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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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so wichtig«, meinte er.
    »Immer dieselben kleinen Spielchen, was, Strawman?«, sagte Cafferty lachend.
    Während sie, erneut ins Halogenlicht getaucht, durch den Vorgarten gingen, stellte Siobhan eine Frage.
    »Was sollte das mit dem Wochenende?«
    »Braucht Sie nicht zu interessieren.«
    »Tut es aber. Immerhin sind wir ein Team.«
    »Hab ich je im Team gearbeitet, Siobhan?«
    »Ich dachte, das lernt man in Tulliallan.«
    Rebus schnaubte und öffnete die Pforte. »Claret - komischer Name für einen braun-weißen Spaniel«, meinte er.
    »Vielleicht liegt’s daran, dass man sich hundeelend fühlt, wenn man zu viel von dem Zeug getrunken hat.«
    Er deutete ein Lächeln an. »Vielleicht«, wiederholte er, doch sie sah, dass er mit seinen Gedanken woanders war.
    »Ein bisschen spät, um noch bei Miss Meikle vorbeizuschauen, oder?«, fragte Siobhan und hielt ihre Armbanduhr ins Scheinwerferlicht.
    »Glauben Sie nicht, dass sie eine Nachteule ist?«
    »Mit heißer Schokolade ins Bett und ein Radio auf dem Nachttisch«, vermutete Siobhan. »Wann erfahre ich endlich, was Sie bei sich zu Hause gewollt haben?«
    »Wenn wir Miss Meikle unseren Besuch abstatten.«
    »Dann fahren wir doch einfach zu ihr.«
    »Genau das hatte ich vor.«

30
    Jan Meikle bewohnte die obere Hälfte eines in zwei Wohnungen unterteilten Hauses direkt an den Leith Links. Siobhan gefiel die Gegend. Als in der Nähe ein alter Zollspeicher in Eigentumswohnungen umgewandelt worden war, hatte sie sich das Gebäude mehrmals angesehen, und nur der Gedanke, mit ihrem ganzen Kram umzuziehen, hatte sie vom Kauf abgehalten. In diesem Zusammenhang fiel ihr Cynthia Bessant wieder ein, Edward Marbers engste Freundin, die keinen halben Kilometer entfernt ebenfalls in einem ehemaligen Lagerhaus wohnte. Hatte sie gewusst, dass Marber plante, in die Toskana umzusiedeln? Wahrscheinlich. Aber sie hatte nichts gesagt - zweifellos aus Rücksicht auf seinen guten Ruf. Sie hatte bestimmt auch gewusst, dass er Laura Stafford mitnehmen wollte - sie war seine beste Freundin, seine Vertraute. Aber Bessant konnte mit seinem Plan unmöglich einverstanden gewesen sein.
    Siobhan überlegte, Rebus ihre Überlegungen mitzuteilen, doch sie wollte nicht, dass er dachte, sie prahle damit. Er würde fragen, woher sie das wusste, und sie würde achselzuckend erwidern: »Intuition.« Er würde es verstehen, weil er sich selbst oft genug auf seinen Instinkt verlassen hatte.
    »Es brennt kein Licht«, stellte er fest, drückte aber trotzdem auf die Klingel. Hinter dem Fenster im ersten Stock tauchte ein Gesicht auf. Siobhan winkte.
    »Sie ist zu Hause«, meinte sie.
    Im nächsten Moment knackte die Gegensprechanlage und eine Stimme fragte: »Ja?«
    »DI Rebus und DS Clarke«, sagte Rebus in das kleine Metallgitter. »Wir haben vorhin eine Frage vergessen.«
    »Ja?«
    »Ich muss Ihnen erst etwas zeigen. Dürfen wir hochkommen?«

    »Ich bin nicht angezogen.«
    »Wir bleiben nicht lange, Miss Meikle. Höchstens ein paar Minuten.«
    Nach einer Weile knackte es erneut. »In Ordnung«, sagte die scheppernde Stimme. Der Türsummer wurde betätigt. Sie betraten die Diele, wo sie warten mussten, bis Jan Meikle ihre Wohnungstür von innen aufgeschlossen hatte, ehe sie von ihr eine schmale Treppe hinaufgeführt wurden. Sie trug einen weiten gelben Pullover und graue Leggins. Mit offenem Haar, das ihr Gesicht strähnig umrahmte, wirkte sie jünger als in der Galerie. Sie schien eine Nachtcreme aufgetragen zu haben, denn Wangen und Stirn glänzten. Der Raum im ersten Stock war voller Trödel. Offenbar war Meikle selbst eine Sammlerin. Rebus stellte sich vor, wie sie stundenlang in Läden und auf Flohmärkten herumstöberte, um schließlich verschiedene nicht zueinander passende Dinge zu erwerben, die ihr aus irgendeinem Grund gefielen. Die Sammlung war nicht auf einen bestimmten Stil oder eine Periode begrenzt, sondern kunterbunt zusammengewürfelt. Rebus stieß mit dem Fuß gegen einen Sockel, auf dem ein großer geschnitzter Raubvogel hockte. Die Beleuchtung bestand aus einer Reihe von Wandlampen, die lange, merkwürdige Schatten warfen.
    »Das ist ja wie in Bates’ Motel«, flüsterte Rebus Siobhan zu, die sich ein Lachen verkneifen musste, als Miss Meikle sich zu ihr umdrehte.
    »Wir bewundern nur die Einrichtung«, brachte sie heraus.
    »Ein bisschen Bric-à-Brac, mehr nicht«, erwiderte Meikle. Rebus und Siobhan sahen sich fragend an.
    Das Wohnzimmer war eine Mischung aus edwardianischem Salon,

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