Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Telefonhörer auf und berichtete – offenbar einer Vorzimmerdame – was Robert ihr gesagt hatte. Sie wartete eine Sekunde, dann machte sie ein überraschtes Gesicht. »Was? Jetzt sofort? Ja gut, ich sage es ihm.« Sie legte den Hörer auf. »Sie möchten bitte heraufkommen. Erster Stock, Zimmer 105.«
Frederic Foster-Hanson war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit kurzen, grauen Haaren. Die Haut des passionierten Seglers hatte eine Bräune, die man nur auf See bekommt.
»Ich habe Sie erwartet«, sagte er zu Robert und streckte, ohne zu lächeln, die Hand aus. »Ich wusste, dass Sie eines Tages kommen würden. Auch nach so langer Zeit.«
»Sie haben mich erwartet?« Robert schaute ihn irritiert lächelnd an. »Aber ich vermute, vor etwa fünf Minuten wussten Sie gar nichts von meiner Existenz.«
Foster-Hanson knöpfte seinen weißen Kittel zu. »Ich meine nicht Sie persönlich. Von welcher Dienststelle sind Sie?«
»Dienststelle? Ich bin rein privat hier.«
Jetzt warf der Doktor Robert einen verwirrten Blick zu. »Was wollen Sie? Mich erpressen? Da werden Sie kein Glück haben.«
»Doktor, solche Interessen verfolge ich wirklich nicht«, wehrte Robert kopfschüttelnd ab. »Aber ich kann Ihnen eine spannende Geschichte erzählen, die Sie sicher interessieren wird, weil auch Ihr Vater darin vorkommt.«
Foster-Hanson sagte nichts, setzte sich an seinen Schreibtisch und hob den Hörer auf. »Dorothy«, sagte er, »sagen Sie den Termin mit Franklin ab. Wir machen einen neuen. Ich möchte in der nächsten Stunde nicht gestört werden. Ach, Dorothy, bringen Sie bitte Kaffee.« Er wandte sich Robert zu. »Ich trinke eigentlich lieber Tee.«
Robert nickte. »Ich auch.«
Foster-Hanson schüttelte den Kopf. »Das ist ja eine unglaubliche Geschichte, mein lieber Robert, wenn Sie nicht so viele Details wüssten, würde ich glauben, Sie haben sich das alles ausgedacht.«
»Alles hat sich so abgespielt, wie ich es Ihnen erzählt habe. Und nun, Frederic, müssen Sie mir erzählen, was ich langsam ahne.«
Der Arzt stand auf und ging zum Fenster. »Warum sollte ich Ihnen etwas vormachen. Wissen Sie, ich bin stolz auf meinen Vater. Aber der Reihe nach. Mein Vater war bei Kriegsende Militärarzt in einem Gefangenenlager in der Nähe von Regensburg. Unter anderem lag dort ein SS-Mann namens Heinrich Wagenknecht. Ich werde diesen seltsamen Namen niemals vergessen. Der hatte eine schwere Lungenentzündung. Mein Vater verabscheute alle Männer, die bei der SS gewesen waren, aber zu diesem Mann hatte er merkwürdigerweise ein Vertrauensverhältnis. Kurz vor seinem Tod erzählte der Deutsche ihm die Geschichte von dem vergrabenen Schatz. Ich nehme an, er wollte sein Gewissen erleichtern.«
»Aber Ihr Vater gab sich nicht damit zufrieden, diesem Mann seine letzte Beichte abgenommen zu haben«, vermutete Robert.
Foster-Hanson drehte sich um. »Mein lieber Robert Darling, fragen Sie mich nicht, wie er das geschafft hat, aber mein Vater hat diesen Schatz in kleinen Fuhren in die Staaten transportiert. Immer wieder sind er und seine Freunde nach Italien gefahren. Sie müssen es sich so vorstellen: Mein Vater war ein Mann mit hohen moralischen Ansprüchen. Nachdem dieser SS-Mann gestorben war, wollte er sein Wissen gleich den amerikanischen Behörden melden, aber dann hat er nachgedacht und ist zu einer anderen Entscheidung gekommen. Ach, da Sie den Namen dieses Dorfes Panzano erwähnt haben … Auch dort hat ihm ein Mann geholfen, der den Amerikanern zutiefst dankbar für die Befreiung war. Er hat dafür gesorgt, dass niemand sich der Grabstätte dieses …«
»Carlo Sebaldo!«, ergänzte Robert.
»Richtig«, fuhr der Arzt fort. »Keiner sollte sich dieser Grabstätte nähern. Er schaffte das, indem er immer wieder Spukgeschichten erfand und sie verbreitete. So machten die Leute einen großen Bogen um diesen Ort, und mein Vater und seine Freunde konnten den Schatz in Ruhe abtransportieren.«
»Und was ist dann aus dem Schatz geworden?«, fragte Robert.
Der Arzt lächelte. »Sie stehen drauf!«
Robert schaute ihn verständnislos an.
»Ich sagte ja schon: Mein Vater wollte sich auf keinen Fall selbst bereichern. Er hatte eine andere Idee. Wenn durch den Krieg schon so viel Leid und Elend geschieht, hat er sich gedacht, dann soll das Vermögen eines Mannes, der zu den Schuldigen gehört, zumindest dazu beitragen, dass einiges von diesem Leid gemildert wird. Und so hat er eine Stiftung gegründet und dieses Krankenhaus gebaut,
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