Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Handy angerufen. »Das ist eine Technik für das Volk«, hatte sie gesagt. »Ein wirklich wichtiger Mensch muss nicht jederzeit erreichbar sein.« Trotzdem machte sie sich Sorgen, denn sie hatte seit Tagen nichts von Robert gehört, und bei ihm zu Hause lief nur der Anrufbeantworter. Dass ausgerechnet sie, die permanent um sein Wohlergehen besorgt war, ihn nun mit ihrem ersten Handyanruf in Lebensgefahr brachte, konnte sie nicht ahnen.
Das Klingeln seines Telefons zerschnitt die andachtsvolle Stille wie ein scharfes Messer ein Blatt Papier. Zweihundert Köpfe fuhren herum. Da Robert kniete, konnte er nicht in seine Hosentasche greifen, um sein Handy auszuschalten, und so klingelte es ein zweites Mal. Verdammt , dachte er. Weil er das Gerät nur selten benutzte, hatte er vergessen, es vor dem Betreten des Geheimganges auszuschalten. Und es klingelte ein drittes Mal.
»Da oben ist jemand!«, schrien mehrere Stimmen. Gleichzeitig warf Celli seinen Umhang ab und winkte zwei Leibwächtern. Sie rannten los. Von der Seite drängte sich Wieland Scherf durch die Menschen, denn er war der Meinung, dass der erste Einsatz des Revolutionsbündnisses nicht ohne Beteiligung deutschen Militärs durchgeführt werden dürfe. Er rannte den Männern nach. Die Treppe zur Galerie befand sich am anderen Ende des Saals. Ein Tumult brach los.
»Los, zurück in den Gang«, schrie Robert.
Susan sprang auf. Mit wenigen Schritten waren sie an der Tür zur Vorratskammer, wo sie zu ihrem Schrecken feststellen mussten, dass die Tür geschlossen war – und dies auch blieb, weil sie nur von innen eine Klinke hatte, außen war lediglich ein Knauf.
»Sie kommen von da!«, rief Susan panisch und zeigte in die Richtung, aus der man das Geräusch laufender Männer hören konnte.
»Komm schnell«, rief Robert und rannte in die andere Richtung.
Susan versuchte, ihm zu folgen.
Beim Laufen stieß Robert an die Türen, die von der Galerie abgingen, drückte auf Klinken, aber alle Türen waren verschlossen.
Einer der Leibwächter kam den beiden inzwischen gefährlich nah.
»Lauf, Susan, lauf«, schrie Robert und erhöhte sein Tempo.
In brenzligen Situationen hatte Robert Darling immer wieder bewiesen, dass er einen klaren Kopf behielt. Insofern konnte er sich die schwarze Gestalt, die vor der Kurve der Galerie stand und ihm zuwinkte, nicht erklären. Er hielt es zunächst für Einbildung, aber der Flügel einer zweiteiligen schweren und hohen Eichentür, der offenstand, war Realität. Die Tür führte in einen kleinen Saal, der offensichtlich für feierliche Mahlzeiten vorgesehen war. In der Mitte stand ein langer Tisch mit vierundzwanzig Stühlen und einem schweren Leuchter.
Robert lief in den Raum, und als auch Susan in Sicherheit war, griff er nach der Klinke, zog die Tür zu, um sie im gleichen Augenblick ruckartig wieder aufzustoßen. Der Leibwächter, der nur wenige Meter hinter Susan gewesen war, prallte mit solcher Wucht auf die schwere Eichentür, dass er gegen die gegenüberliegende Balustrade geschleudert wurde. Blut floss über sein Gesicht. Die Pistole flog ihm aus der Hand auf die Fliesen und schlitterte einen halben Meter durch den Raum.
Robert fiel auf die Knie, um nach der Waffe zu greifen, schaffte es aber nicht mehr, denn der zweite Leibwächter war schneller und richtete im Laufen seine Pistole auf ihn.
»Finger weg, du Bastard!«, brüllte er.
»Robert, komm her!«, schrie Susan verzweifelt aus dem Esssaal.
Der Leibwächter hatte seine Pistole auf Roberts Kopf gerichtet. Ein Schuss krachte und hallte durch das Gebäude. Wie von einer unsichtbaren Faust getroffen, flog der Mann nach hinten und blieb reglos liegen. Noch während er fiel, konnte Robert den Blutfleck sehen, der sich auf der linken Seite seines weißen Hemdes ausbreitete. Er starrte ungläubig auf das, was sich vor ihm abspielte. Der Schuss war von hinten gekommen. Langsam drehte er sich um.
Sie war völlig schwarz gekleidet: schwarze Jeans, schwarze Stiefel und ein schwarzes Sweatshirt. Ihre Beine waren leicht gegrätscht, die Arme hielt sie ausgestreckt, und mit beiden Händen hielt sie einen großkalibrigen Revolver.
»Francesca!«, stammelte Robert.
»Geh zur Seite, Roberto«, sagte sie mit monotoner Stimme, ohne ihn anzublicken.
In diesem Augenblick erreichten Celli und Scherf den Saal. Celli hatte seine kleine, silberne Pistole in der Hand. Scherf war unbewaffnet.
Francesca änderte ihre Position nicht.
»Bleib stehen, Giovanni, und wirf die Pistole
Weitere Kostenlose Bücher