Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
Vom Netzwerk:
durchbrechen werden, denn falls der Zauber gelingt, werden sie sich aus dem Tuaut der Zeit vor dreiundvierzig Jahrhunderten öffnen, als die Götter - und ich - in der Blüte unserer Jahre standen.«
    Es trat eine Stille ein, die lang genug dauerte, daß der Sitz des Meisters sich um weitere schmerzhafte Zollbreit bewegte. Endlich fragte Fikee, was dann geschehen werde.
    »Dann«, sagte der Meister in einem Wispern, das im Rund des sphärischen Raumes raschelnde Echos erzeugte, »werden die Götter Ägyptens im England unserer Tage hervorbrechen. Der lebendige Osiris und der Ra des Morgenhimmels werden die christlichen Kirchen in Trümmer legen, Horus und Khonsu werden alle gegenwärtigen Kriege durch ihre eigene transzendentale Kraft auflösen, und die Ungeheuer Seth und Sebek werden alle verschlingen, die Widerstand leisten! Ägypten wird die Vorherrschaft zurückgewinnen, und die Welt wird gereinigt und neu beginnen.«
    Und welche Rolle könnten Sie, oder wir, dachte Romanelli bitter, in einer gereinigten neuen Welt spielen?
    »Ist es noch möglich«, sagte Fikee zögernd. »Sind Sie gewiß? Schließlich war die Welt schon einmal in dieser Weise jung, und ein alter Mann kann nicht mehr zu einem jungen gemacht werden, so wenig wie sich Wein in Traubensaft zurückverwandeln läßt.« Der Meister wurde sehr zornig, aber Fikee fuhr mutig fort: »Würde es völlig ausgeschlossen sein, sich der neuen Lebensart und neuen Göttern anzupassen? Könnte es sein, daß wir uns an ein sinkendes Schiff klammern?«
    Der Meister bekam einen Wutanfall und brabbelte und sabberte hilflos, worauf eine der wächsernen Ushabtis -Statuen zuckte und mit der Kinnlade klappte. »Anpassen?« rief des Meisters Stimme aus der Wachskehle. »Sie wollen sich taufen lassen? Wissen Sie, was eine christliche Taufe aus Ihnen machen würde? Sie wäre Ihre eigene Verneinung, Ihre Aufhebung! Salz auf eine Schnecke, Motte in einem Feuer!« Der Wutausbruch bewirkte, daß die wächsernen Lippen Sprünge bekamen. »Ein sinkendes Schiff? Sie erbärmliches, angstvolles Ungeziefer einer kranken Hure! Und wenn es sinken sollte, im Sinken begriffen oder bereits gesunken wäre? Dann werden wir mit ihm sinken! Lieber würde ich am Steuer dieses gesunkenen Schiffes sein als in der in der Viehhürde dieses neuen! Soll ich - ack.... ack... kha...« Zunge und Lippen der Wachsstatue brachen ab und wurden vom weiterhin ausgestoßenen Atem ausgespien.
    Meister und Ushabti stammelten noch eine Weile zusammen, dann gewann der Erstere dieBeherrschungzurück und die Statue verstummte. »Soll ich«, fragte der Meister, »Sie freigeben,Amenophis?«
    Romanelli erinnerte sich mit unwillkommener Klarheit, einmal Zeuge gewesen zu sein, wie einer der alten Diener des Meisters plötzlich von den magischen Banden seines Herrn unabhängig gemacht worden war; innerhalb weniger Minuten war der Mann dahingewelkt und zusammengebrochen und ausgetrocknet, und schließlich zu Staub zerfallen; schlimmer als die Tatsache von Tod und Auflösung war seine Erinnerung, daß der Mann bis zur Endphase des Prozesses bei Bewußtsein gewesen war... Und allem Anschein nach hatte er Todesqualen erlitten, die schlimmer gewesen waren als das Verbrennen.
    Die Stille im Raum zog sich in die Länge, ungebrochen bis auf das leise klopfende Geräusch der Zunge des Ushabti auf den Bodenfliesen. »Nein«, sagte Fikee endlich. »Nein.«
    »Dann sind Sie einer von meiner Mannschaft und werden gehorchen.« Der Meister winkte mit einem seiner verkrüppelten dürren Arme. »Ziehen Sie einen Strohhalm!«
    Fikee blickte zu Romanelli, der sich nur verneigte und eine Handbewegung machte, die dem anderen den Vortritt gab. Fikee ging an den Tisch und zog einen der Strohhalme. Es war, wie konnte es anders sein, der kurze.

    Der Meister schickte sie zu den Ruinen von Memphis, um von einem verborgenen Stein die Hieroglyphen zu kopieren, die sein wahrer Name waren, und hier erwartete sie eine Überraschung, denn sie hatten den Namensstein des Meisters vor vielen Jahrhunderten schon einmal gesehen, und die darin eingegrabenen Schriftzeichen waren zwei Symbole wie eine Flamme in einer Schale, gefolgt von einer Eule und dem Radkreuz: Tchatcha-em-Ankh, sprach es sich aus, Stärke im Leben; nun aber waren andere Zeichen in den alten Stein geschnitten - drei schirmförmige Umrisse, ein kleiner Vogel, eine Eule, ein Fuß, wieder der Vogel, und ein Fisch über einer Schnecke. Khaibitu-em-Betu-Tuf, las er und übersetzte es

Weitere Kostenlose Bücher