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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Wächter sperrte das Tor hinter ihm zu.
    »Schön, Sie bei uns zu haben, Sir«, rezitierte der Mann mit erhobener Stimme, um sich im Gebrüll der Dieselmotoren Gehör zu verschaffen. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Das Grundstück war ausgedehnter, als es von der Straße her ausgesehen hatte, und der Wächter führte ihn auf gewundenem Kurs zwischen den abschreckenden Hindernissen durch. Riesige gelbe Erdbewegungsmaschinen wühlten den Boden auf, gigantische Schwertransporter schaukelten durch das unebene Gelände, zerquetschten kopfgroße Steine unter ihren mannshohen Rädern zu Grus, und alle zusammen erfüllten die Luft mit einem Brüllen, Dröhnen und Rasseln, das in den Ohren schmerzte. Planierraupen schoben Erde und Geröll zu gewaltigen Haufen zusammen, um diese anschließend in die Dunkelheit hinauszuschieben; Doyle bemerkte, daß das Gestein frisch gebrochen war, weiß und scharfkantig und von zunderartigem Geruch. Da und dort liefen Leute herum, verlegten Stromkabel und peilten durch Vermessungsinstrumente und riefen einander durch Funksprechgeräte Zahlen zu. Der Ring der hellen Bogenlampen warf von jedem Gegenstand ein halbes Dutzend Schatten.
    Der Wächter war einen Meter achtzig groß und machte lange Schritte, und der kleinere Doyle, der gelegentlich in einen Laufschritt übergehen mußte, um nicht abgehängt zu werden, geriet bald ins Schnaufen. Zornig fragte er sich, was die verdammte Eile zu bedeuten habe, gelobte aber gleichzeitig, daß er morgens wieder mit Kniebeugen und Liegestützen anfangen wollte.
    Am Rand der beleuchteten Fläche stand ein verbeulter alter Wohnanhänger aus Aluminium, durch Kabel und Telefonleitungen mit der Aktivität verbunden, und dieser Anhänger erwies sich als ihr Ziel. Der Wächter sprang die drei Stufen zur Tür hinauf und klopfte, und als jemand von drinnen »Herein!« rief, trat er wieder zurück und bedeutete Doyle, hineinzugehen. »Mr. Darrow erwartet Sie.«
    Doyle stieg die Stufen hinauf, öffnete die Tür und trat ein. Das Innere des Anhängers war übersät mit Büchern und Plänen, von denen manche alt genug aussahen, um in ein Museum zu gehören, und andere offensichtlich nagelneu waren; allen gemeinsam war, daß sie offensichtlich in ständigem Gebrauch waren, denn die Pläne und Karten waren bedeckt mit Bleistiftnotizen und farbigen Stecknadeln, und die Bücher, selbst die ältesten und empfindlichsten, lagen aufgeschlagen achtlos übereinander und waren mit Merkzeichen und Randnotizen versehen, die jemand mit Filzschreiber hineingekritzelt hatte.
    Hinter einem der höheren Bücherstapel erhob sich ein alter Mann, und Doyle war gegen seinen Willen beeindruckt, als er den aus hundert Abbildungen in Zeitungen und Zeitschriften im Laufe der Jahre zu einem Begriff gewordenen J. Cochran Darrow erkannte. Er hatte damit gerechnet, einem reichen, aber kranken und wahrscheinlich senilen alten Herrn zu begegnen, doch all diese Gedanken verflüchtigten sich unter dem durchbohrenden und frostig-humorvollen Blick des Mannes.
    Obwohl das Haar weißer und spärlicher war, als die letzten veröffentlichten Aufnahmen gezeigt hatten, die Wangen auch ein wenig hohler, fiel es Doyle keinen Augenblick schwer, daran zu glauben, daß dies der Mann war, der Pionierarbeit auf mehr Gebieten wissenschaftlicher Forschung geleistet hatte als er, Doyle, aufzählen konnte, und daß er aus einem geerbten kleinen Blechwalzwerk ein Industrie- und Finanzimperium geschaffen hatte, neben dem ein J. Pierpont Morgan sich bloß erfolgreich ausnahm. »Sie sind Doyle, hoffe ich«, sagte er, und es zeigte sich, daß auch die berühmte tiefe Stimme frei von Verfallserscheinungen geblieben war.
    »Ja, Sir.«
    »Gut.« Darrow reckte die Arme und gähnte. »Verzeihen Sie, das macht die lange Arbeitszeit. Setzen Sie sich, wo Sie Platz finden können! Cognac?«
    »Gern.« Doyle ließ sich neben einem kniehohen Bücherstapel, auf den Darrow einen Augenblick später zwei Pappbecher und eine Flasche Hennessy stellte, auf den Boden nieder. Der alte Mann setzte sich mit gekreuzten Beinen auf die andere Seite des Bücherstapels, und Doyle fühlte sich gekränkt, als Darrow nicht einmal ein Grunzen unterdrücken mußte, als er sich niederließ. Viele Liegestütze und Kniebeugen, gelobte er.
    »Ich denke mir, daß Sie sich Ihre Gedanken über die Natur dieses Auftrags gemacht haben«, sagte Darrow beim Einschenken des Cognacs, »und ich möchte, daß Sie alle Schlußfolgerungen, zu denen Sie gelangt sein

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