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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Illustrationen von Leuten, die manipuliert, ausgeweidet, geköpft und zerfetzt werden, und zwar durch die Klauen, die Kiefer und den Verstand von verschiedenen Kreaturen, die zu gruselig sind, als dass ich sie in meinem Journal auch nur skizzieren könnte.
    Als ich jedoch weiterlas ... ergab es allmählich mehr Sinn. Ich konnte die Worte entziffern, verstand, was sie bedeuteten und was sie andeuteten. Und als ich dann zu den Seiten zurückblätterte, die ich zuvor nicht hatte verstehen können, begriff ich plötzlich alles. Die Illustrationen sind nicht weniger grauenvoll, aber die Stimme ... die Stimme schweigt. Sie sagt nichts mehr. Und sie kommandiert mich nicht länger herum.
    Diese Fibel scheint weder grammatisch noch philosophisch sinnvoll. Sie spricht trotz der Illustrationen nicht auf die Art und Weise
von Ausweidung, von schrecklichen Sünden oder dämonischem Befall, wie man erwarten sollte. Stattdessen spricht das Buch von Freiheit, von Selbstvertrauen, von einem Leben ohne den Zwang, vor jemandem knien zu müssen. Es ist eigentlich mehr ein Traktat, aber ich nehme an, ein Titel wie »Manifest der Niedertore« klingt längst nicht so packend.
    Ich schlage das Buch nur spät in der Nacht auf. Vor meinen Gefährten kann ich es schwerlich tun. Tagsüber hocke ich darauf, damit sie auf gar keinen Fall einen Blick hineinwerfen können. Zu meiner großen Erleichterung hat es bis jetzt auch keiner von ihnen versucht. Ganz offenkundig bereiten andere Dinge ihnen weit mehr Kopfzerbrechen.
    Ehrlich gesagt erleichtert es mich ein bisschen, dass alle so aufgewühlt und beklommen sind. Vor allem Gariath, denn dessen bevorzugte Methode, Stress abzubauen, besteht darin herumzubrüllen, mit den Zähnen zu knirschen und blindlings durch die Gegend zu stampfen. Üblicherweise endet so ein Anfall damit, dass ich Eimer und Wischmopp holen muss. Seit einiger Zeit jedoch sitzt er nur im Heck unseres kleinen Bootes, umklammert die Ruderpinne und starrt aufs Meer hinaus. Er lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen und ignoriert uns vollkommen.
    Bedauerlicherweise nehmen ihn sich die anderen nicht zum Vorbild.
    Denaos ist der Einzige unter uns, der gute Laune hat. Denke ich allerdings darüber nach, kommt mir das merkwürdig vor. Immerhin, sagt er, hätten wir die Fibel. Für die man uns demnächst eintausend Golddukaten zahlen würde. Geteilt durch sechs ergäbe das immer noch für jeden einzelnen Mann den Gegenwert von sechs Kisten Whiskey, drei teuren Huren, sechzig billigen Huren oder einer berauschenden Nacht, in der man alles zuvor Genannte in verschiedenen Kombinationen genießen könne – falls er sich nicht verrechnet hätte. Er beleidigt die anderen, er spuckt, er knurrt, und er ist ganz offensichtlich gekränkt, dass wir ihn nicht herzlicher behandeln.
    Seltsamerweise kann ihm nur Asper das Maul stopfen. Noch viel sonderbarer scheint mir, dass ihr das gelingt, ohne ihn anzuschreien.
Ich fürchte, unsere Unternehmungen haben einen üblen Einfluss auf sie. In letzter Zeit scheint sie auch ihr Symbol nicht mehr zu tragen, was bei einer Priesterin des Talanas recht seltsam ist. Bei einer Priesterin, die dieses Symbol ständig poliert, zu ihm gebetet und gelegentlich auch gedroht hat, mit besagtem Symbol ihren Gefährten die Augen auszustechen, ist ein solches Verhalten geradezu besorgniserregend.
    Draedaeleon scheint sich derweil zwischen Asper und Denaos zu zerreißen. Entweder himmelt er Erstgenannte mit einer Miene an, die an einen hungernden Welpen erinnert, oder aber er richtet seinen brennenden, hasserfüllten Blick auf Letzteren. Jedenfalls sieht er stets aus, als wollte er entweder Asper flachlegen oder Denaos in Brand setzen. Es mag psychotisch klingen, aber es wäre mir immer noch lieber, als wenn er unaufhörlich über Magie plappert und darüber doziert, dass es keine Götter gibt. Oder über das, was dieser höchst nervigen Kombination aus einem Magus und einem Jüngling sonst noch so einfällt.
    Kataria ...
    Kataria ist mir nach wie vor ein Rätsel. Von all meinen Gefährten habe ich sie zuerst getroffen, vor langer Zeit, in einem Wald. Anders als bei allen anderen musste ich mir ihretwegen niemals Sorgen machen, habe lange Zeit nie schlecht von ihr gedacht. Sie ist die Einzige, neben der ich ruhig schlafen kann, die Einzige, von der ich weiß, dass sie ihr Essen mit mir teilen würde, und die Einzige, die ich kenne, die mich weder für Gold noch bei Androhung von Gewalt im Stich lassen würde.
    Warum

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