Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
blasser.
    Die Wanduhr im Zimmer der Polizeiwache Klara tickte und tickte. Wieder vergingen drei ereignislose Nächte. Drei Wochen waren seit der Generalprobe vergangen. Alles war bis ins kleinste vorbereitet, durchdacht und ausgeklügelt. Aber nichts geschah.
    Der Mann, der Folke Bengtsson hieß, lebte sein ruhiges, genau geregeltes Leben, versah seinen Dienst und schlief nachts seine neun Stunden. Sie selber schienen im Begriff zu sein, den Kontakt mit dem normalen Leben und der Außenwelt zu verlieren. Die Hunde hetzten sich gegenseitig zu Tode, ohne das Wild aufzuspüren. Es waren schon komische Zeitläufe, dachte Martin Beck.
    Mit feindlichen Blicken starrte Martin Beck auf das schwarze Telefon, das seit drei Wochen keinen einzigen Ton von sich gegeben hatte. Es war ausschließlich für die Frau in Runebergsgatan reserviert und sollte nur zu einem einzigen Zweck benutzt werden. Sie selbst riefen jeden Abend zweimal bei Sonja an, um sechs und um zwölf. Das war alles, was geschah.
    Zu Hause war die Stimmung gedrückt. Seine Frau enthielt sich irgendwelcher Äußerungen, aber ihre Blicke wurden von Tag zu Tag vielsagender. Seit langem schon glaubte sie nicht mehr an diesen seltsamen Auftrag, über den er nicht sprach, der ihn aber Nacht für Nacht von seiner Familie fernhielt.
    Und er selbst konnte oder wollte ihr nichts erklären.
    Kollberg hatte es etwas besser. Jede dritte Nacht ließ er sich von Melander oder Stenström ablösen.
    Zum Ärger von Ahlberg, der dann gezwungen war, mit sich allein Schach zu spielen. Probleme lösen, hieß das wohl. Alle Gesprächsthemen waren seit langem erschöpft.
    Martin Beck stierte blicklos auf seine Zeitung. Er hatte den Artikel nun zum drittenmal gelesen und wußte immer noch nicht, was eigentlich darin stand.
    Er gähnte und blickte auf seine beiden Kollegen, die sich statuenhaft glichen, wie sie sich da ewig schweigsam gegenübersaßen und gedankenvoll die Köpfe hängenließen. Er sah auf die Uhr. 21 Uhr 55.
    Er gähnte wieder, erhob sich steifbeinig und ging 2auf die Toilette. Er spülte Gesicht und Hände mit kaltem Wasser ab und kam wieder zurück.
    Drei Schritte von der Tür entfernt hörte er das Telefon klingeln.
    Als er ins Zimmer trat, legte Kollberg gerade den Hörer zurück. »Hat er…«
    »Nein. Aber er steht draußen auf der Straße vor ihrem Haus.«
    Während der nächsten drei Minuten gelang es Martin Beck, den Plan im Detail zu analysieren.
    Damit hatten sie nicht gerechnet, aber es änderte nichts in der Angelegenheit. Der Mann konnte die Tür nicht mit Gewalt aufbrechen, und selbst wenn er es versuchte, würden sie rechtzeitig zur Stelle sein, noch ehe er die Treppe hinaufgelaufen war.
    »Nur jetzt keine Fehler«, warnte Martin Beck.
    Kollberg bremste und hielt vor dem Kleinen Theater. Sie verteilten sich wie üblich.
    Martin Beck stellte sich neben sein Denkmal. Er sah Ahlberg in die Tür gehen und schaute auf die Uhr. Genau vier Minuten waren seit ihrem Anruf vergangen. Er dachte an die Frau, die jetzt allein in ihrer Wohnung im zweiten Stockwerk war. Der Mann, der Folke Bengtsson hieß, war nirgends zu sehen.
    Dreißig Sekunden später leuchtete das Licht in einem Fenster des zweiten Stocks auf. Die Lampe wurde ausgedreht. Ahlberg war auf seinem Posten.
     
    Schweigend standen die beiden an dem dunklen Schlafzimmerfenster. Im Schlafzimmer selbst war es dunkel, aber an der Tür sahen sie einen schmalen Lichtstreifen. Das Licht im Wohnzimmer brannte, um zu zeigen, daß sie zu Hause war. Das Fenster vom Wohnzimmer ging auf die Straße hinaus, vom anderen Zimmer aus konnte man über Eriksbergsplan, den unteren Teil des Parks, der hinter dem Haus anstieg, ein Stück Birger Jarlsgatan, Regeringsgatan und Tegnergatan sehen und weiter unten, schräg gegenüber, auch noch den Anfang von Runebergsgatan.
    Bengtsson stand an der Bushaltestelle an der gegenüberliegenden Straßenecke und blickte zu ihren Fenstern hinauf. Er war allein an der Haltestelle, und als er da eine Zeitlang gestanden hatte, blickte er die Straße hinauf. Nach einer Weile setzte er sich langsam in Bewegung und verschwand hinter einer Telefonzelle.
    »Jetzt«, sagte Ahlberg und machte eine Bewegung ins Dunkel hinein.
    Sie sahen den Bus an der Haltestelle vorbeifahren, und als er in die Tegnergatan einbog, auf der anderen Seite des Platzes, war Bengtsson noch nicht zu sehen. Es war unmöglich, festzustellen, ob er die Zelle betreten hatte. Ahlberg hatte ihren Arm gepackt, während sie auf das

Weitere Kostenlose Bücher