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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Bibliothekare.«
    »Ich bitte um Verzeihung, mein guter Mann.« Einer der
Männer erhob sich schneller aus seinem Stuhl, als der Lektor das Wort ergreifen konnte. »Dieser Irrtum, der vollkommen unbeabsichtigt entstanden ist, wurde durch die fehlerhafte Benutzung des Plurals erzeugt. Denn, wie Ihr sehen könnt, ist dies tatsächlich ein Treffen.« Sein Lächeln enthüllte eine Reihe gelber Zähne. »Und Ihr seid in der Tat ein Bibliothekar.«
    Klippenaffe.
    Sein Gestank verriet die Herkunft dieses Mannes, noch bevor die geschwätzige Beredsamkeit und die tätowierte rötliche Haut es vermochten. Bralstons Blick glitt an dem wandelnden Tintenklecks vorbei zu seinem Gefährten. Das ernste Gesicht des Mannes und die braune Haut verrieten, dass er ein Djaalmann war, und die angewiderte, finstere Miene, mit der er Bralston betrachtete, zeigte dies noch deutlicher. Der Grund für die Feindseligkeit wurde in dem Moment offenbar, als der Mann den Anhänger der Meeresgöttin Zamanthras betastete, der um seinen Hals hing.
    »Gut beobachtet«, antwortete der Lektor, dessen Ton ebenso scharf war wie der Blick seiner zusammengekniffenen Augen, mit denen er den Klippenaffen musterte. »Indes, Meister Shunnuk, der Schreiber hat dich über die korrekten Anreden in Kenntnis gesetzt. Vergiss sie nicht.«
    »Ah, meine Begeisterung sprudelt einfach über und besudelt den Teppich meines höchst gnädigen Gastgebers.« Der Klippenaffe legte seine Hände zusammen und verbeugte sich fast bis zum Boden. »Ich entschuldige mich tausendfach, Ihr Herren, wie es die Sitte in Eurem schönen Juwel von einer Wüstenstadt ist.«
    Bralston runzelte die Stirn; plötzlich kam ihm die Gesellschaft von Anacha noch tausendmal erfreulicher vor, und die Erinnerung an die Wärme ihres Bettes ließ ihn trotz der erstickenden Enge des Büros frösteln.
    »Wie Ihr Euch vorstellen könnt, Bibliothekar Bralston«, meinte Annis, der offenbar in der Miene seines Untergebenen lesen konnte, »waren es höchst beunruhigende Umstände,
welche diese ... edlen Herren und ihre Gefährtin auf unsere Schwelle gespült haben.«
    Die Frau zitterte so heftig, dass Bralston trotz der Entfernung fast die Vibrationen ihres Körpers fühlen konnte. Er warf einen interessierten Blick über seine Schulter und runzelte die Stirn, als er eine Person sah, die vor langer Zeit einmal wunderschön gewesen sein musste.
    Ihre Wangen umrahmten schlaff ihren Mund und wiesen rötliche Flecken auf, wo eigentlich lebhafter Glanz hätte sein sollen. Ihr Haar hing matt und fettig vor ihrem gesenkten Gesicht. Sein Blick streifte ihre Augen nur kurz. Sie hatten einst gewiss von etwas anderem als von den Tränen gestrahlt, die jetzt darin schimmerten. Dann blickte sie rasch auf ihr zerfetztes Kleid herab und fuhr mit einem Finger über einen großen Riss im Stoff.
    »Gewiss, gewisslich«, sagte der Klippenaffe Shunnuk. »Natürlich sind wir so schnell hierhergekommen, wie die schwachen Körper, mit denen unsere Götter uns verflucht haben, es vermochten. Diese schreckliche Geschichte, die dieses Weib Euch erzählen wird, und es wäre schändlich von mir, Euch nicht vorzuwarnen, ist nichts für verzagte Gemüter. Ihr mögt große Hexenmeister sein, aber ich habe bisher noch keinen Mann getroffen, der es vermocht hätte ...«
    »Falls es irgendwie möglich wäre«, unterbrach Bralston ihn, während er den Gefährten des Klippenaffen scharf musterte, »würde ich es bevorzugen, wenn er diese Geschichte erzählt. Meister ...«
    »Massol«, antwortete der Djaalmann rasch und ohne Umschweife. »Wenn es für Euch akzeptabel wäre, würde ich eine weniger respektvolle Anrede bevorzugen.« Er kniff die Augen zusammen und packte seinen Anhänger fester. »Ich habe nämlich nicht die Absicht, Ungläubigen irgendwelche Höflichkeiten zu erweisen.«
    Bralston verdrehte die Augen. Natürlich konnte er einem unerleuchteten Mann seinen Aberglauben nicht übel nehmen. Immerhin war der einzige Grund, warum die Leute
ihn einen Ungläubigen nannten, eben der, dass sie so dumm waren, an unsichtbare Himmelswesen zu glauben, die über sie wachten. Bralston war niemand, der einen Hund dafür schalt, dass er sich den After leckte, also nickte er dem Djaalmann einfach zu.
    »Sprich weiter«, forderte er ihn auf.
    »Wir haben diese Frau vor einigen Wochen aus der See von Buradan gefischt«, begann der Seemann namens Massol ohne Umschweife. »Wir haben sie in dem Wrack eines Schiffes gefunden, das auf dem Meer trieb und aus

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