Die Tore Der Finsternis
steht.«
»Jawohl, Boss«, sagte Siobhan, die Bad und Fernsehen in weite Ferne rücken sah.
29
In der Arden Street bat Rebus sie, im Wagen zu warten. Sie sah das Licht in seinem Wohnzimmer an- und weniger als fünf Minuten später wieder ausgehen. Kurz darauf kam Rebus aus dem Haus.
»Darf ich fragen, was Sie eben gemacht haben?«, sagte sie.
»Lassen Sie sich überraschen«, erwiderte er zwinkernd.
Während sie durch die Straßen von Marchmont fuhren, fiel ihr auf, dass er immer wieder in den Rückspiegel sah.
»Verfolgt uns jemand?«, wollte sie wissen.
»Ich glaube nicht.«
»Aber es würde Sie auch nicht überraschen?«
»Eine Menge Leute kennen meine Adresse«, erwiderte er.
»Gray und McCollough?«
»Um nur zwei zu nennen.«
»Und wer sind die anderen?«
»Der eine ist tot aufgefunden worden und der andere spurlos verschwunden.«
Sie dachte kurz nach. »Dickie Diamond und das Wiesel?«
»Sie entwickeln sich zu einer ganz passablen Polizistin«, lobte er sie.
Sie schwieg eine Weile, dann stellte sie eine weitere Frage. »Wissen Sie überhaupt, wo Cafferty wohnt?« Sie wartete, bis er nickte. »Dann wissen Sie mehr als ich.«
»Darum hab ich ja auch den höheren Dienstgrad«, meinte er lächelnd. Als sie nichts erwiderte, sah er ein, dass er ihr eine Erklärung schuldig war. »Ich halte mich gern über Mr Cafferty auf dem Laufenden. Ist gewissermaßen ein Hobby von mir.«
»Kennen Sie die Gerüchte?«
Er drehte sich zu ihr. »Dass er mich in der Hand hat?«
»Dass Sie beide einander sehr ähnlich sind.«
»Stimmt, wir sind uns wirklich ähnlich - so wie Kain und Abel.«
Cafferty wohnte im Stadtteil Grange, in einem großen Haus am Ende einer Sackgasse hinter dem Astley Ainslie Hospital. Die Straßenbeleuchtung war ziemlich armselig - ein Adjektiv, das man bei der Beschreibung der Straße ansonsten garantiert nicht benutzen würde.
»Ich glaube, das ist es«, sagte Rebus.
Siobhan betrachtete das Grundstück. Caffertys roter Jaguar war nirgends zu sehen. Da sich neben dem Haus eine Garage befand, war er womöglich da drin. Hinter einem Fenster mit Gardinen im Erdgeschoss brannte Licht. Gardinen waren eher unüblich in einer bevorzugten Wohnlage wie dieser. Die Bewohner schlossen entweder die Fensterläden oder ließen die Fenster unverhüllt, damit Fußgänger neidisch hineinspähen konnten. Es war ein solide aussehendes, aus Steinen errichtetes Gebäude, dreigeschossig und mit identischen Erkerfenstern an beiden Seiten der Haustür.
»Nicht schlecht für einen Exhäftling«, stellte Siobhan fest.
»Wird jedenfalls noch eine Weile dauern, bis wir es uns leisten können, seine Nachbarn zu werden«, stimmte Rebus ihr zu.
»Sofern es mit ihm nicht plötzlich bergab geht.«
Drei Stufen führten zur Haustür hinauf, doch die Gartenpforte war verschlossen. Als Rebus sie öffnen wollte, wurden sie ins grelle Halogenlicht mehrerer von einem Bewegungsmelder
aktivierter Scheinwerfer getaucht. Die Gardine bewegte sich, und Sekunden später wurde die Haustür geöffnet.
Der Mann, der auf die Schwelle trat, war groß und drahtig und trug ein enges schwarzes T-Shirt, das seine ausgeprägten Schultermuskeln und seinen flachen Bauch betonte. Er hatte die klassische Türsteherhaltung eingenommen, die Beine leicht gespreizt, die Arme verschränkt. Ihr kommt hier nicht rein , sagte die Pose.
»Darf Big Ger zum Spielen rauskommen?«, fragte Rebus. Er hörte im Haus einen Hund bellen, der im nächsten Moment zwischen den Beinen des Leibwächters hindurchschoss.
Siobhan schnippte mit den Fingern und schnalzte mit der Zunge. »Hierher, Claret.« Als er seinen Namen hörte, spitzte der Hund die Ohren und lief Schwanz wedelnd zum Zaun, wo Siobhan in die Hocke gegangen war, damit er an ihren Fingern riechen konnte. Wenig später trollte er sich und lief schnuppernd über den Rasen.
Der Leibwächter sprach mit jemandem im Haus. Vielleicht weil er überrascht war, dass Siobhan den Namen des Hundes kannte.
»Claret?«
»Eine Hündin. Ich bin ihr in Caffertys Büro begegnet«, erklärte sie. Rebus beobachtete, wie Claret auf den Rasen pinkelte, bevor er sich wieder der Tür zuwandte, in der mittlerweile Cafferty aufgetaucht war. Er trug einen dicken blauen Bademantel und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken.
»Haben Sie Badezeug mitgebracht?«, rief er und nickte dem Leibwächter zu, bevor er wieder ins Haus ging. Der Leibwächter drückte auf einen Knopf. Die Pforte sprang auf, und Claret
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