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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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Zunächst zeigte er ihnen den Wohnbereich, hielt vor dem Panoramafenster im Esszimmer inne, um sie an der prächtigen Aussicht teilhaben zu lassen, und führte ihnen anschließend die großzügige gemauerte Küche vor. Dann geleitete er sie in den Garten, wo ein Belvedere den Blick auf das ganze Tal freigab; neben einigen Obstbäumen befand sich ein Kräutergarten, in dem auch zwanzig verschiedene Sorten scharfe Paprika wuchsen, dazu einige äußerst seltene Salbeiarten. Schließlich führte er die Gäste ins Untergeschoss und verkündete, während er eine kleine feuerfeste Tür öffnete, mit gespieltem Gleichmut:
    »Und nun kommen wir zum wichtigsten Teil des Hauses.«
    Piergiorgio hatte einen Weinkeller erwartet und sich schon ein paar anerkennende Floskeln zurechtgelegt – meine Güte, das ist ja großartig, und was für ein Jahrgang ist das hier, wie lange haben Sie denn gebraucht, um sich so eine Kollektion anzulegen –, was man halt so sagt, wenn man die Sammlung eines leidenschaftlichen Connaisseurs besichtigt, von deren Gegenstand man keinen blassen Schimmer hat. Doch die hohlen Worte konnte er sich glücklicherweise sparen, denn der Keller, in den Bürgermeister Benvenuti sie treten ließ, war tatsächlich beeindruckend. Nicht wegen der Weine – das hätte Piergiorgio nicht zu beurteilen vermocht –, sondern wegen der Räumlichkeit an sich. Der eigentliche Keller, in den man durch eine Bodenluke gelangte, war aus dem Tuffstein gegraben: gut einhundert Quadratmeter voller in den Stein gehauener Nischen, mit etwa einem Dutzend grober Säulen, auch diese aus dem Tuff gehauen und ebenfalls mit einer Reihe von Nischen ausgestattet. Alles voller Flaschen.
    Während Piergiorgio und Margherita, die Philologin, sich umsahen, lächelte Benvenuti und zog eine Flasche aus einem der vielen kleinen Hohlräume.
    »Hier haben wir einen kleinen Aperitif, und dann nehmen wir gleich mit, was wir beim Abendessen trinken werden. Sie sind heute in jeder Hinsicht meine Gäste.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Margherita und ließ ihren Blick weiter durch den Raum schweifen, »sind wir nicht in einer Trattoria verabredet?«
    »Doch, doch, wir gehen ins Pignata «, sagte Benvenuti. »Gleich hier oben am Berg. Aber wir haben ja wichtigen Besuch, und da lasse ich es mir nicht nehmen, das Rohmaterial zur Verfügung zu stellen …«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kommen Sie, folgen Sie mir. Das Beste haben Sie noch gar nicht gesehen.«
    Sie gingen die Treppe hoch, der Bürgermeister klappte die Luke zu und ging auf ein zweites Metalltürchen zu, das etwas Aseptisches an sich hatte. Er öffnete es, machte eine ausgreifende Geste und sagte:
    »Bitte sehr.«
    Dass der Bürgermeister ein leidenschaftlicher Jäger war, hatten die beiden im Laufe ihres Besuchs begriffen, sowohl anhand der Glasschränke, in denen ein knappes Dutzend Karabiner ausgestellt waren, als auch wegen der Trophäen – ein Hirsch und ein Wildschwein, oder besser gesagt ihre jeweiligen Köpfe –, die die Gäste von der Nordwand des Wohnzimmers mit gläsernem Blick begrüßt hatten. Dennoch brauchte Piergiorgio einige Sekunden, um diesen Raum mit dem gefliesten Boden, dem Metallwaschbecken und der Kühltruhe mit den Jagdtrophäen zusammenzubringen. Anders gesagt: Er brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass der Herr Bürgermeister eine Metzgerei im Haus hatte.
    Margherita hingegen begriff auf der Stelle und wurde kalkweiß.
    Und während die zwei sich umsahen, ohne zu wissen, was sie dazu sagen oder ob sie überhaupt etwas sagen sollten, versetzte ihnen der Herr Bürgermeister den Gnadenstoß.
    »Ich sagte ja, Sie sind heute in jeder Hinsicht meine Gäste. Alles, was Sie heute Abend zu sich nehmen werden« – der Bürgermeister griff sich mit eleganter Geste an die Brust –, »habe ich erlegt. Höchstpersönlich.«
    Was der Bürgermeister nach dem Abendessen dahergeredet hatte, um das gesellige Beisammensein zu eröffnen, mochte durch den Alkohol vernebelt sein, aber es war in allen Punkten zutreffend; insbesondere, was die Küche von Meister Stelio anging. Das war bemerkenswert, denn ein Blick auf die Speisenfolge, die unerbittlich das Repertoire einer toskanischen Dreigroschen-Trattoria abzubilden schien – »Gemischter Vorspeisenteller mit Schinken und Crostini«, »Tagliolini mit Trüffeln«, »Im Ofen geschmorter Hase mit Kartoffeln«, all das mit dickem Filzstift von Hand geschrieben, in Anführungszeichen und auf einem gelben Blatt Papier –,

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