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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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aufgeknöpft, um meinen engen Pullover zu zeigen. Ach ja, und dann erwähnte ich noch, daß sie die Kommode auch gern am Abend bringen könnten, wenn es ihnen lieber war. Ich säße abends meistens daheim und wartete, daß jemand anrufen würde. Aber er meinte, sie würden es noch am Vormittag schaffen.«
    »Sehr gut. Übrigens, wir hatten vor, die Sache heute mal durchzuproben. Wir sind alle auf dem Polizeirevier Klara. Stenström übernimmt Bengtssons Rolle und ruft dich an. Du gibst umgehend auf Klara Nachricht, und wir kommen dann sofort und vereinnahmen Stenström. Kapiert?«
    »Ja. Ich ruf euch an, sobald Stenström sich gemeldet hat. Wann wird das ungefähr sein?«
    »Das wird nicht verraten. Du weißt ja auch nicht im voraus, wann Bengtsson anrufen wird.«
    »Ach so, ja, natürlich. Du, Martin…«
    »Ja?«
    »Der Mann wirkt keineswegs unsympathisch oder abstoßend. Er hat Charme. Das muß Roseanna auch empfunden haben.«
    Der Aufenthaltsraum in der Wache des Fünften Distrikts auf Regeringsgatan war eng und sauber, bot aber wenig Möglichkeiten, sich zu zerstreuen.
    Die Uhr war kurz nach acht, und Martin Beck hatte die Abendzeitungen bereits zweimal durchgelesen, von vorn bis hinten, bis auf die Sportseiten und den Anzeigenteil. Ahlberg und Kollberg saßen seit zwei Stunden über einer Schachpartie, die ihnen offenbar jegliche Lust an einer Unterhaltung genommen hatte, und Stenström schlief mit offenem Mund auf einem Stuhl neben der Tür. Er war entschuldigt, er hatte in der vergangenen Nacht Dienst gehabt. Außerdem war er da, um den Bösewicht zu spielen, und brauchte seine Geisteskräfte nicht zu strapazieren.
    Ab und zu kamen ein paar uniformierte Streifenpolizisten herein, die Freiwache hatten, und saßen eine Weile mit ausgestreckten Beinen vor dem Fernsehapparat; einige starrten neugierig auf die Kollegen von der Kriminalpolizei.
    Um zehn nach acht rüttelte Martin Beck den schlafenden Stenström wach. »Dann wolln wir mal…«
    Stenström stand auf, ging zum Telefon und wählte eine Nummer. »Hallo«, sagte er, »kann ich mal raufkommen? Ja? Fein.«
    Dann ging er zu seinem Stuhl zurück und verfiel wieder in seinen Dämmerzustand.
    Martin Beck sah auf die Uhr. 50 Sekunden später klingelte das Telefon. Es war mit einer direkten Leitung gekoppelt und nur für sie reserviert. Niemand anders durfte den Apparat benutzen.
    »Beck.«
    »Hier Sonja. Er rief gerade an. Kommt in einer halben Stunde.«
    »Verstanden.« Er legte auf. »Jetzt geht’s los, Kinder.«
    »Du kannst dich ebensogut geschlagen geben«, meinte Ahlberg.
    »Okay«, sagte Kollberg. »Eins zu null für dich.«
    Stenström öffnete das eine Auge. »Aus welcher Richtung soll ich kommen?«
    »Das bleibt dir überlassen.«
    Sie gingen zum Auto hinunter, das auf dem Hof der Polizeiwache parkte. Es war Kollbergs Privatwagen, und er fuhr selbst. Als er in Regeringsgatan einbog, sagte er: »Ich möchte den Platz in der Garderobe übernehmen.«
    »Nichts da, mein Lieber, das ist Ahlbergs Aufgabe.«
    »Warum?«
    »Er ist der einzige, der ins Haus gehen kann, ohne fürchten zu müssen, wiedererkannt zu werden.«
    Sonja Hansson wohnte auf Runebergsgatan, im zweiten Stock des Eckhauses zum St. Eriksplan.
    Kollberg parkte zwischen dem Kleinen Theater und Tegner. Dort trennten sie sich. Martin Beck ging über die Straße, ein paar Schritte in die Anlagen hinein und baute sich im Schatten des Karl Staaffs-Denkmals auf. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf das Haus, den ganzen Eriksbergsplan und die einmündenden Straßen. Er sah Kollberg mit ausgesuchter Nonchalance in Runebergsgatan einbiegen. Ahlberg hielt zielbewußt geraden Kurs auf den Hauseingang, öffnete die Tür und trat ein. Wie ein Mieter beim Nachhausekommen. 45 Sekunden später sollte Ahlberg in der Garderobe der Wohnung und Kollberg unter dem Brückenbogen der Eriksbergsgatan Posten bezogen haben. Martin Beck drückte auf die Stoppuhr:
    Fünf Minuten und zehn Sekunden waren verflossen, seitdem er nach dem Gespräch mit Sonja den Hörer aufgelegt hatte.
    Es war rauh und ungemütlich. Er schlug den Rollkragen seines Pullovers hoch und fauchte einen Betrunkenen an, der ihn um eine Zigarette anzubetteln versuchte.
    Stenström tat wirklich sein Bestes. Erstens erschien er zwölf Minuten vor der genannten Zeit, zweitens aus einer völlig unerwarteten Richtung. Er kam über die Treppen vom Eriksbergspark und benutzte eine Gruppe von Kinobesuchern als Deckung. Martin Beck erkannte ihn erst,

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