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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Erzherzog griff nach dem Kaffeehäferl, doch anstatt daraus zu trinken, stieß er es um. Der Kaffee rann über die Tischplatte und tropfte auf den Bretter­boden.
    „Verdammt“, stöhnte er, „mir ist so seltsam ...“ Sein Kopf sank auf den Tisch und sein Körper drohte vom Sessel zu rutschen.
    Graf Batheny packte seine Arme und schrie: „Gustav!“
    Als dieser ein paar Sekunden später in die Stube stürzte, rührte sich Karl Konstantin nicht mehr.
    Auch der Pächter war herbeigeeilt.
    „Dem Erzherzog ist schlecht geworden. Es muss der Schnaps gewesen sein. Wir bringen ihn zu einem Arzt. – Nein, wir brauchen keine Hilfe. Räum die Schweinerei hier weg und halt den Mund, sonst geht es dir an den Kragen. Auf Schwarzbrennerei steht Gefängnis!“, sagte der Graf.
    Gustav und sein Vater nahmen den Erzherzog in ihre Mitte und schleppten ihn zum Fiaker, hoben ihn mit Edis Hilfe hinein und fuhren los.
    „Sag deinem Burschen, er soll seine Rösser ein bisschen antreiben. Der Stanzi wird gleich wieder munter werden. Er hat nur die Hälfte von dem Zeug intus, da er seinen Kaffee umgeschüttet hat.“
    Kurz bevor sie bei der Polizeidirektion angelangt waren, kam der Erzherzog tatsächlich wieder zu sich. Gustav versetzte ihm mit der kleinen Laterne kurzerhand einen Schlag auf den Kopf, so wie es Dorothea neulich bei dem falschen Italiener gemacht hatte. Von der Kleinen kann man auch in dieser Hinsicht was lernen, dachte er vergnügt. Graf Batheny schenkte ihm zwar einen missbilligenden Blick, als Blut über die Stirn des Erzherzogs tropfte, sah aber ein, dass sie keine andere Möglichkeit hatten.
    Als sie den Erzherzog die Stiegen hinauf in Rudis Büro zerrten, begegneten sie zum Glück nur einem Polizisten, der sie erstaunt anblickte, aber keine Fragen zu stellen wagte.
    „Wahrscheinlich hält er uns für Geheime, die einen gefährlichen Verbrecher geschnappt haben“, flüsterte Gustav seinem Vater zu, nachdem der Polizist aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
    „Und er hat nicht ganz Unrecht. Zwar sind wir keine Geheimen, aber wir haben den gefährlichsten aller Verbrecher in unsere Gewalt gebracht.“ Gustav regis­trierte erfreut den Stolz, der in der Stimme seines Vaters mitschwang.
    Dorothea wartete bereits in Rudis Büro auf sie und machte ihre Aussage, identifizierte den immer noch benommenen Karl Konstantin eindeutig als den Mann, der versucht hatte, sie mit einem Hirschfänger zu töten. Die Wunden auf ihren Handflächen waren noch nicht verheilt.
    Der Polizei-Oberkommissär entließ die hübsche Dorothea bald und zwinkerte Gustav zu. Dann bat er ihn und den Grafen, draußen am Gang zu warten.
    Rudi schien bestens gelaunt. Er durfte zwar seinem Freund und Graf Batheny nicht erlauben, beim anschließenden Verhör anwesend zu sein, da sein Assistent Horvath zugegen sein und die Aussagen des Erzherzogs protokollieren würde, aber er ließ die Tür des Vernehmungsraumes einen Spalt offen, sodass Gustav und sein Vater, die auf zwei unbequemen Stühlen Platz genommen hatten, jedes Wort mithören konnten.
    Der Erzherzog war mittlerweile wieder Herr seiner Sinne. Gustav und sein Vater hörten ihn schimpfen. Er wollte die beiden sofort wegen Überfalls und Entführung anzeigen. Doch Rudi schnitt ihm das Wort ab.
    „Wir warten noch auf Polizeiassistent Horvath. Er wird gleich da sein.“
    Dorothea war nach Hause gegangen. Marie Luise wartete, gemeinsam mit Vera, in den Hofstallungen voller Ungeduld auf ihre Rückkehr und die neuesten Nachrichten aus der Polizeidirektion. Der Graf hatte darauf bestanden, dass seine Tochter nicht einvernommen werden durfte. Und Gustav war das nur recht. Er hatte Sorge gehabt, das hysterische Gerede seiner Halbschwester würde Rudi komplett verwirren.
    Erzherzog Karl Konstantin saß mit dem Rücken zur Tür. Er war sich nicht bewusst, dass es Zuhörer gab. Diese Vorgehensweise war zwar nicht ganz korrekt, doch das interessierte den Polizei-Oberkommissär nicht. Er hatte nichts anderes im Sinn, als den Frauenmörder von Schönbrunn seiner gerechten Strafe, dem Tod durch den Strang, zuzuführen. Kaum war Polizeiassistent Horvath eingetroffen, begann er mit dem Verhör.
    Karl Konstantin verhielt sich von Anfang an arrogant und herablassend.
    „Diese Leute sind komplett verrückt. Entführung eines Erzherzogs – das wird Folgen haben!“, sagte er und zündete sich betont genüsslich eine Zigarette an.
    Er ließ Rudi seine natürliche Überlegenheit durch seine Herkunft deutlich

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