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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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einmal Manzini. Am Rand des Kastanienwalds steht sogar ein kleiner Traktor, ein orangefarbener Landini.
    Der Kollege löst sich aus dem Grüppchen. Er trägt Cordhosen, einen grauen Pullover und das Barett und sieht so bleich aus, als wäre er über Nacht erfroren. In den zweifarbigen Augen, blau das rechte und braun das linke, ist überhaupt kein Gefühl zu sehen. Es scheint, als habe er sich an irgendeinen weit entfernten Ort geflüchtet.
    »Komm.« Mehr sagt er nicht.
    Die kleine Gruppe öffnet sich feierlich. Niemand sagt etwas. Roberto schluckt ein paarmal, während die Bilder, die seine Albträume füllen, sich in seinem Kopf verfestigen.
    In ein Leichentuch aus weißem Nebel gehüllt, liegen drei Tote neben dem grauen Sockel des Denkmals. Ein Mann, eine Frau und ein Mädchen, wie man es ihm gesagt hatte. Niemand hatte ihn jedoch darauf vorbereitet, dass man ihnen zusammen mit dem Leben auch noch die Hälfte der Gesichter genommen hat, sodass nur ein Loch aus Fleisch und Knochen übrig war. Das Mädchen hat nur noch ein Auge, ein kastanienbrauner Edelstein, der respektlos in den weißen Himmel starrt.
    Feuerwaffe. Ziemlich kraftvoll. Aus unmittelbarer Nähe. Er hat die in der römischen Spezialeinheit Gewaltverbrechen entwickelten Automatismen nicht abgelegt. Die Gesichter der entstellten Leichen legen sich über die vielen anderen, die er in jenem Leben gesehen hat, das er so gern hinter sich lassen möchte.
    Darauf war ich nicht vorbereitet, es schmerzt zu sehr. Questore Augusto Bernini, Befehlshaber der Spezialeinheit, behauptete, die einzige Möglichkeit, seine geistige Gesundheit zu bewahren, bestünde darin, die Leichen als Lumpensäcke anzusehen, als bloße Gegenstände. Roberto war das nie gelungen. Er war sicher, dass die Opfer nicht in Frieden ruhen konnten, solange die Mörder sich noch auf freiem Fuß befanden.
    Er konzentriert sich auf die kleine Hand, zur Faust geballt, als wollte sie etwas Wichtiges umklammern. Vielleicht das Leben selbst, das ihr jemand entriss. Du ruhst jetzt bestimmt nicht in Frieden, aber ich werde es nicht sein, der sich mit dir beschäftigt. Ich würde es nicht aushalten.
    Er ist wütend. Und hat Angst, dass alles, vor dem er geflohen ist, erneut über ihn hereinbricht. Er konzentriert sich auf die Lebenden. Die Neugierigen. Die hier nicht hergehören und jetzt stumm und erschüttert dastehen. In diesem Moment bemerkt er, dass er seine Dienstwaffe nicht dabeihat. Immer dieselben Fehler.
    Er erkennt den stattlichen Alver Govoni, den Wirt des Dorfes. Ungeachtet der Kälte trägt er ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln. An seinen Arm klammert sich seine Mutter Argìa, gebeugt, als drückten die Jahre und der Wollschal um ihre Schultern sie nieder. Links von den beiden ein Mann mit Schnurrbart, der sich auf einen Stock stützt: Luigi Raimondi, der Bürgermeister von Case Rosse. Etwas abseits ein Mann in den Siebzigern, untersetzt, mit rotem Gesicht. In den Händen knetet er eine Art dunkle Baskenmütze.
    »Berto Guerzoni«, murmelt Manzini, der an Robertos Seite geblieben ist. »Wohnt hier in der Nähe. Er war’s, der mich angerufen hat. Ich hab ja noch gehofft, er wäre bloß betrunken. Aber …«
    Er ist der Einzige, der nicht auf die Leichen starrt. Dann, laut: »Hier gibt’s nichts mehr zu sehen. Geht nach Hause.«
    Guerzoni stößt einen Laut aus, irgendetwas zwischen Stöhnen und hysterischem Lachen, der den Bann löst, der die Wiese, die Gedenkmauer, die Eiche, die Menschen eingefroren zu haben schien.
    Alle gehen zu den viel zu nah geparkten Autos. Langsam, ohne Protest, kaum einen leise gemurmelten Gruß auf den Lippen. Die einzigen Worte, seit Roberto gekommen ist. Sie sehen aus, als wären sie von einer schweren Aufgabe entbunden worden. Als wäre es irgendwie ihre Pflicht gewesen, herzukommen.
    Alver hilft seiner Mutter in einen alten militärgrünen Range Rover, der Bürgermeister wirft den Stock auf den Beifahrersitz eines schwarzen Ford Fiesta, der alle Bedienelemente am Lenkrad hat. Auch Berto Guerzoni macht Anstalten, zu seinem Traktor zu gehen.
    »Sie bleiben hier«, hält ihn Roberto auf.

3
    B evor er sich mit dem Bauern beschäftigt, beugt Roberto sich vor. Das Gras hinter dem Vorhang aus Nebel ist von Reifen und Schuhen plattgedrückt. Spuren, übereinander, unbrauchbar.
    Leise sagt er vor sich hin: »Die Zahl der verwertbaren Spuren ist umgekehrt proportional zur Anzahl der Personen, die nach der Tat den Tatort durchqueren.« Noch so was, was Bernini

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