftigen, aber konzentrierten Eindruck zu erwecken.
Templer näherte sich unerbittlich Siobhans Tisch. »Wie ist es bei dem Maler gelaufen?«, wollte sie wissen, wobei sie die Lautstärke ihrer Stimme um etliche Dezibel senkte.
»Er sagt, er ist an dem Abend in verschiedenen Pubs gewesen, Madam. Hat sich dann unterwegs was zu essen geholt und zu Hause Wagner gehört.«
» Tristan und Isolde «, steuerte Hynds bei. Als Templer daraufhin ihren Laserblick auf ihn richtete, platzte er damit heraus, dass Neilson seinen Anwalt bei dem Gespräch hatte dabeihaben wollen.
»Was Sie nicht sagen!« Der Laser schwenkte auf Siobhan.
»Das wird in meinem Bericht stehen, Madam.«
»Aber Sie hielten es nicht für erwähnenswert?«
Hynds’ Hals lief seitlich rot an, als ihm klar wurde, dass er Siobhan reingeritten hatte.
»Unserer Meinung nach hat das nichts zu bedeuten -« Seine Stimme versagte, als er sich erneut im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wiederfand.
»Zu diesem Schluss sind Sie also gekommen? Tja, wie ich sehe, bin ich wohl überflüssig. DC Hynds«, verkündete Templer den anwesenden Kollegen, »hält sich für kompetent genug, um hier alle Entscheidungen zu treffen.«
Hynds versuchte zu lächeln, aber vergebens.
»Aber, nur für den Fall, dass er sich irrt -« Templer ging zur Tür und machte eine Geste in Richtung Flur. »Da uns ein DI fehlt, hat man an höherer Stelle beschlossen, uns einen vom Präsidium auszuleihen.«
Siobhan sog hörbar die Luft ein, als eine ihr bekannte Gestalt das Zimmer betrat.
»DI Derek Linford«, stellte Templer den Mann vor. »Einige von Ihnen kennen ihn wahrscheinlich schon.« Sie blickte zu Hi-Ho Silvers hinüber. »Sie haben die Wand jetzt lange genug angestarrt, George. Wären Sie vielleicht so nett, Derek auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen?«
Und damit verließ Templer den Raum. Linford schaute sich um, marschierte dann stocksteif zu George Silvers und schüttelte die ihm dargebotene Hand.
»Mein Gott«, sagte Hynds halblaut. »Wenn die einen so anguckt, hat man echt das Gefühl, in einer Petrischale zu schwimmen -« Dann fiel ihm Siobhans Gesichtsausdruck auf. »Was ist?«
»Die Bemerkung, die Sie eben gemacht haben... über Grant und mich.« Sie deutete mit dem Kopf auf Linford.
»Oh«, sagte Davie Hynds. »Wollen wir uns noch einen Kaffee holen?«
Draußen beim Automaten lieferte sie ihm eine Kurzfassung dieser Geschichte. Sie erzählte, sie sei ein paarmal mit
Linford ausgegangen, verschwieg jedoch, dass Linford ihr daraufhin nachspioniert hatte. Sie fügte noch hinzu, es habe böses Blut zwischen Linford und Rebus gegeben, weil Ersterer einmal krankenhausreif geschlagen worden sei und behauptet habe, Letzterer sei schuld daran gewesen.
»Soll das heißen, DI Rebus hat ihn verprügelt?«
Siobhan schüttelte den Kopf. »Aber Linford gibt ihm trotzdem die Schuld.«
Hynds pfiff leise. Er schien gerade etwas sagen zu wollen, als Linford höchstpersönlich den Flur entlangkam, ein paar Münzen in der Hand, die er sich im Gehen ansah.
»Kann jemand fünfzig Pence wechseln?«, fragte er. Hynds griff sofort in seine Tasche und gab Linford und Siobhan dadurch die Möglichkeit, ungestört einen Blick zu tauschen.
»Wie geht’s Ihnen, Siobhan?«
»Danke, gut, Derek. Und Ihnen?«
»Wesentlich besser.« Er nickte langsam. »Danke der Nachfrage.« Hynds schob die passenden Münzen in den Schlitz und weigerte sich, Linfords Fünfzig-Pence-Stück anzunehmen.
»Wollen Sie Tee oder Kaffee?«
»Ich bin durchaus in der Lage, selbst auf den Knopf zu drücken«, meinte Linford. Hynds merkte, dass er es übertrieben hatte, und trat einen halben
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