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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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ungefähr viereckig, mit einer Seitenlänge von jeweils drei Schuh und einer Höhe von ungefähr sechs Zoll.
    Er blickte auf und sagte überflüssigerweise »Das Buch«, denn Amenophis Fikee wußte, was es war.
    »Wenn er es nur tun könnte, in Kairo«, flüsterte er.
    »Im Herzen des Britischen Königreiches«, erinnerte ihn Dr. Romany. »Oder vielleicht stellen Sie sich vor, er könnte reisen?«
    Fikee schüttelte den Kopf, kauerte neben dem Tisch nieder und zog eine Glaskugel mit einem herausnehmbaren Ausschnitt darunter hervor. Er legte sie auf den Tisch, dann begann er die Verschnürung des kleinen Holzkastens zu lösen. Unterdessen hatte Romany die Papierumhüllung des Pakets entfernt und einen zweiten hölzernen Kasten zum Vorschein gebracht, der mit Hunderten von altägyptischen Hieroglyphen in elfenbeinerner Einlegearbeit bedeckt war. Der Verschluß war aus Leder und so spröde, daß er zu Staub zerfiel, als Romany ihn zu öffnen versuchte. Im Innern war ein schwarz angelaufener silberner Kasten mit ähnlichen Hieroglyphen in Relief; und als er den Deckel dieses Kastens geöffnet hatte, lag ein goldener Kasten vor ihm, dessen fein gearbeitete Oberfläche im Lampenschein glänzte.
    Fikee hatte den kleinen hölzernen Kasten aufgemacht und hielt eine mit einem Korken verschlossene Glasphiole in die Höhe, die auf einem Wattepolster im Kasten gelegen hatte. Die Phiole enthielt eine dicke schwärzliche Flüssigkeit, die einen Bodensatz zu haben schien.
    Dr. Romany tat einen tiefen Atemzug, dann hob er den Deckel vom goldenen Kasten.
    Zuerst dachte Dr. Romany, alle Lampen seien gleichzeitig gelöscht worden, aber als er zu ihnen aufblickte, sah er, daß die Flammen hoch wie zuvor brannten. Aber nahezu alles Licht war verschwunden - es war, als sähe er den Raum jetzt durch viele Schichten rußigen Glases. Er zog unwillkürlich die Schultern ein; auch die Wärme hatte sich verflüchtigt.
    Zum erstenmal an diesem Abend fürchtete er sich. Er zwang sich, auf das Buch zu blicken, das in dem Kasten lag, das Buch, das Licht und Wärme des Raumes absorbiert hatte. Hieroglyphen leuchteten von uraltem Papyrus - leuchteten nicht mit Licht, sondern mit einer intensiven Schwärze, die im Begriff schien, ihm die Seele durch die Augen auszusaugen. Und die Bedeutungen der Schriftzeichen drangen ihm klar und eindringlich ins Bewußtsein, wie sie es selbst bei jemandem getan hätten, der die alte ägyptische Schrift nicht lesen konnte, denn sie waren in der Jugend der Welt vom Gott Thoth niedergeschrieben worden, dem Vater und Geist der Sprache selbst. Romany riß seinen Blick furchtsam los, denn er fühlte die brennenden Zeichen der Worte wie eine Taufe auf seiner Seele.
    »Das Blut«, krächzte er, und selbst die Fähigkeit der Luft, Geräusche zu tragen, schien geschwächt. »Das Blut unseres Meisters«, wiederholte er zu der undeutlich sichtbaren Gestalt, die Amenophis Fikee war. »Tun Sie es in die Kugel!«
    Er konnte eben noch sehen, wie Fikee den beweglichen Kugelausschnitt herausnahm und die Phiole an die Öffnung hielt, bevor er sie entkorkte; die schwarze Flüssigkeit ergoß sich hinein und befleckte den oberen Teil der Glaskugel. Der Mond mußte am Himmel stehen. Ein Tropfen fiel auf Pikees Handfläche und mußte ihn gebrannt haben, denn er sog die Luft scharf durch die Zähne ein.
    »Sie sind... auf sich gestellt«, krächzte Dr. Romany und wankte blindlings aus dem Zelt und auf die Lichtung, wo die Abendluft ihm vergleichsweise warm vorkam. Er tappte flußaufwärts fort, schwankend und hüpfend auf seinen eigentümlichen Schuhen, um schließlich auf einer kleinen Bodenerhebung fünfzig Schritte entfernt niederzukauern und zum Zelt zurückzublicken.
    Während Atmung und Herzschlag sich beruhigten, dachte er an den kurzen Blick, den er auf das Buch des Thoth geworfen hatte, und schauderte. Wenn es eines Beweises bedurfte, die Umkehrung der Zauberei in den vergangenen achtzehn Jahrhunderten zu dokumentieren, dann lieferte ihn dieses uralte Buch; denn obgleich er es nie zuvor mit eigenen Augen gesehen hatte, wußte Romany, daß der Prinz Setnau Kha-em-Uast, als er vor Jahrtausenden in die Grabkammer des Ptah-nefer-ka in Memphis hinabgestiegen war, um es an sich zu bringen, die Gruft hell beleuchtet von dem Licht angetroffen hatte, das vom Buch ausstrahlte.
    Und dieser Zauber, dachte er unglücklich, diese ungeheure Anstrengung des heutigen Abends, wäre selbst in jenen Tagen, ehe die Zauberei so viel schwieriger und für

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